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Archiv der Geſellſchaft fuͤr aͤltere deutſche Geſchichtkunde
zur
Befoͤrderung einer Geſammtausgabe der Quellenſchriften deutſcher Geſchichten des Mittelalters.
Herausgegeben von
1. Lambert Büchler,
Großherzoglich Badiſchen Legations⸗Rathe, Nitter bes Badiſchen Haus-Ordens vom Zaͤhringer Loͤwen, wie auch bes Ruſſiſch-Kaiſerl.
St. Annen-Ordens 2ter Klaſſe, ordentl. konſtituirenden Mitgliede,
und beſtaͤndigen Sekretaͤr der Geſellſchaft; der Koͤnigl. Akademie ber Biſſenſchaften zu Mänden Eorrefpondirenden Mitgliede, und
D: Carl Georg Dümge,
Großherzoglich Babifchen General: Landes: Archiv -Hathe, orbentlichen Zonftituir. Mitgliede ber Geſellſchaft, und Redakteur der Geſammt⸗ Ausgabe; der König. Akademie d. Wiffenfchaften zu München
korrefpondirenden Mitgliede.
Dritter Ban"
Frankfurt ſa. M., 1821. In der Andreaiſchen Buchhandlung.
— — — — ————— — —
Borerinnerung.
Die zufällige längere Unterbrehung des Drudes diefer Hefte hat insbefonvere auch die Belanntwers dung des DBriefmechfeld der Gefellfchaft bedeutend zurücgefegt, von welchem weniger nicht als acht Monate nachzuholen find.
Wollte man nun auch jedem Hefte des Archives zwey Monate Briefwechſel beyfügen, fo würde, bey monatliher Folge der Hefte, wegen fteigenver Ausdehnung dieſes Briefwechſels in Jahr und Tagen keine Herſtellung des moͤglichſten Gleichlaufes zu bewirken ſeyn. Auf der andern Seite würden aus⸗ führlichere Beytraͤge entweder nur ſtüuüͤckweiſe geliefert werden koͤnnen, oder allen Raum fuͤr die übrigen wegnehmen.
Das eine, wie dad andre wäre gegen einen Hauptzwed und Hauptgrundfaß bey der Heraudgabe dieſes Archives; die möglichit fchnelle Verbreitung aller eingehenven geeigneten Beyträge und die Lieferung eine® jeglichen in gleich gegens wärtiger Bollftändigfeit, damit derfelbe fofort nach
266554
IV
feinem ganzen Inhalte überfehen, beurtheilt und benußt werden fönne, wodurch unfern verehrten Mitgliedern und Mitarbeitern gar mancher beträcht: ‚ liche Zeitverluft erfparet, und mand)er Vortheil gewonnen wird.
Aus dieſen Urſachen wurde unter den gegebes nen Umſtaͤnden für dienlich erachtet, niht nur drey Hefte des Archives oder Die ganze zweyte Hälfte des dritten Bandes auf einmal erfcheinen zu lafien; fondern auch ven ungleich größern Theil ihrer Bogenzahl dem Nachtrage des Briefwechſels zu widmen.
Da aber auch durch diefe Maafregel, wegen Stärke des Borrathes, ein Beylommen mit diefem Artikel noch nicht alsbald zu erreichen fteht; fo wird man ben erftern Heften des bereit unter der Preffe befindlichen vierten Bandes, bis zu moͤglichſt bergeftelltem und dann ftrenge einzuhal: tenden Gleich⸗Laufe, jeglihem zwey Monate Brief: wechſel beyfügen,, zugleich aber dafür forgen,, daß dabey die Aufnahme der ausführlidheren ſowohl als „ber minder ausführlichen Beyträge und einzelnen Neachrichten nicht beeintraͤchtigt werde.
Die Herausgeber.
Inhalt.
41) Ueber Has Authographon ber Chronik bes Wer: noldbus in der Münchner Bibliothek; zugleich über ben Hermannus Gontraetus. Kom Bibl. sup den Dr. Docen in Münden . . .
2) Gernere Rachrichten über ben fruͤhern Keil ber Chronica 6. Aegidii in Brunsvig. Bon demfelben .
3) Necrologium Prumiense: Auszäge. Bon Hrn. Prof. u. Biblioth. Dr. Wyttenbad) in Trier. »
4) Einige Bemerfungen zum 5. unb 6. Heft des I Bdos. des Archives der Geſellſchaft für Alt. deutſche Geſchichtkunde. Mitgetheilt von Hrn. Hofrath Hohens eiher, in Partenliiden . . .
5) Beihreibung eines codex picturatus ber Re niglich⸗Riederlaͤn diſchen Bibliothek im Haag, von neues rer Hand, betitelt: Historia Guelphica cum Iconibus. In fine Historia S. Sanguinis. Von Hm. geb. Rath v. Arnoldi in Dillenburg .
6) Auszug bes Sitzungsprotokolls der gitials@efenfcjaft für Deutihlands ältere Seſcigttunde zu Muͤnchen, vom 22. Oktober 18290 . -
7 Beberfiht bes Beiefweäfeie vom Erpienbe und Oktober 18% .
8) Ueber bie Quellen ber aitern deutfchen Weſchiteunde wu
17
37
48 51
Salzburg . . » 101
9 Rod etwas über bie Boaͤmlerſche Ehronit. (Bor Hm. geb. Rathe von Arnolbi gu Dillenburg.) . 10) Rachrich ten über alte Zahrzeitbüdher - -» 11) Ueber Adelboldi episcopi traiectensis tractat. de vita Henrici II. imperatoris -
12) Bemerlungen fiber bie alte Vanbdſchrift des eiut: prand (rer. gest.) in der Eöniglihen Bidliothet zu Münden aus Anlaß ihrer Bergleihung mit der Außs gabe ex offlicina Jodoci Ascensii et Js. Parvi. Pa- risiis 1614. 4. von ‚Herrn Oberappellations > Rath von Delling in Muͤnchenn.
. 112
‚1233
. 128
VI
—
13) Bemerkungen über bie Handſchrift des Monachus
S. Gallensis de Vita Caroli M. in der koͤniglichen Bibliothek zu Münden. Aus Anlaß ihrer Vergleihung mit der Xusgabe in Hahnii Collect. Monum. von Heren Bachlech ner, Scriptor der koͤnigl. Bibliothet. 136 14) Bemerkungen über bie alte Handfchrift des Paulus Diaconus de Gest. Langobardor. in ber koͤniglichen Bibliothek zu Münden. Aus Anlaß ihrer vollffändigen Vergleihung mit ber Ausgabe: Aug. Vindelicor. 1515. von Herrn Landgerichts s Aflefior von Shlihtegrol! zu Freyſingen.. . . ..138 15) Inſchriften am Srahmale Sünthere son Schwarze burg im Dome gu Brankfurt am Main. Bon Herrn
Profeſſor Gr otefend zu Zranktfurt . . . 142 16) An die ‚Herren Herausgeber bes Archivs ber Sefeliäeft für ältere deutſche Gefhihtöfune . . . 146
47) veberfiht des Briefweqhſels. (Rovember und December 1820.) (FortſetzungJ. 4130
49) Caroli Dümge et Francisci Mone Socioram adnota- tiones de Codicibus manuscriptis historicis et anecdotis in itinere brevi Alemannico repertis. Continuatio. . 209
419) Ausführliche Beſchreibung dreier, auf ber Jenaiſchen Unis verfitäts Bibliothek befindlihen Manufcripte: Gincs Ins befannten hiſtoriſches Fragment und zweier Handſchriften der Chronik Conrads v. Aueräberg von J. D. GComp⸗ ter mit, drei. litographirten Nachbildungen. 266
20) Fortſe ons ber Bemerkungen zum erften Banbe bie> fe Ardivs von Hrn. Hofraty Hoheneiher in Pas tenkirchen, nebft beigefügten biplomatifchen Beiträgen zur Sefätäte der Juden in Deutihlandb . .
21), Roh ein Wort über Regine) und bie nrſcrift ſeiner Shronit + - Hrn. Profeſſor miete nbach zu Trier. 2 0.0.0. 00.29
22) Einige Beniertungen zu ben Quellen“ ber mitles ven beutfhen Geſchichte von Herrn Winiſterieirett v. Kind aus München. . . .2097
23) Nachricht von dem Chronicon Basloden« e im Dlbenburgifhen Landes s Archiv von Hm. D. Ricklefs in Oldenburg. . .. 300
24) Den Goder von Mattfee betreſſend, von Hrn. Legationsrath v. Koch⸗/Sternfeld...4304
yo
25) Bon Kennzeichen zur Bellimmung bes Alters ber Handſchriften aus ©. Fiſchers MWeihreibung typo⸗ graphiſcher Seltenheiten abgebrudt . 43606
W) Steininſqhrift den Friedeneſchluß der Markoman⸗ nen mit den Slaven betreffend, ohngefaͤhr vom Jahr 173, aus früheren Druckſchriften mitgetheilt und mit eignen Bemerkungen verfehben von Herrn Profeſſor Radloff mn Bonn 2:2 re 0. 0.2 + Bid
ET) Ueberfiht des Briefwechſels (Sänner 1821) Fortſedunggg.42311
28) Miszellen. 1. Aufnahme und Würbigung bes Uns ternehmens in dem Königreihe Sadhfen, 2. Kufnahme und Würdigung beflelben in Wiens 3. ueber die roͤmi⸗ ſchen Altertyämer zu Augsburg von D. Kaifer . 340
29) Kernere Bemerkungen über die Handſchriften ber Gt. Smmeramer Sammlung von Herrn Bibl. D. Docen, mn Rinden 2 2 2 4434541
30) Inyalt bes Werkes: De Caroli Magni Sanctitate ge- nealogia et gloria meritorum , eingefendet von Herrn D. Perg, in Win - 2 20.2 0.20...38
31) Anzeige einer noch ungebrudten Chronica Ratispo- nensis, aus dem zwölften Jahrhundert, eingefendet von Herm Biblioth. EG. D. Docen, in Münden . 359
37) Bern Hofrath Mannerts, in Landehut, Bemerkungen: über bie Herausgabe ber deutfhen Gefhihtss quellen, aus einem Schreiben an Hrn. Director Sch lich: tegroll, in Münden. Ron Lesterem mitgetheilt . 366
3) Auswahl von Briefen, größtentheils paͤbſtliche aus dem neunten Jahrhunderte, mitgetheilt von Hrn. Prof.
D. Wittendad, in Trier 0. 0.0.
4) Einige Bemerkungen burd das Archiv veranlaßt, von Herrn ER, vo. Arnoldi, in Dillenburg . . . 381
35) Ueber die beutfhe Driginal Ausgabe des Cronici Stavici etc. von Herrn Biblioth. Prof. D. Grautoff,
11, 00.2: 1T 7 DE
36) Auszug aus dem neuern Hanbdfhriften » Berzeichnig der 8. K. Hoſbibliothek von A. D. Pers, in Wien . 391
37) Berzeichniß verfhiebner Hanbichriften deutfher Ges THichtsquellen in der Bibliothek des Batidan . . 414
via
38) Berzeichniß von Handiäriften beuticher Geſchichtsquel⸗ len in ben Bibliotheken zu Orforb und Cambridge von Herrn D. Färber. .
39) Berzeihniß ter aufber Stadtbibliothek in gäbe .
befindlihen geſchichtlichen Handſchriften von Hr. Bibl. Prof. D. Srautoff daſelbſt oo. . 447 40 Berzeihntf einiger Handicriften beutſcher Geſchichte quellen auf ber Univerſitaäts⸗VBibliothek in Bres⸗ lau von Herrn Prof Stenzel daſelbſt. .451 41) Erlaͤuterungen über eine filberne Schale ber Weis marifhen Sammlung von Herrn X. 8. D. Dümge und Prof. D. Srotefenb, net gem Steindrude . . 455 42) Probe aus bem Dichtergarten Heinrichs von Muͤchlin aus einer, Handſchrift bes Klofters Mariazell in Deſterreich, eingefenbet von Herrn D. Pers, in Wien . 43) ueberfiht bes Briefwechſels. Februar — Ku: guft 1821 . ‚471 44) Misgellen. Xufnapme und ® ürbigung bes Gefammtsünternehbmens; 1) Auszug bes 9ften Protokolls ber H. d. Bunbesverfammiung vom 26. Suli 1821. 2) Beitrag Sr. Maj. des Könige von Preußens 3) bes gleihen Sr. Durchlaucht bes Herrn Kürften von Thurn und Taxis; 4) der Durchlauchtigſten Herzoge von Anhalts Bernburg, Göthen und Deflaus 5) der freien Stadt Frankfurt; 6) Ueberfiht ber Pränumerationen auf bie: Gefammtausgabe ber hoͤchſten Souveraine und Begieruns gen ber beutihen Bundesſtaaten; 7) Ueberfiht ber Eins nahmen und Ausgaben ber Geſellſchafts⸗Direction von ihrer Gtiftung bis Ende 18215 8) Ankündigung ber Zeitſchrift: Die geöffneten Archive für das Königreich Batern; 9) Ans zeige von D. Kreifes Archiv für alte Geographie, Geſchichte und Altertfüamr - “2 0. ..678 45) Regifter zum beiten Bann. 0.2695
u
1.
Ueber das Autographon
der Chronik des Bernoldus in der Münchner Biblio. thek; zugleich über den Hermannus Contractus.
Von der Ehronik des Bernoldus laͤßt ſich ohne Beziehung auf den Hermannus Contractus nicht wol reden; ed wirb daher nicht unpaffend feyn, mit legterem unfre Anzeige zu beginnen.
I. Herimannı contractiı Chronica.
In den Sammlungen ber SS. rer. germ. hat wol fein Geſchichtbuch der mitilern Zeiten fo vielfältige Irrun⸗ gen veranlaßt und erfahren, als die befannte Chronik bed Hermannus Contr. Nicht weniger ald drei verfchies denartige Texte, beren aber feiner das Achte Wert des Berf. darſtellt, finden wir in der Struve’fchen Ausgabe des Piſtorius 1731. zufammengeftelt. Schon der ganze Anfang » de sex mundi aetatibus « iſt eine fremde Zuthat, da wir. aus Hermann’d Biographen willen , daß feine Chronik nicht mit den Alteften Reichen, fonbern mit ben Jahren feit Chr. Geb. begann. Sodann fielt 1) der Als tefle gedruckte Text des Sichard, ungewiß aus welcher
4 ”
Nu 4 Br - : E . fleber. dad Autographon
HS.,. den Achten Hermannus keineswegs dar, ba, wer nigftene bis 1040. , fo vieles willkuͤrlich zuſammengezogen oder ganz ausgelaffen ff. 2) Der zweite Tert, den Urs ftifius aus einem 1768. verbrannten MS. befannt machte, unter der Bezeichnung »Novus Codex« ift noch weit weniger , als bad Werf des Herm. Contr. anzufehen, indem ſelber, wie ſich zeigen wird, nicht anders als bie Arbeit feines Epttomators und Fortſetzers, Bernoldus, iſt. 3) Endlich, ber dritte Tert, aus ber Ausgabe des Caniſius, ift Die vielfältig interpolirte und verberbte Chronik dee Hermannus aus einer papierenen HS. des XV. Ih., über welche man vor ber Hand Uſſermann's Urtheil ©. V. XIII, und Hrn. Plac. Braun Notitia de Codd. MSS. in bibl. ad SS. Udalr. et Afr. II, 103. nachfebe.
Erft im J. 1790. erfihien der unverderbte Text die⸗ fer Chronif, aus einer alten Reichenauer HS., durch den gen. Uffermann, Benedictiner zu St. Blaften, ber forgt. Zu Ende ift diefe HS. defect CS. 1%.); das folgende , wenigftend von 1053. an, aus dem Mury’fchen . God. , iftirrig in jener Ausgabe als ber Achte Tert des Hermann angefügt, welchen der baruntergeftellte, volls ftändigere, des Urftifius darzeigt, mit dem auch die alte, nett gefchriebene HS. aus St. Emmeram (ſ. Archiv I., 497.) übereinfkimmt. (In dem Gättpeiher MS. wird das vom J. 1153. an folgende ſchon dem Sortfeger Bers tholdus beigelegt. )
Hr. Dümge (baf. II., 41.) äußert, die Uffermann’s ſche Ausgabe fcheine die Vergleichung mit yıfrer St. Ems meramer HS. nicht Überfläßig gemadyt zu haben. Daß kann ich vollkommen beftätigen, denn ift darin auch verſchiedenes, was auf die Conſtanzer Didcefe des Vf.
der Chronik des Bernoldus ꝛc. 5
Bezug hat, Abergangen *); fo iſt doch hinfichtlicy ihres Alters, und daß fie von einem fundigen Schreiber bers rührt, fchägber, und kann auf jeden Fall dienen , die aͤchte Orthographie bed Auctors wiederherzuftellen. (fs fermann fagt ©. 32.: Orthographiam, in nominibus praecipue propriis, nostro tempori congruam adop- tarimus. )
Es wird nicht überflüßig ſeyn, über bdiefen Cod., des XI. oder XII. Jahrh., meiſt von blaffer Schrift, in kl. 4. bier folgendes kurz zu bemerfen. Das erfte BL. fängt mit dem J. 385. an (ſ. nachher); ein vorgefeztes Blatt aus dem 15. Ih. ergänzt diefe Jahre bis 378. aufe wärtd, von wo an nad) ber Angabe des Bernoldus in dem Münchner Autographon Heremanuus feine Chronik an bie des Hieronymus anfchloß. Unter dem 5. 1054. BI. 70. endet der Tert mit den Worten: Dominus Papa, cum aput beneventum . . . iuxta sepulchrum S. papae Gregorii sepultus, miraculis clarus esse memoratur. Explicit chronica Herimanni. Mit bem Tert des Urs ſtiſius übereinftimmend, bei dem aber, wie in der Murys (hen HS.., miraculis claruisse ftatt clarus esse ſteht; beiderfeit® folgen ſodann noch vier, bei ung fehlende Zeis Im. — Fremde Einfchiebfel habe ich in der Emmeramer HS. nicht bemerkt; was unter 642. fteht Choc tempore
b. Emmerammus pictaviae praeerat ep’s , uud 692.
hiis dfebus passus est, b. Emmer. in baioaria, ingl.
8. 30% ift ven andrer Hand **) angefügt, beweift
*) S. Uffermann &, XIV. (vergl. nachber Sanfths nähere Angabe.)
) Die auch 8.9.3. 1026. bad Dasum bes Auctorse, den Bir
6 Ueber dad Autographon
alfo noch nicht für Uffermann’d Ausfage, unfer Eobd. ſey in jenem Klofter gefchrieben. — (Außer diefen eignen finde ich in Sanftl’d Catalog noch folgende Bemerkung: Assumenta tria ad an. 385. 508. et 513. ex Bernoldo adiecta leguntur. Dieß klingt fehr auffallend, ba man body glauben möchte, unfer Cod. ſey früher gefchrieben worden, als die Arbeit bes Bernolbus befanut wurbe. Wir wollen diefe Stellen näher anzeigen. 385. Bernols bus: Jeronimus pbr. iam in bethlehem habitans clarus habetur, Priscillianus haeret. in synodo burdegalensi damnadus fugit, sed treveris ab ebodio praefecto in- terficitur. Ganz fehlend im Uſſerm. Texte bed Herm. Contr., in der HS. aus Emmeram aber fo lautend: Hieronimus phr. iam in bethl. habitans , scudio ec doctrina incomparabilis, toto claruit orbi. Priscil- lianus in sinodo burd, iam damnandus fugit, et tre- ueri ab ebodio prefecto auditus cum sequacibus erro- ris gladio addictus est. Iſt es nicht weit wahrfcheins licher, daß Bernold biefe Stelle ſchon in feinem Exem⸗ ylar des Herm. Contr. fo vorfand, und fie abgekürzt in feine Sompilation aufnahm? Eben das gilt von ben in dem Ufjfermannifchen Text fehlenden Worten zu 508. »Hoc quoque tempore Avitus abbas aurel. virtutibus et prophetiae spiritu eflulsit« (bei Bernold clarus ef- fulsit), unb unter 513. » Cassiodorus . . et chronica fecit et tripartitam historiam ordinawits, wofür ber Ufferm. Coder nur unvollftäudig »et chrogica fetit« hat, jo daß von einem » Affument« bey ung wol nicht dfe Rede feyn kann. (Das Ehronikon bes Caſſiodorus folgt in unfrer
ſchof Gebehard von Regensburg bete., » XVI. Kal. Mart,« in Aprilis geändert hat,
2
der Chronist des Bernolduß 2c. 7
HS. unmittelbar nach dem Werke ded Herm. Eontr., und hier am Rande ber fünf erften Seiten find Denkwuͤrdig⸗ feiten der Jahre 1197. und 1228. beigefchrieben ; um unfre furze Angabe im Archiv I, 427. zu vervollſtaͤndi⸗ gen.) Auperbem heißt ed in Sanftl’s Catalog noch: Codex noster, quo etiam idem eruditus editor uf.) usus est (wovon aber freilich feine Ausgabe feine Spur enthält) cum hac editione prae caeteris maxime con- cordat, passim tamen, saeculo potissimum VIII. IX. X. et XI. facta quaedam, ea praecipue, que mona- sterii Augiensis , et San-Blasiani, nec non Sueviae historiam spectant, omittit, paucis etiam librarii osci- tantia praetermissis. So finde ich, als einmaliges Ueber⸗ ſehen, daß Bl. 9. mit dem 3. 484. ſchließt, uud’ die fols gende Seite fihon mit 490. anhebt.
Zufolge dem Berzeichuiß der HSS. bei Uffermann, wire übrigens, naͤchſt dem Reichenauer,, diefer St. Ems meramer Gober ber einzige, noch vor dem XIV. Jahrh. gefchriebene, der ung den wahren Tert des Hermann Contr. aufbewahrt hat. Dümge hat a. a. D. eine Bergleichung diefed Auctord mit dem Mury’ihen MS. in Anregung gebracht; allein der darin enthaltene Text kündigt ſich ausdruͤcklich als ein bloßer Auszug aus dem Res gino, Herm. Contr., Berthold und Bernold au, welch Iezteren er in den fpäteren Jahren Cer endet mit - 191.) ziemlidy unverändert zu enthalten ſcheint.)
Sch füge bier gelegentlich noch folgende Nachricht zur Literatur der Werke des Herm. Contr. bei. Zufolge feiner kurzen Lebensbefchreibung , durdy feinen Schüler Berthold, ©. 348. der Ufferm. Ausg., » Libellum de octo vitiis prineipalibus incundulum, metrica diversi- tate Jyricum, poetice satis elaboravit. « Diefe Schrift
8 Ueber dad Autographen
bat fi) unter den St. Emmeramer Handfchriften , in einem God. auf Pergam. in 4. erhalten, unter db. T. »Inc, opusculam Herimanni diverso metro composi« tum ad amicas suas quasdam sanctimoniales feminas;« ‚ Colom. Sanft! hat ed in feinem Catalog ©. 1577 — 1601. volftändig abgefchrieben. Nach Angabe des Anonym Mellicens, ift unfer Auctor auch Verfaſſer bed Gedichte (in Herametern) de conflictu ovis et lini, welches ich vor Jahren fehon ohne feinen Namen in einem alten God.
der älteren Münchener Manuferipten » Sammlung ans traf. —
II. Chronica Bernoldi presbyteri Constantiensis,
Die eigenhändige Hanbdfchrift des Verfafferd diefer Chronik, melde ſchon feit einigen Jahrhunderten fi in der Bibliothek zu München befindet, ift in ihrer Art vielleicht die intereffantefte unter allen hiefigen MSS., da wol ſchwerlich irgend eine andre aus fo früher Zeit als bie Originals Schrift des Auctors bier kann nachgewiefen werden, und, wie fich zeigen wird, jenes Intereſſe auch durch einen noch fo genauen Abdrud nicht gemindert wers ben fann. — Es ift diefe HS. , in der Sammlung Nr. 432., auf Perg. , in Meinerem Quartformat, 79 Bl., gegen Ende des eilften Jahrh., zum Theil in fort fchreitenden Jahren bis zu deffen Schluß ( 1100.) von netter Hand geichrieben. Der Inhalt dieſes MS., über welches ich im übrigen auf das von Defele SS. rer. Bar. I, 642. ff. Gefagte verweife,, ift zunächft folgender:
BL. 1’ —7. Ein Calendarium ; die Sterbetage bem Einzeichnenden wichtiger Perfonen, meift jenes Jahrh., find fucceffiv zur Seite nachgetragen; dieſe Zufäge hat Defele dort ©. 652 — 3. unter d. T. » Necrologium Ber-
ber Ehronik ded Bernoldus zc. 9
noldi Gonstantiensis« ausgehoben; von Ufferman wie berholt. Hiernädft eine Reihe Regeln, die chriftliche Zeitrechnung betreffend, wol aus dem Beda, da fie-mit den. Benennungen der Monate fchließen , darunter die -angelfächfifhen , (»menses Anglorum«), nicht die Deutfchen. (Denis, Codd. mss. theol. Vol. II, 2%070., gibt irrig die dortigen angelfächfifchen Monate Ramen für deut ſche aud.) — Bl. 10— 12. » Catalogus Stor. Romanor. Pontificums, von Defele daf. S. 648— 51. befanut gemacht ; man bemerkt hier bie feit 1085. einger zeichneten Rachträge deutlich ; die eigenhändige Schrift des Bernoldus geht bis auf die Wahl Pabſt Pafchalis II, im 5. 1099., was folgt, bis 11%0., iſt von andrer Hand. BI. 12°. Incipiunt chronica ven. Bedae presbyt. iuxta hebraicam veritatem.« Prima est huius mundi aetas eic. Das bier Folgende ift nichts anders, als der beinah völlig gleiche Tert des angeblichen Chronikon des Hermannus Contr. bei Urftif. S. 231. (ed. 1585.) Ueber jener Rubrik ſteht bier aber noch von andrer alter Schrift: » Haec sunt cronica Bernoldi, quae con- tradidit monasterio d’ni salvatoris.« Diefes Klofter Et. Salvator iſt nicht etwa das Praͤmonſtratenſer⸗Kloſter &t. Salvator im Paſſauer Bißthum, da diefes erft 1298, gefiiftet worden, fondern das BenedictinersKlofter dieſes Ramens in Schafhaufen, wie denn in der HS. BI. 49, von einer Hand des 13. Ih., oben lebt: hec cronica est Mon’. s....f' (Scafhusensis), Rad Gerbert Hist. nig. sil. I, 240. farb Bernold, früher in St. Blafien, in jenem Klofter, das ar oft von Conſtanz aus befuchte, im J. 1101., und bald nach feinem Tode wird jene Rubrif eingezeichnet worden jeyn , in der es ſchlichtweg » Cro-
10 Ueber dad Autographon
nica Bernoldi«, nicht etwa domni Bernoldi, beißt. — Bl. 24, Anfang der dhriftlichen Zeitrechnung, bei Urftif. 247. unter der minberpajjenden Auffchrift » Regnum Ro- manum. « Nach bem vierten Sabre der Regierung bes Kaif. Balend heißt ed: Huc usque Chronica Eusebii Jeronimus perduxit, mit folgendem bei lirftif. fehlenden Beifag: Hinc autemusque ad 1054. annum ab inc. dom. domnus Heremannus chronica sua perdukit. Hienächft nun 5. 31. folgt jener vermeintliche Tert des Hermanuus Contractus, der bet lirfiif. 263. in der zweiten Golumne als »Novus seu manuscriptus Codex « bezeichnet iſt; dieſer Goder hört dort S. 334. kurz nad den Worten Reliquiae b. Zenonis.. . . plurimis miraenlis claruere « auf (zu 1052.), an welche fidy bei und 3. 51. ein fpäter geſchriebenes Additament anfchließt. Das nächiifolgeude 53. 1053. fügt ſich bier ohne Unterjcheidung oder Beruͤck⸗ fichtigung eines neuen Continuators an; bei Urſtiſius 341. beginnt hier, ale felbftändig, » Bertoldi (jage Bernoldi) Presb. Constant. Chronicon «, weldes dafelbft ganz, wie unfre HS., mit dem 3. 1100. fchließt. Die Abtheis tung bei Urftif. ift in fo fern irrig, ale das für felbs ftändig gegebene Werf voran noch ein Theilchen bed Aus⸗ zugs aus dem Herm. Contr. enthält, nämlich das J. 1053. und den Anfang von 1054. bis: »Domwinus Papa... iuxta sepulchrum S. Gregorii sepultus miraculis cla- ruisse memoratur.« Nach dieſen Worten, mit denen, wie wir vorhin fahen, der Emmeramer Text ded Herman, nus Contr. fchließt, ift in unfrer HS. von einer hier bes ginnenden weiteren Kortfeßung nichtd bemerkt, ungeach⸗ tet der Berf. BI. 65. unter d. 5.4056. ausdruͤcklich fagt: Ego quoque ipse, qui hace chronica a MI. IIII. anno dom. inc. huc usque perduxi, de praedicto praelio
der Ehronif ded Bernoldus 2r. 11
non tam aliorum relata u. f. w. Inbeſſen tft bort bag Folgende bis zum J. 1057. mit fehr Heiner Schrift, an bie Stelle der früheren wenigen, radirten Linien, ge fhrieben , wie denn aud) in der eben bemerkten Stelle die Worte »M. L. IIII. Anno d’nicae incar,« für andre, wegrabirte von dem Verf. eingefügt worden. — SDefele hat a. a. D. ©. 644. aus biefem Cod. Verbefferungen zu jener Ausgabe bed Herm. Contr. und deflen Fort fegerd mitgetheilt, u. d. T. »Lectt. varr. et emendatt. ex autographo Chronici Bernoldi Constantiensis. « Die Gründe, warum er biefed MS, bie eigenhänbige Handfchrift des Bernoldus nennt, find im allgemeinen richtig von Defele angegeben; nur tft auf die am Rande der erflen @pite der Chronik des Beda beigefchriebene »Not: Insunt auctores ceronicorum, Eusebius .. . - Jordanes, Beda et nostri temporis Heremannus, et deinceps noster liber, sui temporis descriptores « fein Gewicht zu legen, da die Identitaͤt ber Heinen Schrifte züge dieſer Note und des übrigen Textes allenfalls bes zweifelt werben faun, und uͤberdieß Defele einige Worte bier durchaus falſch gelefen hat; in ber HS. ſteht naͤm⸗ lih: Ai sunt auctores-cronicor. , . . Heremannus, et deinceps quilibet sui temporis descriptores, nicht no- ster liber , wodurch Gerbert a. a. O. ©. 242, zu einer falfchen Deutung verleitet wurbe, wie benn offenbar auch jenes flüchtig gelefene » insuns« zu einer irrigen Auſicht veranlaflen mußte.
Bei Urftifius heißt der Verfaſſer Bertoldus, wie er ihn, da er in der HS. feinen Namen fand, lieber nach einer Stelle bei Eufpinian nannte, als nach der Angabe des Trithemius, der freilich die Echriften ded » Bernol- dus« nicht näher beitimmen konnte, beren mehrere feitbem
4
—
12 Ueber dad Autographon
durch Gretfer und Uffermann herausgegeben find. Da feine einzige autbentifche Quelle unfern Verfaſſer Ber⸗ tholdus nennt: fo möge von num an diefe Berfälfchung aus unfern Literaturbüchern ganz verfchwinden ; fo wird bei Hamberger zuverl. Nachr. IV, 1. unfer Auctor als » Bertholdus « aufgeführt, » Bertholdus machte eine Forts fegung von () ber Chronik des Hermannus Contr. vom J. 1054. an bi 1066., und verfertigte auch fers ner eine Chronik vom J. 10%. bie 1100.« Selbſt in der Ausgabe des Uſſermann gibt das Titelblatt: » Ber- noldi seu Bertholdi . . Chronicon.» *) Die Kortfes sung des Bertholdus, Schülers des Hermann. Contr., der im J. 1088. im hohen Alter ſtarb, umſaßt aber nur, wie ja Uſſermann ſelbſt gezeigt hat, dic Tab 1154 — 66., die in des Urſtiſius Ausgabe an den Tert des Herm. Gontr- fih anfchließen, und die fodann Bernoldus auf feine Weife abfürzte. (Meinen fpäteren Nachforſchungen zufolge iſt die befchränfte Fortfeßung der wenigen Sabre 1054— 66. durch Bertholdus in ihger erfien Abfaffung freis lich in jenem Texte bei Urftifind und aufbchalten ,; feine bei weitem umfaffendbere Continuation für die nabhfolgenden Jahre bis 1079. (vielleicht 1080.) aber nicht blos noch vorhanden , fondern auch ſchon im 3. 1792. durch Uffermann im Drud befannt ges macht, ber diefed Denkmal, welches Bernoldus nad) feis nem Plan ablürzte ꝛc., unter ber völlig irreführenden
*) Die nämliche Verwirrung findet ſich auch bei andern Schrif« ten unfers Bernoldus 3 fo verzeichnet Denis a. a.D. ©, 2020. des » Bernaldi, al. Bertholdi , quin Bernhardi Presb. Constantien, « Tract. de vitands excommunicatorum com. munione , etc,
2)
der Chronik des Bernoldus 2c. 13
Beziehung eines fogenannten » Bernoldug auctior « dem Auszuge unfers Muͤnchener Bernoldus ſtuͤckweiſe einſchob, ſtatt diefe Theile unter bem rechtmäßigen Namen ihres Urbeberd unvermeifcht mitzutheilen. Die Gründe, auf welche diefe Entdeckung ſich ſtuͤtzt, ſollen kuͤnftig näher dargelegt werden.)
Bei einer neuen Ausgabe der vollſtaͤndigen Chronik des Bernoldhe wird die genaue Vergleichung des Uſſer⸗ mann’fchen Tertes mit dem Münchener Autograph uner⸗ laßlich ſeyn. Nicht blos dürfte hier Manches über med felnde Schrift, ansradirte Stellen, Nachtraͤge am Raus de ꝛc. kurz anzubeuten feyn , auf weldiem Wege felbfk isrige Angaben jener Ausgabe zu befeitigen find; fo ift der Zufas, dad Klofter zu Schaffhaufen betreffend , bei d. 5%. 1000. nicht von Bernold, wie Uſſermann behauptet, ſondern C wie bier ſchon Sefefe bemerkte) von andrer Hand; bei der Stelle zum 3. 1064. iſt bieß ganz derfelbe Kal; auch in der Note zu 1052. erfenne ich nicht die Schriſtzuͤge des Bernoldus. Außerdem aber iſt unfer Goder dort nicht einmal vollftändig abgebrudt. Zwar beißt es bei Uſſermann ©. VII. »ut Hermannum brevio- rem ex Bernoldo integrum haberemus, variantes quo- que dietum annum (378.) praecedentes nancisci curae fuit. Has vero summa diligentia ase excerptas huma- nissime submisit rev. d. Hardt« etc. Allein viel zweck⸗ mäßiger würbe es geweſen ſeyn, unfern fo bienfifertigen Bibliotbzlar Hardt um die Durchvergleichung der ganzen HS. zu erſuchen, da Oefele nur einzele Zuſaͤtze mitzu⸗ theilen die Abſicht hatte. Dadurch fehlt nun in Uſſer⸗ mann’ Ausgabe Mehreres, z. B. zu 395. »Huc usque ecclesiasticam historiam eusebii rufinus (taräber ger ſchr. sive Jeronimus) perduxit«; und babei am Rande:
14 Ueber das Autographon
Nota hanc historam a d'ni ascensione usque ad obitum theodosii Aug. pertingere. — 3u 454.: Huc usque prosper chronica sua perduxit, qui et epistolam leonis p. de vera d’ni incarnatione contra euthicen creditur composuisse. (lezteres von Herman. Gontr. nicht er⸗ wähnt.) — 3u 726. Hucusque Beda ven. presb. chronica sua perduxit in maiori libro de temporibus ; das Aufbören feiner Meineren Chronik wird duch im Druck bei d. 3. 703. bemerkt. — Nach biefen Anzeigen laͤßt fich nun wol kaum begreifen, wie Uffermann ©. XXXL zum Herm. Contr. fagen fonnte: »Huic alio charactere sub- jıcimus Hermanni compendium ex autographo Mona. censi codice Bernoldi.« —
- Zu ben äußeren Eharakteriömen unfrer HS. hier noch Folgendes : Die Stellen, weldye die Succeffionen der Pähfte angeben, find burch einen daruͤber gezogenen roten Strich ausgezeichnet; die Eigennamen fruͤherhin mitten rot burchfirichen, von 1074. an durch einen folchen Strich darüber angebeutet. Wo in ben Tert zu dem einzelen, vorgezeichneten,, Jahre ein neuer Gegenſtand berührt wird, ift der erſte Buchftabe rot durchſtrichen, wie auch in der Emmeramer HS. des Herman. Contr. geſchieht; bei ben Chroniken der Art wird man beim Ab⸗ druck kuͤnftig, wie zu hoffen ift, eine ähnliche Auszeich⸗ nung beobachten ; man dürfte bier nur bie gothiſchen Titelbuchftaben der Engländer anwenden. — Daß biefe HE. vordem in dem Benedictiner » Flofter zu Pfeffer (Fabaria) war, ift bei Sefele zu erfehen. Zum Eins band find einige Blätter eines Abgaben » verzeichnifies vom 5. 1325. (»Hii sunt qui 1 tenentur solvere Vol- rico de Valendaus,« etc.) gebraucht; unter den vie len darin vorlommenden Namen bemerfe ih: Dominus
der Chronik ded Bernoldus ꝛc. 15
Fridank, Johannes de Rinkenberg (der Dichter) et AnthoniusFrater suus ; Jacobus de Lupien; Johannes filius ioculatoris etc. — ‚Gelegentlich will ich hier noch einen Irrthum Uſſer⸗ mann's in Ruͤckſicht der Schriften unfers Bernoldus ber rühren. Er eignet ihm dort ©. XX. ein Werkchen unter d. 7. : »Imago mundi«, und eine andre Schrift » phi. losophicar. institutionum Libri IV. zu, weil beide in demſelben Coder (Caus Weingarten) und von bderfelben Hand gefchrieben,, vorlommen , and dem er andre unge brudte Werte des Bernoldus mitgetheilt bat. (Alles biefed von Neugart Episcop. Constant. I, 505. wieder, holt.) Hingegen tft zu bemerfen, daß jene Imago mun- di unter dem’ rechtmäßigen Namen ded Honorius Au. gustodunensis (ven Augft bei Bafel) Iängft gedruckt worden, zuerft im XV. Ih. fol, wo (wie in einer Muͤn⸗ chener HS. aus Inderftorf in 8. Saec. XIIL) der Brief eine Christianus an den Verf. voraufteht, unb biefe Antwort, deren Schluß grabe fo lantet, wie dad Prod» mium bet Uſſermann. Das dritte Buch fehließt mit der Reihe der R. Kaifer, im Druck zulezt: »Heinricus Ail eius regnavit ann. 48. Rudolfus oceiditur. Herman- nus occid. Conradus obiit tyranni. Anno episc. claruit. Heinricus -fil. superioris 17. an. regnavit, Lotharius regn. an. 12. Conradus regnavit an. 14. (alfo bi8 1152). Dafür unfre HS. Heinricns fil. ei. an. A8. Chonradvs tyrannul. Rvdolfvs. Hermannvi tyranni occiduntur, Heinricuf fil. sup. 10 et 7 an. regn. Lotharius rega. an. 12. Hic Rvzerivm coartarıt. Chonradus a. 13. Fridriers. (Das folgende von jüngerer Hand.) Auf die nämliche Art ſchließt dieſe Reihe in der Ausgabe des Herold, Baf. 1544. 8., wo das dritte Buch nicht an ſei⸗
16 Weber dad Autographon der Chronik d. Bern, 2c.
nem Plate, fondern erſt ©. 315. ald »Chronicon sive de aetatibus mundi Liber V.« folgt. Hieraus lernen wir nur ohngefaͤhr das Zeitalter des Verf., der in jener Ausg. ©. 457., wo er feine Schriften aufzählt, feine Zeit beftimmter fo angiebt: » sub quinto Heinrico (der 1135. farb) floruit«; einen Beweis hiefür (dem gemäß *® alfo von unſerm Bernoldus hier gar bie Rede nicht ſeyn kann) finde ich in dem IL. Buche felbft, 5. 31° der HS. und ©. 101. bei Herold, wo unter der Rubrik »ad in- veniendum annum domini« zu dem jahr 1120. die eben treffende Zahl der Induction zu addiren gelehrt wird , fo daß alfo diefes Werk beftimmt zwifchen den 3. 1120. und 1135. gefchrieben worden ift. *) — Die von Uſſer⸗ mann angeführte Iängere Stelle aus dem IV. B. der in- stitut. philos. finde ich ebenfalls in bem Werke des Ho» noriu& »de philosophia mundi«, Lib. IV. p. 272—5. der Ausg. bed Herold. Uebrigens f. man über diefen Bielfchreiber Hamberger’s zuverl. Nachr. IV, 243. , wel⸗ chem nutzbaren Werke eine neu burchgefehege , in den Iiterärifchen Angaben bis auf unfre Zeiten fortgeführte Ausgabe zu wünfchen if. — München im October 1820.
B J. Docen.
*) Die aͤlteſte HS. biefes Werks in der Münchener Bibliothek in 4. aus Kaiſersheim befdtigt dieß ebenfalls, fie ſchließt die Reihe der Kaifer mit » Lotharius V. a, octo«. Lothar II., gew. 1125., R. 1137., Honorius fchrieb alfo biefes Buch im 9%. 1133. (Die fpäteren fremden Zufäge beräbren wir bier nicht. )
I,
Sernere Nachrichten
über den früheren Theil dee Chronica $. Aegidü in Brunlvig.
Unter den, feit der Klofteraufbebung, nach München gewanberten lateinifchen HSS., worüber ic) der Gefells haft Nachricht zu geben Willens war, befand fich eine, vermeintlich unedirte, Chronik des durch theologiſch⸗ afces tiſche Schriften befannten David de Augusta. lieber dies ſes Wertchen, welches fchon früber mich in Ruͤckſicht des genannten Berfaflerd etwas befrembete, — als fo ganz verfchieden von feinen übrigen, auf das innere geijtliche Leben gerichteten, Schriften — hätte ich izt eine nähere Anzeige vorzulegen, im Fall dieſe nicht fchon unlängft im Archive II, 79— 84. von mir wäre mitgeiheilt worden, doc, damals noch ohne Die mindefte Beziehung auf jenen Auctor. Die dort befchriebene HS., aus Hartm. Sches del’ 8 Nachlaß, neunt durchaus feinen Verfafler, deflen Wohnort und Stand ich indeffen aus dem Werkchen ſeibſt mit aller Wahrfcheinlichkeit glaubte nachgewiefen zu ha⸗ ben, da ich den Auctor als einen Geiftlichen in einem Dominicaner Klofter in Thüringen bezeichnete, während Leibnig irrig auch diefen älteren Beſtandtheil einer bie 1474. fortgeführten Chronik einem Mönch im Klofter zu St. Aggidius in Braunſchweig beilegte. Araivze. IL.ED. — 2
18 Fernere Nachrichten
Jene naͤmliche Chronik nun findet ſich noch einmal in der Muͤnchener Bibliotbek in eben jener, oben ange⸗ deuteten, pergam. HS. in 8. aus dem Kloſter Dießen am Ammerſee, aus dem Ende des 13. Jahrh.; authentiſch auch hier ohne ihres Verf. Namen, mit dem uns aber der Bibliothekar, der etwa um 1480. den Inhalt dieſes mehr⸗ befaſſenden Codex vorn einzeichnete, auf folgende Art bes fannt madıt:
»Hec continentur in libro hoc : Item Cronica fratris Dauid de Augusta de summis pontificibus et
x
imperatoribus romanis. «
Diefe Angabe, im Fall es fonft damit feine Richtig» feit bat, würde zeigen, daß wir durch feheinbar » gute Gründe ung dennoch zu einem irrigen Schluſſe hätten verleiten laſſen. Denn nichts trifft in den beiberfeitigen Angaben zufammen, ald der Synchronismus; bie Chro⸗ nit fündigt ihren Schluß mit dem J. 1271. an, und David de Augusta farb 1272. Allein. er war ja nicht Mitglied Des Prediger» Ordens, fondern Minorit; nicht ein Thüringer, fondern von Augsburg gebürtig, und lebte Zweifel&sohne in einem Franciscaner « Klofter im füdficken Deutfchland. Die Gründe, weldye ich damals für meine, Ddiefen, wie jeden andren Minoriten völlig ausfchließende, Meinung angeführt habe, dürften bei der erueuerten Bekanntmachung jener Ehronif, wo fie in ihrer Vollſtaͤndigkeit fich zeigen werben, fo einleuchs send befunden werben, daß bie Lefer mit mir die fpätere Angabe des Bibliothefars für einen, durch was immer für einen Umftand veranlaßten, Midgriff oder Verſehen halten werben. — Zu den früher angeführten Entfcheis bungspuncten muß ich gegenwärtig, wegen der Dazwi⸗ fhenkunft des David de Augusta, noch erinnern, daß
über den früheren Theil der Chronica etc, 19
biefe Chronik in unfern beiden HSS., ohne Zweifel von bemfelben Auctor, noch über das Jahr 1271. hinaus fort, geführt *) worden; es ſind hier Jahre (1273. 1276. 1281.) eingefügt, in benen der ald Berfaffer und genannte Mis norit, der 1272. fiarb, und von bem nirgene fonft eine biftorifche Arbeit erwähnt wird, nicht mehr lebte. Eine ausführlichere Widerlegung ber lezteren Angabe überlaffe ich, als meinerfeits yandıhig, dem künftigen Herausge⸗ ber dieſes hiftorifchen Denkmals. Uebrigens ift mir’g lieb, daß die HS. aus Dießen nicht zuerft von mir vers zeichnet wurde, ba ich mich leichtlich durch die vorgefegte Notiz arglos hätte koͤnnen irre führen laffen, fo wie früs herhin Leibnig in feiner Ausgabe durch die Zuthat ber fpäteren Zortfeßer war getäufcht worden. —
Was unfere zweite HS. noch fonft betrifft: fo ift fie in 2 Col. gleichförmig gefchrieben, und geht von Bl. 1— 45. ; nirgends eine Heberfchrift, jedes neue Jahr blos mit einem großen Alnno) anfangend, und Die bes fonderen Angaben durch ein q’ unterfihieben. Die lezten Zeilen find folgende : »Mortuo Nicolao successit do’ Willh’mus turonensis et est dietus (nicht wie die Sches del’fche HE. fehlerhaft gibt, et dominus est, etiam dictus est, Archiv II. &. 80.) Martinus A. d. 1281. It. a. d. f266. recepta est domus fratrum predicatorum in Rotwil«; bier fchließt die Schedelfche HS. noch an:
»in domin., qua cantatur adapperiat, quam in festo \
5) Der Grund, marum bie Chronica 8. Aegidii bei Leibnig ©. 592. nur bis zu Ende des Jahres 1265. mit den Müns chener HSS. gleichmaͤßig fortfchreitet , liegt ohne Zweifel
. darin, weil in dem, ihr zum Grunde liegenden, Manu⸗ ſcript die letzten Bläser mangelten. _ 2 *
20 Fernere Nachrichten
Epiphan. sequenti Rex Cunradus presens ibidem com. mendavit civibus loci praedicti. Notandum , quod primus’ fundator et magister ordinis praedicatorum fuit b. Dominicus, u. ſ. w.; bie Folge der Ordens « Meis fter, ſodann unter d. 3. 1276. die Namen ausdgezeiche neter , damals blühender Mitglieder diefes Ordens, wel, he kurzen, wol noch von bem eriten Verf. herruͤhrenden Angaben in der Dießener HS. fehlen, die dort , von andrer Hand, noch einige chronologifche Herameter bets gefügt bat, 3.8.
Millenis ac tercentis binis minus annis In Julio mense Rex Adolfus cadit ense Per manus Austriani processit Martiniani.
M semel ac tria C, simul octo, rex patitur ve Al. rumanorum, qui vi cadit ense suorum Philippi, Jacobi (1. Mai), rogo det veniam
deus illi.
Cesaris Hainrici mortem plangamus amici Qualiter hic vitam finivit per Jacobitam, Per corpus Christi venenum traldlidit isti, Hic in laude dei moritur die Bartholomei Est Pisam latus, ibi cum fletu tumulatus etc.
Beide HSS. ftimmen in einzelen Wöhtern nicht immer genau überein; in der Richtigkeit fteht die Sches del’fche meift nach, wie fihon bie erfte Seite zeigt; de oresco ; quibus qui memorati participes contempo- ranei fuerunt; ab vrbe condito, ftatt Orosio, princi- pes, orbe. Da, wo ber Abdrud bei Leibnig ©. 50. hat: Ducem Bavariae fecit per Asismos occidi, und obtinuit homines per-Asismos , liest bie Dießener 5. 40°: per parasytos, homines parasitos, bie Sche⸗
über den früheren Theil der Chronica etc. 21
bel’fche 69°: per parassismos, 71. auch, dem richtigen assasinos näher fommend , per perassissinos. Die übrigen früher angeführten Stellen lauten dort eben fo, sur ©. 81. fteht flatt des monftrdfen stipendiariosa, stipendiosa, concertatio. — Weitere Vergleichungen würden bier nur vorgretfend feyn; was aber die fünftige Wiederherausgabe feibft betrifft, fo ſcheint der vollſtaͤn⸗ dige Abdruck diefer compendiarifchen Ehronif wuͤnſchens⸗ wertb , ohne welchen die ganze Anlage des Werkchens nicht wuͤrde erfannt werben, ber zufolge in dem, den carolingifchen Zeiten vorangehenden Theile in kurzen Ans gaben die Bildung bed ganzen firchlichen Weſens anges Deutet ift ; die Profangefchichte, worüber es ähnlicher Eompilationen nur zu viele gibt, ift in dieſen früheren Zeiten wenig berüdfichtigt.
2 J. Docen.
22
III.
—
_Necrologium Prumiense,
Die Printer Abtey befaß einft ein Chartularıum , wel⸗ ches Durand und Martene zur Zeit beuugt haben, um bie merfwärdigeren Urkunden biefes Kloſters befannt zu machen. Dieſes ſchaͤtzbare Manufeript, (welches ich durch ein patriotiſches Geſchenk in unſere Stabtbibliothef bekam) iſt auf Pergament in klein Folio geſchrieben: der Schreiber waren mehrere vom Oten bis 13ten Jahrhun⸗ bert, wie es bie jedem Sahrhundert eigenthümlichen Char raftere an Tag Icgen. Die Urfunden fcheinen nach klei⸗ nen Heften abfopirt, und nachher eingebunden worden zu feyn. Die Dede ift von Holz, mit Leber überzogen, und ‚mit Meffingplatten belegt, in welche mit dem Griffel das maliger Sabrhunderte Bildniffe der Stifter und Heiligen mit Ueberfchriften gezeichnet find; allein die Edelfteine, bie einft in den Einfaffungen mögen geweſen feyn, find verfchwunden.
Hinter den Urkunden, und andern biftorifchen Aus gaben, (3. B. ber Trierifchen Bifchsfe von S. Eucharius bie zu Egilbertus, und ber Prümer Aebte von Assuerus bis zu Fredericus einfchließlih) iſt ein Todtenregifter zu Iefen, welches vom Jahr 768. anfängt, und mit bem Jahr 1106. endet, Jede Eeite hat drei Kolumnen. Es
Necrologium Prumiense. 23
- Yat zugleich viele Namen von Mönchen und Klofterdienern, welche aber bed Auszugs nicht werth find. Diefes und Die völlige Unleferlichkeit vieler ganz verblichenen Zeilen find die Urfachen, baß zuweilen mehrere Jahre uͤberſprun⸗ gen find, oder leer ausgeben. Die Jahrzahlen oder Das ten find mit römifchen Ziffern gefchrieben,, ftatt welcher ich unfere arabifchen in bem folgenden Auszuge brauchte, der vielleicht einem oder dem andern Bearbeiter unferer Quellen > Schriſſteller angenehm ſeyn moͤchte. |
Necrologium.
Anno 768. Pipinus yir inluster VIII. Kalend. Octobris feliciter rebus humanis excessit, anno aetatis suae 54. |
— 813. Karolus imperator V. Kal. Februarii feli- citer diem ultimum clausit anno aetatis
Nsuae circiter 71. regni autem 47. sub
actaeque Italiae 43. ex quo imperator et Augustus nominatus est anno 14.
— 840. Ludorvicus imperaätor XII. Kal. Julii obiit.
— 855. Lotharius imperator Ill. Kal.Octobris obiit.
— 869, Lotharius rex filius ejus Kalendis Juli diem obiit. .
— 876. Ludovicus imp. frater Ludovici imperato- ris V. Kal, Sept. feliciter rebus humanis
. excessit.
— 877. Karolus frater ejus Nonas Octobris feli- citer obiit.
— 880. Karolomannus; frater Ludovici et.Karoli, XI. Kal. Apr. obiit,
— 882. Ludovicus rex, filias Ludovici imp. XIH. Kal. Decembris diem ultimum clausit.
24 Anno 887.
— 000.
+“
. — 901
— 919.
— 100.
— 1041.
Necrologium Prumiense.
Karolus imperator die ıdus Januarii diem. - ultimum clausit, "
Arnoldus imperator III. Kal, Decembris obiit *). |
Zuentibolt in proelio interficitur idibus Augusti.
Heinricus, natione Baxo, imperator qui dictus est Ensis sine capulo, VII. Ral. Maii obiit.
v . Otto Magnus, Heinrici filius, Nonas Maii
obiit.
Otto secundus, VI. idus Decembris obiit, Otto tertius X. Kal. Februarii moritur. Heinricus Dux Baioariae imperator factus II. id. Julii obüt.
Rambertus episcopus. Nonas Juni obiit Cuonradus imperator. Byrobrath vel Hil- dibalt occisus est, Richardus Fuldensis abbas. XI, Cal. Sept. sol eclipsin passus est VII. horis. Obiit Heinricus Babenber- gensis abbas, Reginboldus episcopus. Hailtpreht occisus est. Adilbertus occisus. Hildolfus episcopus-obiit. VII. Kal. Julii obiit Sunzo abbas. II, id. Augusti Eber- hardus Babenbergensis episcopus. XI. Kal. Septembris occisi sunt Werinherus, He- ginhardus, Wolframus, Gebino, Reimun- dus.
Obierunt Ernust et Burchart comites, _ Ruothardus episcopus, (rebehardus comes,
*) Es if Har, dag bier Kaifer Arnulph gemeunt fev.
& Necrologium Prumiense. 25
Dietmarus archiepiscopus, Eppo comes, Arnoldus abbas.
Anno 1042. U. idus Aprilis Helias abbas, Heribertus
|
1043.
1055. 1066. 1067.
1068. 1069. 1070. 1071.
1072.
1073.
1075.
1076.
1077. 1078.
episcopus, Herimannus episcopus, Boppo patriarcha.
XVI. Kal. Martii obiit Gigela imperatrix. V. Kal. Aprilis Sigiwartus Fuldensis abbas, Erkanbertus abbas, Luypoldus marchio. Heinricus imperator filius Cuonradi obiit. Obiit Bubo abbas.
Obiit Gozwinus comes, Gerhardus comes, Merinhart comes, Otto marchio, Eber- hardus comes, Werinherus comes, Hugo comes occisus.
Herimannus comes. Godefridus dux. Herimannus comes. Desiderius comes, Sigefridus comes. Stephanus comes.
'Saricho abbas. Meinwardus abbas. Rie-
mundus et Witheroldus comites, Diodericusabbas. Emehardus Scolasticus, Degano abbas. Adalbertus archiepisco- pus. Zeizolf comes et Bellunc occisi. Ezelinus abbas. Adilbertus comes, Sar- cho abbas. Ruothardus abbas. Meinhardus episcopus. Heinricus episco- pus. Udalricus abbas. Gunderharius epis- copus. Anno archiepiscopus.
Gozilo dux. Ruothardus abbas. Eberhardus comes.
Fulradus abbas. Udo comes. Richardus abbas,
26
®
Necrologium Prumiense.
Anno 1079. Sofronius patriarcha. Hezilo episcopus.
Werinherus abbas,
1080. Wolframus occisus.
1081. Erenfredus episcopus,
1082. Herimannus comes,
1084. Fridericus episcopus. Sigebertus abbas. Sigefridus archiepiscopus.
1085. Cuonradus comes occisus,
1086. Reinbertus abbas,
1088. Reginfridus occisus,
1090. Elkebertus marchio. Wiggerus, Sfgefri- dus occisı,
1093- Cuonradus comes,
1094. Fridericds abbas,
1095. Beringerus abbas.
1096. Hartmanus abbas. Meginwardüs abbas. Ruodhardus abbas.
1099. Herimannus Goloniensis archiepiscopus,
1100. Godofredus dux.
1101. Godofridus comes. Gozwinus comes. Beredolt comes.
1102. Godofredus comes, Heinricus imp. ter- ram Ruperti comitis Flandrensis_intrat,
castrum Bolzaim cum multis aliis castel- lis capit et incendit, et firmissimum ca- "strum Sclusam expugnat et incendit, mul- tis captis.
“404. Beroda inclusa de Prumia.
1106. Heinricus imperator, filius Heinrici impe- ratoris, VII. idus Augusti obiit,
⸗
Necrologium Prumiense , 27
>
So viel ich weiß, ift dieſes Necrologium nirgend⸗ wo noch gedrucdt worden. Unfer Hontheim, der im zweiten Banbe feines Prodr. Hist. Trev. ein Necrolo- gium S. Maximini befannt machte, ſcheint das bier Mit⸗ gerbeilte nicht gefannt zu haben. In ber Ueberzeugung, daß es vielleicht bier oder da einen chronologifchshifterifchen Punkt jener Zeit beleuchten koͤnne, hielt ich es raͤthlich, die Abfchrift zu machen, und, wenn es ben Herren Her, ausgebern bes Archive auch fo fcheint, zur Belanntwers dung diefen Blättern zu übergeben.
. Wyttenbach.
» ” L
28
IV.
Einige Bemerfungen
zum Sten u. 6ten Heft des 1.8d8. des Archived der Geſellſchaft für aͤltere deutſche Geſchichtkunde. *)
S. 375. Ueber ben Andreas Ratisbonensis ent⸗ balt Oefele's Commentatio de Yita et Scriptis Andreae Ratisbonensis in dem Tomo I. Script. Rer. Boic. p. 1—14. viel Merhirdiges. In dem nämlichen Tomo ift p. 15 — 30. defielben Diarinm Sexennale ab an. 44%. ad anm. 1427., und p. 31 —38. fein Chronicon Fpiscoporum Ratisbonensium ab’ origine ad ann. 1428. abgedrudt. Cfr. p. 39 — 44. 303. 310. Nota m. 392. 400. 406 — 409. 419. et 420. 544. et 545. 610. 654. Prae- fatio in Tomum IL. Freib. Ehriſtoph von Aretin Lit. Handbuch für die Baierifche Gefchichte Fit. der Staates gefch. 1. Th. 1. H. S. 137 — 148. Deffelben Beiträge zur Geſch. und Lit. 1805. April ©. 46. Mai S. 534. Bibliotheca principalis Monasterii ad S. Emmeramum Ratisbonae P. II. nris. 573—575. p. 102.
-. ©, 423. Inden, in der legten Hälfte bed 16ten Jahrhunderts gefchriebenen, nicht unintereffanten, Bruch⸗
*) Mitcheilung des Heren Hofrath Hohene ich er, aus Par⸗ tenkirchen, CK. R. Bayern) a. e. u. € M.d.8. a. d. R.
S
Einige Bemerf. zum 5. u, 6. Heftd. 1. Bd. ꝛc. 29
ſtuͤken einer Augeburgifchen Chronik, aus ber Sammlung des Gregor Aichinger *), tft das Spruchgebi (ed) über die Hinrichtung bed Bärgermeifters Ulrt Schwarz ebenfalls, nebft feiner Urgicht u. a., befind« lich. Dem verehrlihen Mitgliede, welches die Augus ſtana foldyer Zeit bearbeiten wirb, werde ich biefe Bruch⸗ ſtuͤckke mit Bergmügen mittheifen.
©. 444. Ueber Veit Arnpekch ift folgende Berich tiguug nothwenbig. (Vergl. &. 63. 350. 487. und 488.) Wie in der meinem erften Schreiben vom 22ten in Des cember bes vorigen Jahre beigelegten Anzeige angeführt worden ift, war ich früher Vorhabens, fein Chronicon Baioariae , nad der fraglichen Handſchrift berichtiget, und Eritifch bearbeitet , herauszugeben. Ale aber im Sabre 1814. Herr Profeffor von Hellersberg zu Landbehutr feine AusMWe angekuͤndiget hatte, uͤberließ ich ihm die Einſicht und volle Benutzung des Codex, und legte demſelben die, bei ſorgfaͤltig wiederholten Ver⸗ gleichungen von mir und Herrn Pfarrer Anton Ra gel zu Mosburg gefammelten, Varianten, bann alle Materialien zu einer Abhandlung über Arnpekch bei. Was ich fpäter (1817.) herausgeben wollte, ift eben der für verloren gehaltene, von der befreundeten Findpifchen an meine Familie erblich gefommene, Liber de Gestis Episcoporum Frisingensium. Zur fehnelleren Einſicht werben noch einige Abdräde ber Ankündigung überfen,
”) Kobolts Baier. Bel. ker. S. ı9 u. 20. Das dert ans gebene Tobdesjahr ( 1620.) iſt aber irrig. Aichingers eigene Handſchrift bemeifer, daß er noch im Jahre 1627 gelebs babe.
30 Einige Bemerkungen
det. — Zu ben größten Schwierigkeiten , welden bie fritifche Bearbeitung diefes, fo vielfach des Plagiate deſchuldigten, Geſchichtſchreibers unterliegt, gehört vor⸗ zuͤglich die genaue Beſtimmung deſſen, was daſſelbe fruͤ⸗ heren und gleichzeitigen Chroniſten zu danken hat, und was hingegen ſeine Zeitgenoſſen und naͤchſten Nachfolger unter ihnen ihm ſchuldig ſind. — Wenn es nicht unan⸗ genehm gefunden wird, werde ich einige Auszuͤge aus dem Libro de Gestis Episcoporum Frisingensium ale Probe einfenden. *)
S. 47. Die Ehronit von dem Heiligen Berge Andechs iſt ſchon mehrmal gedrudt. a) Ohne
*) Diefes gefüllige Erbieten erkennen wir mit dem verhindlich- hen Dante, da das Wert noch nicht befanut ift und mers den die uns zufommenden A uͤge mit Verguügen uus fern Leſern mitcheilen, da wir überzeugt find, daß folche den uns in diefen Blättern geſteckten Graͤnzen für ſolche Auszüge entfprechen mwerde. Wir fügen übrigens in biefer Note eis nen Auszug obenermwähnter früherer Anzeige vom 25. März 1817 bei,
Unter ben ruhmwuͤrdigſten Vätern der baier. Gefchichte gebührer dem , um das Jahr 1440 zu Landehur nebornen Veit Arnpekch, Kaplane des freiingifben Fuͤrſthiſcho⸗ fes Sixt von Tannberg, eine der vorzuglichfien Stellen. Ihn haben alle Nachfolger von Aventin bis Zichoffe ger fchägt und benugt, Kein Chronicon Bajoariae, von Ber vardb Bez indem III. Tomo des Thesauri Anecdotorum Novissimi beraudgegeben, und fein Chronicon Aus-
® triacym, indem I. Tomo der Scriptorum Rerum Aus, triacarum det Hieronymus Pez abgedrudt, find jedem teutfchen Gefchichtforfcher unentbehrlich. Die Handſchriſten feines Libri de fundationibus Monasteriorum: in Bajoa- ria, welcher manchmal auch unter der Beueunung Chroni-
zum 5. u. 6. Deft des 1.8d8. des Archives ꝛc. 31
Anzeige bed Druck-⸗Jahrs, Orts und Druders, in Folio, bie unbezweifelte Driginal » Edition. 5b) Eben fo, in Quart, welche zwifhen die Jahre 1460 — 1470. gefebt wird. c) Gedrudt zu Weſſoſſprunnen von Lucas Zeiſſen⸗ mayr, obne Anzeige des Druck⸗ Jahrs, in Quart. d) Gedrudt zu Augspurg von Hannjen Schönfperger,, ohne Angabe bed Druck⸗Jahrs, in Quart. e) Gedrudt zu Augspurg von Johann Bämler 1473, in Folio. f) Roc) eine in das 15te Jahrhundert gehörende Ausgabe, ohne Anzeige des Jahre, Orte und Druders, in Duart.
cae Diversae torfommt, vormals das Eigenthum einiger baieriichen Klößer, werden ohne Zweifel nunmehr in der fönial. General » Bibliorhel zu München aufbewahrt werben. Aber die vierte Schrift deſſelben, und gewiß nicht die uns michtigfie, blieb immer allgemein unbefannt, und wurde von den meißen Gelehrten für ganz verloren gebalten. Diefe ik fein Liber de Gestis Episcoporum Frisingensium, auf die er fih in dem Chronicon Bajoariae Libro V. cap. 73. (Bern, Pezii Tfiesaur, Anecd, Noviss. T. II, P. 111, col. 455.) bejogen hat, und wos von des Hochkifts Freyſingen hochverdienter Geſchichtſchrei⸗ ber Karl Meichelbed (Tom. Il. P.1.p. 280.) ſchrieb: » quossum devenerit ille Codex, nobıs hactenus manet incognitum. Faxint Superi, ut qui eum fortassis possi- det, typis in publicum prodire faciat!« Das befragte Werk wird, mie die Vorrede beweifen wird, hoͤchſtwahr⸗ ſcheinlich aus dem Arnpekchiſchen Autographo oder wenig⸗ Rens einer ganz gleichzeitigen Abichrife abgedruckt, und die Handſchrift, weiche wir dem literariichen Nachlaſſe des ruͤhmlichſt befannten Geographen Georg Philipp Fiuth verdanken, noch vor Vollendung des Abdruckes in der koͤnigl. Gentrai » Biblioshef,, zur gefälligen Einficht, binterlegt
werden. A.d H.
32 Einige Bemerkungen
g) Bon 1572., ohne Angabe bed Orts und Druders, in Quart. h) Mädchen bei Adam Berg 1595., in Quart. Panzers Annalen ber Altern deutfchen Fittes ratur n. 78. und 79. ©. 46. n.32. S. 74. Zufäße biezu n. 78. 78h. und 78c. ©. 17. Die Ausgaben a) und d) beſitze ich felbft.
©. 449. Die von dem Sefuiten Jakob Greger im Sabre 1613. beforgte Ausgabe des Codex Carolinus ift älter als die Ausgabe des Lambecius. Belanntlich fiarb Greger ſchon 1625., und Lambecius wurde cerft 1628. geboren.
©. 47%. Zu n. »13.« — Kalendarium vebus- tissimum Frisingense, quod 'vidit et exscripsit P. (Jo- annes) Gamansius S. J. Vir autem Clariss. Eccardus Hannoveranus excerpta illius nobiscum communicarit. » Meichelbeck Historia Frisingensis T. I. P. I. p. 45. Leibnitz nennt inder Praefatione ad Mantissam Codicis Juris Gentium Diplomatici biefen Sefuiten » optimum et diligentissimum virum, sibi olim amicum. «
©. 47%. Die Historia de Conversione Baiva- riorum et Carantanorum (Bergl. ©. 496.) ift ſchon in Henriei Canisii Lectionibus Antiquis T. II. p. 28. sequ. und T. VI. p. 1139. sequ. aus Wiener Hands ſchriften (ſtark interpolirt), in des P. Marcus Hansiz Germania sacra T. II. p. 3. sequ. und in Josephi Raschii Annalıbus Ecclesiae Sabionensis T. I. p. 53. sequ. Cin Bruchftüden), und zulegt in des Herrn von Kleinmayern Nachrichten von Juvavia im diploma, tifchen Anhange Num. IV. et V. ©. 10— 18. ex Codice MS. membr. antiquiss. Capituli metrop. Salisburgen- sis, welcher nun in der Kaiferlichen Bibliothek in Wien zu fuchen ift, abgedruckt.
zum 5. u. 6. Heft ded 1. Bd8. des Archives 2c. 33
S. 54. Es iſt allerdings richtig, daß eine Forts ſetzung bed Chronicon Gottwicense im Sabre 1731. zu Zegernjee in Groß» Duartformat gedrudt worden if. Der erite Tomus befielben hat den folgenden Titel: No- titia Austriae Antiquae et Mediae seu tam Norici Ve. teris quam Pagi et Marchae, posthac Ducatus Öster- riche per quasvis populorum et gentium seu indigena- rum seu advenarum, urbium item, locorumque, quo- cunque eventu celebrium, notiones et memorias, ex idoneis probae vetustatis monumentis exhibita et in historiae patriae subsidium adornata. Tomus IL (XXVIU. und, ohne Snder, 319 S.) Austriam Cel- tcam ab ultima scriptorum memoria sistens. Tvpis Monasterii Tegernseensis anno 1781.« *) Der Hers auögeber Magnus Klein Abbas Gottwicensis beginnt die, Hal. Febr. 1780. gefchriebene, Vorrede S. V. mit ben Worten: » Regum et Imperatorum Palatiis, Pagis- que, in -quos antiqua et media patebat Germania, Libris III. et IV, Chronici nostri Gottwicensis, ex ido- neis velustatis monumentis, successu satis felici, ante:
”) Wir glauben uns verpflichtet, bier das liberale Erbieten bes Herrn Verfaſſers dankbar zu rühmen, welcher uns fein Eremplar diefer faft noch ungefannten Fortſetzung zur Einfiht gütig uͤberlaſſen wil. Wir unfaffen dieſes uns wichtige Erbieten mit verbindlichen: Dante und fehen mit freudigem Verlangen der Erfüllung C durch fchickliche Gele⸗ genheit) entgegen, Suzwilchen verweifen wir unfere Leſer auf die Bergleichung deſſen, mas in der Correspond. les berficht vom November im bald erfcheinenden 2. Hefte des DI. Bandes d. X. in dem Schreiben unferes Mitgliedes Herrn Dr. Perg aus Wien über die Zortfenung des Chro- nicon Gottwicense aus Gottweib ſelbſt geſagt if.
A. d. H. o Archiv ıc. III. OD, 3
34 Einige Bemerkungen
annos complures jam illastratis, Marcha, seu Pagus Limitaneus Osterriche diffusius, et curis amplioribus, pari tamen ad anteriores methodo, explicandus, in tempus differebatur; non alio prorsus ex fine, quam, ut, ubi post traditam Tomis anterioribus duobus Rei Diplomaticae Crisin , et constitutas scientiae hujus nobilissimae regulas, Tomo operis ulteriore per occa- sionem Annalium Monasterü, Austriae universae Hi- storia, ab ultima gentis memoria ad nostra usque tem- pora dedueta, et suis instructa Documentis, succes- sura esset, Topographica Pagi hujus Notitia, et Pro- vinciae Descriptio, Historiam, per ea praeserlim tem- pora, ubi maxime anceps et in obscuro est, velut qui- dam lucis radius, praeparando lectoris animo, ante- cederet. Scitum enim etc.« S. XI. und XI. fähre derfelbe fort: » Rerum itaque Austriacarum memorias per quasvis temporum periodos, per quasvis gentium, populorum et urbium notitias pervestigaturi tali scrip- tionis ordine totius, quod molimur, operis oecono- miam dispertimur : ut in ea, quae vetustissimae aeta- tis quascunque demum notitias complectuntur, velut pracviae introductionis loco uno alterove Tomo ex- curramus temporum periodos ita distribuendo, ut in prima Austriam Celticam ab ipso in terras nostras Celtarum adventa ordiendo, quidquid per eam aeta- tem Norico adhuc incolumi, et Regni autonomi for- mam obtinente , memorabile evenerat, pertractando, quibus, cujusve generis et propaginis popalis provin- ciae nostrae amplitudo repleta? qua latitudine, et quo limite cohibiti, Lares hi advenae tenuerint? in quas gentis civitatis , tribus, et nomina se distinxerint? in quas terras exuberante domi. juventutis multitadine
zum 5. u.6. Heft ded 1.508. des Archives 2c, 35
egressi, prospero,, ancipiti, aut funesto eventu Colo- nias eduxerint ? aut deductas stabilire tentarerint? quae populorum nomina per Noricum obtinueriht? ubi sedes et domicilia cujusvis gentis quaerenda? quaenam linguae Celticae vestigia et indices apud nos in locis, aut carie vetustatis jam exesis, aut tot aerum- narum vietricibus, et usque hodie perdurantilsus, su- perent? et alia quaecunque vetusti comatis sinzularia.« Diefe Gegenftände werben in ben XV. Kapiteln des ers ken Tomi abgehandelt. Indem I. Kapitel » Exponun- tur vetustissimae populorum Danubium flumen acco- lentum notiones, ab ultima vetustatis memoria ſa- bulas inter et veritates satis ambizuas repertae.« Den Inhalt des XV. Kapitels bilden » Celticae apud Noricos linguae vestigia. Voces integrae dimidiatae, aut in aliud idioma detortae, in nomenclaturis locorum su- perstites, harumque origo et significatio.« Der II. To- mus (von 928 ©. Meinem, ) übrigens vortrefflich erbal⸗ tenen, Eremplar befielben fehlt das Tirelbiatt, auch bat ed weder, wie ber erfie, eine Vorrede und einen Gon- spectus noch Inder) enthält in V. Kapiteln Austriam Romanam , von ber Römifchen Eroberung des Noricum bis zum Tod bes Kaiſers Theodosius und zum Verfall der Römifchen Macht in diefen Gegenden. »Caput I. Romanorum in Noricos bellum, hujus causa, origo, et tempus disquiritur. Debellati Noricorum populi, Regnum in provinciae Romanae formam redactum. — — — Caput V. Variata sub Diocletiani et Maximiani imperio Principum et Magistratuum potestas, variae provinciarum nostrarum- cum earum Praefacturis Di- Tsiones usque ad potentiae Homanae in his oris ex-
3*
36 Einige Bem. .5. u. 6. Heft d.1. Bdos. d. Arch. 2c.
cidium, « Nach bem Verſprechen ber Borrebe zum erften Tomus, hätten hierauf » Austria Barbara«, bie Perio⸗ de von ben Einfällen der Barbaren bis zur Vertreibung der Hunnen durch Kaifer Karl ben Großen, bann in mehreren Tomis » Austriae universae Cis- et Transda- nubianae, cum Norico integro et Pannonia superiore, Chorographia, — Veteris Norici Annales, — subse- cuta in Marchias et Pagos Divisio, — Marchae Oster- riche illustratio, — Vetera Austriae Monumenta un- decungue collecta etc. « folgen follen.
Partenkirchen ben 24. September 1820. Hoheneidher.
37
V. Beſchreibung
eines codex picturatus der Koͤniglich-Niederlaͤn⸗ diſchen Bibliothek im Haag, von neuerer Hand betitelt : Historia Guelphica cum Iconibus. In fine Historia S. Sanguinis. Bon Herrn Geheimen Rathe von Arnoldi in Dilenburg, a, c. u. E. M. d. ©. *)
Der Coder beſtehet aus 53 Pergamentblättern in klein Zolio: wovon A2 zur eigentlichen Gefchichte der Welfen gehören, die übrigen 11 aber die Gefchichte oder Legen, be vom heiligen Blute enthalten, welches zu Weingarten verehrt ward, und jährlich viele taufend Wallfahrer zu einem großen Umgang berbeizog, bie ſich mehrentheild in ber Abtei gegen Zahlung bewirthen ließen, und ber Hanshaltung einen beträchtlichen Gewinn zubradhten. Die 1fte Abtheilung hat folgende Gemälde: 1. bie angebliche Stammmutter ber Welfen, mit einem weißen Schooßhund, ald Anfpielung anf ben väterlichen Namen Batifina. 2%. Welf (catilina). 3 Juditha, beiten Tochter und Kaifer Ludwig des Milben (pius) Gemahlin. 4. Diefer Kaifer feld. 5. Ethico, des erſten Welfen Sohn. 6. Heinrih, Graf von Ab
#) ©. Archiv B. L, S. 139. B. II. ©, 53.
38 Beſchreibung eined codex picturatus
torf, Ethico's Sobn. 7. Beata, Gräfin v. Hohen wart, feine Gemahlin. 8. Conrad der heilige, Bis ſchof zu Coſtanz; deren Sohn. 9. Ethico, und 10. Rudolf, Conrads Brüder. 11. Ida, Gräfin v. Denigen, Rubolfe Gemahlin, durch ihre Mutter Nichlinde, Enkelin K. Otto des Großen 12 Graf Heinrich, beren Sohn. 13. Welf (I.), def fen Bruder, und 14. Hinnifa, Herzogin von Frans fen von Glißburg, Welfs Gemahlin. 15 Welf HL, Herzog in Kärnten und Nordgau, Welf des II. Sohn und eigentlicher Stifter von Weingarten. 16. Eunifa, des vorigen Schwefter, Gemahlin des Markgrafen A530 in Welfchland. 17. Welf IV., deren Sohn, Herzog im Rordgau und Baiern, und 18. Judith, deſſen Ges mahlin, C» Königin zu Engelland ») , welche das heilige Blut nad) Weingarten ſchenkte, barum auch mit diefem Heiligthum in der Hand abgebildet. 19. Welf V., ber vorigen Sohn , Herzog in Baiern. W. Heinrich, befien Bruder und Nachfolger; 21. Wilpild, Herzos gin von Sachſen, feine Gemahlin. 22. Judith, Hein, ride Tochter, Gemahlin Herzoge Friedrich von Schwaben 23. Sophie, deren Schweiter, Gemah⸗ lin Herzoge Bertbolb v. Zäringen, und nad defien Tode des Markgrafen Lupold v. Steier. 24. Wilpild, dritte Tochter Heinriche, Gemahlin des Gras fen Rudolf v. Bregenz 235. Heinrid, Herzog zu Sachſen und Baiern, »der hochfertig«; 26. Gerdrut, Tochter K. Lothars, ſeine Gemahlin. 27. Heinrich, (dietas Leo) Herzog zu Sachſen, Baiern und Braunfchweig. 28. Heinrich, bes vorigen Sohn, Pfalzgraf bei dem Rhein. 29. Dita, Pfalsgräfin v. Colowe oder Kolwe, Calwe, Gemahlin Welf des
der Koͤnigl. Niederl. Bibliothek im Haag ꝛc. 39
Milden (VL). 3. Belf VI., Fuͤrſt von Spoleto und Sardinien, Markgr. zu Tuscien, der Otta Ges mahl. 31. Könige Philipp Tochter (Beatrir), Herzogin von Echwaben, und 32. Otto, Herzog von Baiern und Sachſen, Gegenlaifer Philipps, der vorigen Gemabl. 3. Welf VIL, Herzog von Spoleto ıc. HA. Xeopold, Markgraf von Defterreich, Herzog von Baiern. 35. Kalfer Friedrich J., Barbarof fa, » von ber Mutter ein Guelf«; 36. 8. Heinrid, beiten Sohn, Erbe der Graſſchaft Altorf. 37. 8. Dhis lipp von Schwaben 38 8. Friedrich I. 39. 8. Heinrich, bed vorigen Sohn, und 40. 8. Conrad, Heinrihe Bruder. — Alle find in ganzer Figur abgebilbet , meiftens in ſtehender, wenige nur fitend. Jedes Bild hat eine himmelblaue, auf mancher⸗ lei Art mit Gold verzierte, Kinfaffung zwifchen goldenen keiften. Die Farben ber Verzierungen und ber Gewaͤn⸗ der find lebhaft, und fo wie das Gold treflich erhalten. Die Zeichnung ift, mit Ausnahme der Hände und Beine, meiltend gut geratben, vorzüglich die ber meilten mann, lichen Köpfe, in beren Gefichtern zum Theil viel Aus⸗ druck iſt. Biele haben einen Wappenfchild zu den Füßen. Diefe Wappen ſcheinen aber fpäter von einem anderen Maler aufgetragen worden zu ſeyn. Die Farben find weit matter, und wie bad Gold meift verlofchen ober verwifcht. Ohne auzunehmen, daß bie Wappen erft ſpaͤ⸗ ter von anderer Haub hinzugefägt worben, als bie Kunft den Farben und dem Gold oder Silber foldye Dauer und ſolchen Glanz zu geben, wie fi häufig in alten Hands fhriften nnd Druden findet, bereits in Abnahme gekom⸗ men war, läßt fi) nicht wohl ein Grund benfen, vagsum gerade die Wappen fich weniger gut, ald die Gemälde
40 Befchreibung eined codex picturatus
und deren Berzierungen erhalten haben follten, wovon die meiften erft eben aus ber Hand bed Malers gelommen . zu feyn ſcheinen. Alsdenn läßt fick auch erflären, wie
3 B. ber Wappenſchild K. Ludwig des Frommen, unb ber beiden Friedriche bereits ben zweikoͤpſigen Reichsadler enthalten koͤnne, ba ber Eober, der Schrift. nach, in den Anfang des 15. Jahrhunderts zu gebören fcheint, auch wohl noch Alter if. — Vielleicht kommt diefer Zufag von dem Maler, welcher der erften Seite bed Gober ges genüber das Anfangs auf der vorderen Seite leer geblies bene Blatt andy noch mit einem Bilde hat verzieren wols len. Dieſes bat nicht, wie die Äbrigen eine Unterfchrift, fol aber, alier Wahrfcheinlichleit nad , den Kaifer Marimilian I. vorftellen. Es ift eine männliche Figur auf einem Thronfeffel, der an allen Extremitäten mit Kronen verziert if. Die Figur felbft trägt eine Krone auf dem’ Haupt, mit einem gezogenen Schwerb in ber Rechten, dem Reichsapfel in der Linken. Die goldene Halskette fcheint die Orbensfette bed goldenen Fliches zu feyn. Ueber dem Thron ift ber zweildpfige Reichsadler auf einem goldenen Schilde. Die Einfaffung bat oben rechtd bie Wappen ber geiftlihen Kurfürften, Mainz, Trier und Köln, links bie der weltlichen, Böhmen, Pfalz, Sachſen, Brandenburg. Auf beiden Seiten fiehen ges geneinander über die Wappenfchilde von Defterreich, Bur⸗ gund, Görg und Tyrol. Diefe Wappen bezeichnen wobl ziemlich deutlich 8. Mar. I., ‚und das vorlegte beweifer, daß das Gemälde erft nach dem 3. 1500. gefertigt wors ben. Zenn erit in dem gedachten Jahre fiel Görg dem Kaiſer zu. Das Gcmälde ziert uͤbrigens den Coder nicht. Digganze Zeichnung tft fchlecht, ber Kopf befonders eine elende Subdelei, das Geficht ohne allen Ausdrud, bie
der Königl, Niederl. Bibliothek im Hang ꝛc. 41
Haare ſehen einer blaulich wollenen Peruͤcke aͤhnlich. Ohne Kunſtkenner zu ſeyn, uͤberzeugt man ſich bei dem erſten flüchtigen Anblick ſchon, daß dieſes ſchlechte Mach⸗ werk dem Kuͤnſtler nicht zugeſchrieben werden koͤnne, wel⸗ cher die Welfen und andere Wohlthaͤter der vormaligen Abtei Weingarten durch ſeine Meiſterarbeit hat verewi⸗ gen wollen. — Die neuere Zugabe iſt aber auch gang unpaflend. Sie fiehet ber alten Llieberfchrift ober dem Titel bed Eoder gegenüber, welcher lautet: »Diſs nach⸗ »gemalte find die Stiffter befs Heiligen »Rösmiſchen Reihe Gotzhaus Wingarten.« Das das Wort Stifter hier im weitläuftigen Sinne zu nehmen ift, bebarf kaum einer Erwähnung. Auch in diefem konnte aber 8. Mar. unter der Rubrif ber Wohl⸗ thäter bed Kloſters nicht ‚aufgeführt werden, und ber Praͤlat, welcher des Kaiferd Bildniß dem Codex vorfegen Tieß, hat damit vielleicht nur dem Reichsoberhaupte feine Ehrfurcht beweifen wollen, —
Unter jedem der oben angefährtem Bilbniffe fteht der Rame mit fürzeren oder ausführlicheren genealogiſch⸗ bifterifchen Notizen, bei den meilten aber auf der Ruͤck⸗ feite noch umftänblichere, welche dann vornehmlich auch die Schenkungen an das Kloſter aufzaͤhlen. Die Sprache des Chroniſten iſt die deutſche. Das meiſte mag er wohl and anderen älteren Chroniken entnommen haben, denen er auch im Fabelhaften folgt. So wird auf ber erften Seite der Urſprung des Gefchlechtd der Welfen erzählt: »Item der vrfprung ber durchleuchtigen Fürften der Gwel⸗ sfen ift fumen ale nıan findet in ainer altn byftori vn » Eronid von den Trotanier die vß find gangen von troy sonder Krantiano vn Thurco Königen vff dem Waſſer »Danaw genant vnd find gefeflen by der Statt Sicam⸗
42 Beſchreibung eined codex picturatus
»brig genat jn dem land Tratia biffelben ftatt haut ſy » geburn vnd ba gewonet biß zw den Zeiten des Keyſers »Balentiniant — — vuder Mardomiro Symnone vnd »Genebando Fürften find ſy kumen vnd hant gewonat by »dem Rin in den enden bes Tufchen vnd welfchen land »genempt wirt. Gallia. Die Gwelffen von der vili bie »da warend« (wegen ihrer Bielheit, Menge) »find fy » von In gezochen und abgefchaiden on kumen In vnſer »lanb vnd gegai« (Gegend) »die nit vaſt Inwonlich » was Befonder groß wald dar in find fy gefin die felben vvß gerätt — ıc.
» tem das ift gefin ain tochter ains edlen Senators »romifchen Fuͤrſten der genempt ift gefin kathilina bie » gegeben ift worden ainer vß den eltiften diſer zit zu ber »er vB ber ain fun geborn ift ben man genennet hat fa» »thilinam. Das zu tufch geſprochn ift Gwelſſ. Alfo hat »es allen herren gefallen dad genung wird getan der nas »türlichen Zungen vnd fprach abgeworfen den Romifchen »namen ond hat behept ben tufchen gwelff. Das gehört »vff des nach geundt bild.« — Hierauf folgen die Bild⸗ niſſe 1. und 2. mit folgenden Infchriften : » Yin Tochter »ainef edlen Senatord von rom Catilina genempt bef »erften guelffen muter« und auf n. 2.: »Gwelfo der »erft ain graf iſt gefin zu ben zitten karoli bes groſſen »d. cec. nıı. ain troter vnd bee blutes von franckreich — « Auf der Rüdfeite ſtehet dann noch: » Item ber Erſt Gwelff »bant geboren ainen Sun Ethieone mit dem namen vnd »ain Tochter jubith Er ift ouch gefin zw den zeitten Ca- »roli magni 804.« ( Diefe Jahrzahl fcheint fpäter bei⸗ gefegt zu feyn.) Bon der gedachten Judith wird geſagt: »Judith ain tochter des Gwelffen hat kaiſer Ludwig ger »nempt ber milt ain fun des groſſen karols Als ſyn huß⸗
der Könige, Niederl. Bibliothek im Haag ꝛc. A3
sfrow Irmingardi begraben warb zu ber er genamen bat
» Dye im geboren hat karolum caluum ben glatzekn 2c.«— Nachdem von Weif III. erzählt worden, daß er ohne Leibederben verftorben und fein ganzes väterliches Erb» gut an Weingarten vermacht habe, wirb bei n. 16. ans» gemerkt: » Je. Chuniſa ain Schwefter bes dritten Gwelf⸗ » fen ift vermachelt worden dem richen Marckgraffen Azzo »in dem welfchen Fand bie hat geboren ben viertten Gwelf⸗ »fen Hergogen von Rorgam ainen erben vnſers gangen »landes vnd herren Wann bie mueter des Dritten Gwelf⸗ »fen als fy noch im leben was nad) bem tod Ires Suns »wes ſy ab thuen vnd wer wutz gug das gemacht vnd »übergebene dad er getan hät wenn ſy wyſſen was das »fy ainen erben bat vß irer tochter Chuniſa Darumb fy »nach im ſchicket machet in ainen herren und erben des »landts. Doch vmb Ired Suns hails finer fele hand ſy »geben Sant Martin« (zu Weingarten)« Lantrein Lu⸗ sterbrannen Guͤllenwyler Hailgunbüche Fridersharſwyler »Atzolonwiler Krotebach Ethinißhoffen. « — Bein. 18.: » Item Juditha ain Eunigin von Engelland Wyttwe ain stochter bes edlen Graffen von Klandern Baldwyn bie »bat hertzog Gwelff der viert zu ber ee genomen Auno _ » dnt 1090. Herbog Gwelff der viert vnd fin burchleuchtige »FZurftin vnd Kuͤnigin Juditha eeliche hußfrau, vms hail »Irer ſelen Sant Martin ze Wingartten die nachgenden »guetter gaben. Dye kirchen zw Breg mit aller finer »zuböre Köpfingen Painriet Satimonriet OÖberfulgen »Ramungin Ain gutt by Brennwand Item Imminftate »Staindach Büchfe. Inditha mit voberfläffigen traͤchern »bat geben dem Gotzhuß Wingartten ain Altartuech von reinem Gold gewebet Helffenbainen ſchrin Guldn eruger »Guldn Kelch. vil plenaria Ain Sarch vil hailtung Sand
44 Befchreibung eines codex picturatus
»Oſwaltz Ruͤchfeß etlichen Fier vergult Kelch vil ander »Zier ded Gotzdienſt. Zu dem letzten bat fy geben das »heilig blut vnſers herren ih’u Xxi ge glicher Wyß ale - »einangezintesOpffer in ainem roch ber fieffigkait. Da⸗ »mit ſy gehailiget hat vnfer flat. Iſt tob Anno but »M. Irrrritii. Rieget bie ze Wingartten begraben. « — Mit Uebergehung anderer Nachrichten mag hier nur noch eine Stelle finden, was von K. Friedrich I. gefagt wirb. Unter dem Bilbniß ſteht: »Kaifer Friedrich ber erft »genept barbaroffa ain hergog vo fwaben vo ber muter »ain guelf hat mayland gewunnen vn vil ſtatt in de wels »fchen Land Bat gebn de goghuf wigartu ain Kelch mit »xxv mard gold on vil ander gaben.« Auf ber Ruͤck⸗ feite: »Item Kaiſer Fribrich der erft bed namen hat me »empfangen das reicd vß vbergebung fines vetters kunig »Cunrat dan vß erwellung der Fuͤrſten gehaiſſen Bar⸗ »baroſſa hat gehebt ain rotten bart vnd rott har. Iſt »hertzogs Fridrichs von Schwaben und Judithe Hertzogs »Hainrichs von payer tochter ſun geſin. Ain ſtrenger »man in waffen Scharpf im gemuet geiebet in Kriegen »Starck von lyb Fuͤrſichtig in dem Ratt Maͤnlich in den »volbruͤngenden geſcheften Freuntlich ben demuͤtigen wis » derſtander ber hochfertigen Ein ſubtiler in ber verſtant⸗ »nuͤß vbertrefflicher der gedaͤchtnuͤß Mittelmaͤſſig der lib⸗ »maß bes libs nit ze vil lang ndch ze kurtz Ainer groſſen »Bruft aines huͤbſchen antlit Der iſt kaiſer worden bar »vmb der Gwelff fin vetter vnd die andern Fuͤrſten fine »Freund gefin find. — Der Kaiſer Friedrich der erſt »hat zu ee genomen Adilam die tochter Marckgraffs Dies »polts von Fohenbu’g von der er ſich gefchaiden hat zu »Cofnig Fruntſchaffs halb Darnah hat er genomen »Beatricem von dem gefchlacht der Burgunder ain toch⸗
der Königl. Niederl. Bibliothek im Haag ꝛc. 45
»ter bes ebelen graffen Bifuntien Er hat od) das gotzhuß »wingarttn begabet mit vil groffer Friehaittn und under sandern gabn hat er im gebn ainen kelch tut xxv marcag »Hat oc) Defterich machet zu ainem herkogtum und ben » Hergogen von Böhem geziert mit ainer funiglichen ron. » Vnd nach vil frieg die er hat gebebt mit den meylender und Bapſt Alerandro vnd nad) verfpenung ber Romi⸗ »fchen Kirchen hat er an fi genommen das crutz wiber »dy tärden wit ainem groffen here Iſt kumen in Arme, »niam bat fi) wellen erfuelen in ainem bach Sit da . sertrunden.« — Von Friedrich des II. Tode ſagt der Ehroniſt: »Als er geregiert hat 33 Jar In der Stat Flo⸗ »rentialo von Sinem Sun Manfredo Als ettlich fagent „mit dem gifft ertottet Dye andern fagent Als er Trank »iſt gefin ſy er von Im erfiödet worden. « Den König Heinrich , Friedrichs Sohn, laͤßt er in Apulien im Ges fängniß tödten, und ben anderen Eonrab auf Anftiften feine® Bruders Manfreb vergiftet werben. Der ungläds liche Sonradin wird nur noch ale Erbe der Fänder Con» rads genannt, feines Schickſals hingegen nidyt erwähnt; fondern mit jener Nachricht gefchloffen. Hieraus fcheint zu folgen, baß die alte Chronik, welche der Verfaſſer ats Quelle benugte , vor Conradins Tode gefchrieben war. —
Als altbeutfches Kunſtwerk hat der Cobex unſtreitig feinen größten Werth. Geringer iſt der fchriftliche Theil anzufchlagen. Denn dem Berfafler waren wohl die Stifs tungen für Weingarten. das wichtigfie, was er aufzuzeich⸗ nen nüglic fand. — Auch ift diefer Eoder wahrfcheins lih der nämliche, welchen bereit Crusius in Annal, Suev. benutzt hat, worüber ich doch, weil id) das Werl
46 Befchreibung eined codex picturatus
nicht zur Hand habe, hier nichts beſtimmtes jagen kann. — Vermuthlich find auch die Zeichnungen aus biefem Codex nachgebilbet, welche Leibnitz von Weingarter Moͤu⸗ chen erhielt und im Kupfer ftechen ließ. Sie find ben Drigin. Gaelf. T. II. p.279., 323. und 357. T. III. p. 159. beigefügt, und oben unter n. 17., W., 25. und 27. aufgeführt. Die Bildniffe ſtimmen in Größe und Stel⸗ fung der Figuren mit den in dem Coder überein. Nur find die Gefichter ganz verzeichnet, auch die Infchriften ber Sprache und bem inhalt nady von denen bes Coder verſchieden. Die ganze Sammlung in colorirten Kupfern würde, obwohl hier feine nach bem Leben gemalte Pors traite zu erwarten find, ein Intereflanter Beitrag zur Kenntniß der Trachten und Moden ber Vorzeit feyn. —
. Die angehängte Legende vom heiligen Blute iſt von feinem biftorifchen Intereſſe, war aber für Weingarten wichtig, wie fchon aus dem, was oben davon erwähnt worden, abgenommen werben kann. Sie iſt in latetnifcher Sprache gefchrieben. *) Die Schrift ift die naͤmliche, wie die deutfche, ſcharfeckige Minuskel⸗ ober Mönchsfchrift. . Im Iateinifchen find aber die Abbreviaturen weit zahlreis cher, als im deutſchen Theil.
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“) unter den Beilagen zum dritten Theil bee Mabillone⸗ ſchen Annales ordinis S, Benedicti befindet ſich ein Li- bellus de sanguine Christi Augiae asservato. Weis henau gebörte auch dem Stamme der Welfen. Jener Libellus beträge im Drucke der Annalen 3 Folio s Blätter. Es waͤre vieleicht nicht undienlich, das fraglihe Manu⸗ feript_dagegen zu halten.
D.
der Königl. Niederl. Bibliothek im Haag 2c. 47
Schließlich wird nod) bemerft, daß bad von Leibnig gebrauchte Chronicon pieturatum, welches er — wohl durd) einen Irrthum — einem Botbo zufchreibt, nicht zu verwechfeln ift mit dem bier befchriebenen. Jenes ift in den Scriptor. rer. Brunsvicens. wieder abgebrudt. keibnitz hatte wohl nur die frühere Ausgabe, nicht bag Manufcript felbft. Eine Vergleihung, in wie fern beibe Codices in ihren Nachrichten Abereinftimmen, ober von eins ander abweichen, faun ich jetzt nicht anftellen.
VI. Auszug des Sitzungsprotokolls der Filial⸗Geſellſchaft für
Deutſchlands aͤltere Geſchichtkunde zu Muͤnchen, vom 22. October 1820.
Der General⸗Sekretaͤr der Akademie las die letztern Nachrichten aus den Protokollen vor. Bei Gelegenbeit der Erwaͤhnung bed von Joannis hergeſtellten Apparats zu einer neuen Ausgabe des Urstisius bemerkte Herr Dbers Eonfiftorialratb Hein: es ſey ihm befannt, daß noch eine große Anzahl banbdfchriftlicher Arbeiten und Sammlungen des Joannis und Crollius im Befig eines Mannes in Zweybräden wären, wo fie gar nicht geachtet würden, unb deren Berluft zu beforgen wäre. Es wurde darauf Herr Ober » Eonfiftorialrath Heing eingeladen, dahin zu fehreiben und ſich dafür zu verwens den, daß diefe Sammlungen an die hiefige k. Bibliothef eingefendet werben möchten. Er übernahm es, die Hier berfendbung der erwähnten Papiere einzuleiten.
Herr Direftor von Schlihtegroll Iegte nun die vollendeten Collationen vor. Das Manufcript der töniglichen Bibliothek überfchrieben: Caroli M. Gesta ijt nun ganz vergliden, nnd zwar
1.) die Vita Caroli per Eginhardum, durdy Herrn Landgerichts -Affeffor, Dr. Schlicht egroll zu Freys
Auszug des Sitzungsprotokolls d. Filiafgef. 2e. 49
fing.’ Die Barianten find einem durchfchoffenen Erems plar der Bredowſchen Ausgabe beigefchrieben.
2. Die zwei folgenden Bücher beffelben Gober, enthaltend die vita Caroli et Ludovici von einem Ano- nymus, durh Herrn Direftor von Schlichtegroll. Die Barianten find einem Eremplar der Annales etc, ed. Nuenar. Colon. 1561. 8. beigefchrieben.
3. Die Vita Caroli M. durch den Monachus St, Gallensis , durdy den Scriptor an der königlichen Biblio, thek zu München, Herrn Bahlechner Die Barians ten find einem Eremplar von Hahnii Coll. Monum. vett. beigefhrieben. — Herr Bachlechner gab einen Aufs fa (Nro. XXI.) ein, worin er auch über das Schedele fhe Manufceript diefer Vita Caroli per Mon. St. Gal- lensem auf Papier, das fi) anf ber koͤniglichen Biblio» thef befindet, Nachricht ertheilt. *)
Herr Direltor von Schlihtegrol lud nun Herrn Ay. Ger. Rath von Delling ein, Bortrag über die durch ihn vollendete Collation des Liutprand mit der Ausgabe Par. 1514. zu thun.
Herr Ay. Ger. Rath von Delling las feinen Bortrag (Nro. XXI), der mit algemeinem Beifalle ans gehört wurde, und legte das Eremplar bed Liutprand, Paris 1514. vor, auf deffen Rand er alle Barianten forge fältig notirt hat. **)
Bon feinem Auffag fol Copie zu unfern Alten ges sommen, und das Driginal nach Frankfurt gefenbet werben.
Herr Biblio. Scriptor Bachlechner legte die Gollation ded Paulus Warnefried (mit der Edit.
=) Er folget im zweiten Hefte. *) Tolger im zweiten Hefte, Acdis ic. IL. O0. | A
50 Auszug des Sitzungsprotokolls d. Filialgeſ. 2c.
Aug..Vind. 1515.) vor, und gab barüber den Vortrag zu Protokoll, ber über biefe Arbeit, die gleichfalls mit Beifall aufgenommen wurde, nähere Auskunft giebt. ( Nro. XXIH. )
Herr Rath Kiefhaber erklärt fich bereit, bite Col⸗ lation des Otto Frising. zu übernehmen, und wird ihm zu diefem Zwecke ber Gober ber Föniglichen Bibliothek und ein gebrudtes Eremplar, um bie Varianten aufzunehs men, zugeftellt werden. *)
Herr Adj. und Bibliothefar Cuſtos Docen trug über den von ihm dargebotenen Auffag vor: Fernere Nachrichten über den früheren Theil ber Chronica S. degilii in Brunsvig. **)
Einige von Herrn Legationsrath von KochsSternfeld eingefandte Bemerkungeh an die Redaktion des Archivs wurden gleichfalls nach Frankfurt uͤbermacht. ***)
Einige Tage darauf übergab Herr Adi. Docen einen für das Archiv beftimmten Auflag : »lieber dad Autographon der Chronik bes Bernoldus in der Muͤnch⸗ ner Bibliothek, zugleich über den Hermannus Contractus. CNro. XXVI.) Es wurde davon Abſchrift zu unfern ‚Akten genommen; das Original ift an bie Rebaftion bes Archives nach Frankfurt überfendet worden. T)
*) Ohne Zweifel nur das Chronicon aus Freyſingen ? &. Ars div 1. 169. f. Vgl. Ebend, &. 534. 2.0.8. ax) Nro, 11, des gegenmärtigen Heftes. “) Sind bereits erledint. P Nro. I, des gegenwärtigen Heftes.
51
VII. Ueberſicht des Briefwechſels. (September und October 18%.)
( Sortfegung. )
2, September. Herr Dr. Perg in Wien, an bas b. Sekretariat: Mit ben Vergleihungen bed Codex Ca- rolinus bin ich bis zum Schluffe der Bibliothef am 3iten Auguſt bis über die Hälfte vorgerüct ; die Vorarbeiten zur Reife, aus Pe; Scriptores und analecta, Rauch's, Kurz’s Schriften u. f. w. wurden beendigt, und da ih Ihre Briefe am Mittwoch erhielt, fo hatte ich gerade am lebten Tage bed Auguſt's noch Gelegenheit die anlies genden Notizen *) über die Gesta Trevirorum zu fans mein. Gleichfalls hatte ich die Ehre die beiden erften Schriftproben hiefiger Handfchriften, nach ben von der Gentraldirection gebilliigten Grundfäten gewählt und verfertigt beizulegen **) ; eine 3te ift faft vollendet, und hat ein befonderes Intereſſe, da fie zugleih Tironifche Roten enthält, welche an Herrn Gcheimen Rath Kopp
*) &ie find ſogleich ben Bearbeitern ber Gesta Trevirorum ben Herren Appellationsrach Müller und yrofeffor Wot⸗ tenbach in Trier mitgetheilt worden.
9.0.9.
“) Wir werben foldhe nad) Einfendung der zten einem künfs rigen Hefte beifügen.
7 A. d. H.
A *
52 Ueberſicht des Briefmechfels.
in Mannbeim ihren Debipus erwarten ; ba ich fein Tiros nifches Lericon nicht bier babe, fo bin ich nicht im Stans de, obne großen Zeitaufwand, eine Auflöfung zu verſu⸗ chen, und er wird ed nicht verfagen , der Gefelfchaft darin zu nügen, worin er einzig ift. Die einzelnen Buchs ftaben der Schriftproben müfjen beim Abdrud ausgefüllt werben, welches fehr leicht ift, und bier der Zeit> und Koftenerfparniß halber unterlaffen warb.
2. September. Herr Rind, Profeſſor und Hofs bibliothefar in Mkisrupe: Zur Forderung des viels verbeiflenden Werks, deſſen Leitung Ihrer Umſicht anver⸗ traut ift, etwas beitragen zu innen, gehört unter mei⸗ ne Tiebften Wuͤnſche, biefen unbedingt folgen, hieße Vieles verfprechen. Alein das Maaß meiner ee ‚ fo wie die Rüdficht auf meine Verbältniife geftatten mir nur die Bergleichung einiger ber hiefigen Handſchriften zu uͤber⸗ nehmen. Bei der fchon fo großen Anzahl von Mitarbeis tern ift dieſes Erbieten nicht wohl andere als überflüffig zu nennen ; ich glaube aber je zahlreicher Die Quellen auf demfelben Gebiete fließen , deſto leichter laflen fie fich zum mächtigen Strome vereinigen. Deßhalb flimme ich auch nicht mit denen, welche etwa an der Bollendung ded Gans zen nur wegen ber vielen und befchwerlichen Zuräftungen zweifeln könnten. Iſt denn nicht bie Güte der Frucht eben durch die Art ihres Entſtehens und Reifeng bedingt? Und rühmen wir und nicht bereitd eines gefchichtlichen Werks, welches mit weit geringern Mitteln einen ganz allgemeinen Zwed fo glüdlich verfolgt hat? Sie fehen, ih meine die Magdeburger Genturien. Es ſey vergönnt, über die Mitarbeiter und Förderer dieſes in⸗ baltsreichen Werkes Einiges anzuführen. An der Spiße des großen Unternehmens ftanb befanntlidy Matthias Fla-
1820, September. 53
cius MMlyricus *) , ein außerordentliher Mann feines Jahrhunderts, an litterarifcher Wirkſamkeit vielleicht nur vom gewaltigen Luther übertroffen, und nad) deffen Tode mehr durdy die eigne Heſtigkeit, als durch glänzendes Berdienft feiner vielen Geguer verbunfelt **). Die Mits herausgeber der 4 erften Genturien waren Johannes Wis gandus, Matthäus Suder, Baſilius Faber; an den fols genden hatte biejer legtere feinen Antbeil mehr, anftatt feiner wird Pancratius Veltbeck ald Mitarbeiter an der fünften Genturie genannt. Die Genturien 6, 7, 8, 9 haben den Flacius, Wigandus und Suder zu Verfaſſern; nun trat auch Suder ab, an feine Stelle fam Andreas Corvinus, und außer diefem für die Genturien 12 und 13 Thomas Holtbuter; die 13te Genturie, mit weldyer bes fanntlich das Ganze abbricht, bat Flacius nicht mehr uns terſchrieben. ***) ) (Flacio) insigne illud opus, et'quale pristina aetas nunquam viderat Cent, Magd, maximam partem debemus, Quenstedt de patriis illust. viror. #9) Camerarius vita Melanchth, — giebt ſich nicht einmal die Mübe, den Zamiliennamen feines Feindes zu nennen. Cap. 82. fuisse enim familiare (nomen) aliud ferebatur, Im folgenden cap. (pricht er ihm die gründliche Kenntnig der deutichen Sprache geradezu ab, Weichen Werth Luther und deffen naͤcbſte Anbänger auf Feines Deutſch zu legen pflegs ten, erficht man unter andern auch aus den Predigten des Matthefius. uebrigens iſt der lateiniſche Ausdruck des Fla⸗ eins oft durch Germanismen entſtellt. =3#) Die Unterfchriften, nämlich wie fie unter ben Dedicas tionen ſtehen, find hier enticheidend. Die Litteratoren feinen hierauf meifl zu wenig geachtet zu haben. Oudinus comment. de script eccles. antiq, nennt nur 3 von den oben angeführten Verfaſſern; Teissier elog. d. hommes sav.
54 Veberficht des Briefwechſels.
Dieſe Männer benutzten ibre vielfachen Verbinduu⸗ gen, die angeſehenſten ihrer Zeitgenoſſen zur Unterſtuͤ⸗ tzung des Rieſenwerks zu vermoͤgen. Diejenigen, welche Beitraͤge gaben, oder doch hoffen lieſſen, ſind: die da⸗ maligen Könige von Daͤnemark, von Böhmen, von England, von Schweden, Herzoge und Fürs ten von Mecklenburg, Sachſen, Anhalt, Doms mern, Braunfhweig, Grafen von Raffau, Shwarzburg, Mannsfeld, Stolberg, Gleis hen; die Gefchlcchter von Steinbed, Werder, Als vesleben, Meienborff, Aſſenbork, Belten, Shöndburg, Neuß, Riedeſel, Wildenfels, die Vorfteher und Einwohner ber Stadt Lindau, dann mehrere Augsburger und Nürnberger Bürger. Bon diefen legteren nird namentlich erwähnt Gent. 8. — »Cum vesta munificentia etiam ista historia Christi hac- tenus suos progressus fecerit.« — Die meiften biejer Goͤnner hatte das Werk jedoch erft während feiner Er⸗ fheinung gewonnen. Dem Entftehen ftanden fo viele Schwierigkeiten entgegen, daß der erfte Verſuch diefe zu befiegen, nur der befonnenen: Begeifterung fachfunbiger Männer gelingen konnte. Wie es fcheint, wollten naͤm⸗ lich weder Höfe noch Univerfitäten ein fo gemeinnüßiges Unternehmen gebührend Anterſtuͤtzen; jene nicht, wegen andern Ausgaben, dieſe nicht wegen andern Geſchaͤften; und als es endlich dennoch zu Stande gekommen war, was Wenige erwartet hatten, nannte es ein Spoͤtter mit
T.1, 436 hat 45 Zeumer vita Theol. Jenens. p. 36. hat 6, nur in dem fogenannten Zedlerfhen Lericon find ſie vollſtaͤndig angeführte, und zwar nach ber been Ausgabe Basileae 1559 — 1572 5 nicht nach der verſtuͤmmelten des Ludwig Lucius, Bafel 16:2
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boshafter Anfpiegng auf die milden Beiträge, das gol⸗ dene Geſchichtbuch »opus historicum aureum.« Die Klas gen der Herandgeber find wirklich rührend und für fie böchft ehrenvol. So heißt es Gent. I de nobis vero nostrove conatu nihil alind affırmamus, quam nos in summa paupertate rerumque inopia magnum opus et vires nostras longe exuperans exorsos esse, cum ve- ro ecclesiae fit, quidquid fit, existimamus nos id jure honeste et pie facere. Speramus etiam, pios, bonos ac prudentes principes, re perspecta, in posterum adulatores aulicos, qui sibi potius praedam captantes, ejusmodi bonos conatus vel aspernantur fastidiose, vel calumniis tetris aspergunt, ac conculcant invidiose (quam ad rem quidam obtrectatores improbi ac male- dici scurrae flammas suggerunt ) non audituros ; sed rectius et dexterius de hoc nostro opere judicaturos esse. Und dafelbit in der Vorrede: » Facillime autem in aliqua academia ejusmodi historiam centexi potuisse, et id manifestum est. Verum qui labores maximos et gravissimossubiret, et nihil vel parum inde praemii ha- beret,nemo fuit. — Ad juvandum miseri Christi histo- riam quovis pumice aridiores sunt.-. Praeterea quilibet eorum, qui ad promovendos ejusmodi conatus plurimum potuissent, negotiorum molem causati sunt.« Und an einem andern Orte : »de sumptibus vero profitemur, nos paucissimos habere, qui annuatim aliquid confe. runt; nec pro laborum conditione operarii satis su- stentantur, sicut ipsimet optimi testes sunt.« — Jedoch auch unter günftigen Umftänden hätte ſich fo mannigfaltiger Stoff unmöglich zu einem großen Ganzen gefügt, wäre nicht ein wohlgeordueter Plan in alle eins zeine Theile eingedrungen. Diefen Plan bat man freis
56 Ueberſicht des Briefwechſels.
lich vielfältig getabelt, allein gemöhnigp wird auch hier die Aueführung mit der Anordnung verwechſelt, oder biefe mit jener. Für und mag es hinreichen, den Ges ſchaͤf tsgang zu bemerken, welchen die Herausgeber befolgt baten. Nach der Borrede zur erſten Centurie hatten fünf Vorſteher die Leitung des Ganzen uͤbernom⸗ men. Bon ihnen wurde nady gemeinfchaftlichem Beſchluſſe die zu bearbeitenden Schriftſteller auggewählt, und den angeftellten Gehülfen, zehn an der Zahl, zugemiefen. Sieben von diefen waren » wie Bienen« blos mit Eins fammeln beſchaͤftigt; zwei reifere Gelehrte verarbeiter ten die fo gewonnenen Auszüge zu einem Ganzen, dies ſes wurde zweimal von verfchiedenen Vorſtehern geprüft, berichtigt, verbeffert, und dann von einer fertigen Hand ind Reine gefchrieben. Haben einft fo wenige Mittel Großes bewirkt, was dürfen wir nicht jegt erwarten, wenn anders dem Mannichfaltigen überall ein Einfaches zum Grunde gelegt wird. « —
3. Sept. Herr Dr. Troß, Conrector des Gymmas fiums zu Hamm: »Unterzeichneter, dem ed um die Bes förderung bes Quellenſtudiums der Gefchichte feſter Ernſt iſt, wie feine nun erſcheinende Ausgabe der Mofella bed Aufonius und feine Ueberfegung Eginhards beweifen werden, wuͤuſcht fih an die Gefellfchaft ans fchließen zu können. Eginhard und die Gesta Trevi- rorum, bie er fidy eigentlich gewänfcht hätte, find fchon occupirt; allein Regino von-Prüm ift es, fo viel er weiß, noch nidyt, und diefen würde er übernehmen, wenn man ihm die, im Archiv angegebenen, Handfchriften davon zum Benugen verfchaffen wollte. *) Seine Lage
#) Diefer Quellenſchriftſteller befindet fi unter denen, welche
1820. September, 57
geftattet ihm eine beträchtliche Zeit barauf verwenden zu fönnen, und als geborner Moſelaner, ber bie Gegend genau kennt, glaubt er fih um fo eher Dazu berufen. Roc wuͤnſcht er, daß ihm Punkte vorgelegt würden, über die er in hiefigen Gegenden Forſchungen anzuftellen hätte. Er felbit befigt-folgende Manufcripte, die er zum Ges braud) der Geſellſchaft gern uͤberlaſſen will:
a) Gert v. d. Schüren, Chronik der Grafen von
der Mark in plattdeutscher Sprache , wahrscheinlich autographon.
Herr Dr. Berg, gegenwärtig in Wien, zur Bearbeitung erfiefer hat. Wir erwarten deſſen Erfldrung, ob er ihn ab» sugeben gefonnen ſey. Inzwiſchen find außer den, durch den koͤnigl. Bibliothekar Herrn Thory früher beforaten, Bergleichungen zweier der aͤlteſten Handfchriften der koͤnigl. Bibliothek zu Paris mit der erfien Ausgabe des Piſt o⸗ rius (Archiv. 1. 532), neuerlich auch die vortrefflichen Handſchriften zu Trier und zu Schafhauſen, jene durch Herrn Profefor Wottenbach in Trier, biele durch die Redaction in Heidelberg mit derfelben Aus, gabe verglichen worden, Eine vollſtaͤndige Abfchrift des Regino zu Murp wird mit andern ven dort erwartet, und eine Vergleichung berfelben Hanbfcrift zu Mury von den verfiorbenen verdienten 9. Aemilian Uffers mann, SDerausgeber des Hermannus Contractus , it noch im Stift St. Paul in Kärnthen aufbewahrt und jur Benutzung gütig entboten. ebenfalls wird Herr Dr. Pertz auch die Handfchrift ber E. k. Bibliothek in Wien mit. derfelben Ausgabe Cfaft beffer als die neuere von Struv beforgte) vergleichen. Tür die möglichke Herkellung bes Textes bei dieſem, in allen bisherigen Ausgaben auffallend nachläßig behandelten, Quellenſchriftſteller, bürfıe wenig | u . oder nichts mehr gu munfchen ſeyn a. b. 9.
58 Ueberfiht des Briefwechſels.
b) Illustrissimorum comitum de Marca et Cliviis chronicon ec., mit vielen ausgemalten Wappen, wahrs fcheintidy von Werner Rolevink unb auf jeden Fall das autographon.
c) Turkiiannotata; @ollectaneen zur Befchichte von Cleve, bisher unbenugt, und fopiel ich weiß, unbelannt.
d) H. ab Honseler Historia Cliviae et Viciniae, fehr ſchoͤne Copie.
e) Ein Band, enthaltend Urkunden aus dem Archiv in Duisburg und ein Berzeichniß der dortigen Bürgermeifter, etwa 5 Jahrhunderte umfaſſend, gegen 1600 geſchrieben.
f) Die erſte Ausgabe von Werner Rolevink de situ et morib. prov. Westf.
Auch von Gobelini Personae Cosmodromium fin- det fich hier Das autographon , fo wie eine Handſchrift aus dem 10ten Jahrhundert von Cassiodor hist. Tripart. Doch, er überläßt der Gefellfchaft, ihm beliebige Punkte zum Nachforfchen vorzulegen. Noch fügt er die Bitte bei, wenn Levold. a Northof. chron. com. Marc. im Plane der Glſellſchaft Liegt *), ihm deffen Bearbeitung zu übertragen. Hülfsmittel dazu würde er wohl auffins ben können. Ä
*) Diele Chronik ſcheint zwar außer den Schlußgeit » Brängen der Sanmlung zu liegen, es könnte jedoch fepn, baß fie in die Elaffe derer gehörte, von welchen im ıten Bande des Archivs ©. 36 die Rede ik. In diefem Falle, nnd aber auch nur in fo meit Die dort angegebene Bes dinyung vorhanden waͤre, würde ein Auszug für Die Samm⸗ lung geeignet und willfommen ſeyn.
A. d. H.
1820. September 59
4. September. Herr Dr. Voigt, Profeffor und Arhivar in Königsberg. Wie Sie willen, arbeite id) an einer vollkändigen Geſchichte des deutſchen Ordens und habe dieſen ganzen Sommer auf Königliche Koſten Reifen zu diefem Zwede gemacht; aud für unfer -größes ved Unternehmen ift diefe Reife nicht ohne Frucht und Heil gewefen, denn auch für bie Geſchichte Deutſchlands habe ich dabei manches aufgeſammelt. Mit Herrn Sten⸗ zel in Breslau bin ich bereits in Verbindung getreten, und wir werden uns nun beide uͤber die Bearbeitung der Quellen der ſaliſch⸗fraͤnkiſchen Zeit genauer ver⸗ ſtaͤndigen. Herr Stenzel wird im Allgemeinen die Zeit Conrads II. und Heinrihell. und id die Quellen der beiden Heinrich IV. und V. übernehmen. Was ben Lambert von Aſchaffenburg betrifft, fo fehe ich aus Archiv IV. S. 347., daß Herr Profeffor Heffe gute noch unbenugte Hilfsmittel haben muß, daher ich zum Velten der Sadye ihn diefen gerne abtrete.
Ueberbaupt glaube ich, daß ich dem Unternehmen erft in derzeit Wenceslaus, Sigismunde, Fri drichs II. und Marimilians anı meiften werbe lies fern können. Meine Ausbeute über dieſen Zeitraum aus dem biefigen Archiv iſt in der That über meine Erwartung groß. Früher Fannte ich nur eine Menge DriginalsBries fe der genannten Kaifer; nun habe idy auch eine bedeu⸗ tende Anzahl Briefe von deutfchen Herzogen nnd Fürften, Bifchöfen und Rittern, bie über vieles helleres Licht ger ben. Bon vorzäglicher Wichtigkeit find auch immer bie Berichte der Ordens» Bevollmächtigten, die dem Hoch⸗ meifter Nachrichten über den politifchen Stand der Staates angelegenheiten geben. Der Orden hatte am römifchen Hofe fhon im 14. und 15. Jahrhundert einen förmlichen
60 Ueberſicht des Briefwechſels.
Geſandten, des deutſchen Ordens⸗Procurator genannt, der uͤber das Weſen und Treiben des paͤbſtlichen Hofes oft die allerintereſſanteſten Nachrichten ertheilt. Ferner legen die Geſchaͤſtstraͤger ihren Briefen oft ſo genaunte »Neue Zeirungen« bei, bie immer voll von biſtoriſchen Nachrichten ſind. Kurz es eroͤffnet ſich hier eine auſſer⸗
ordentlich reihe Quelle. — Ueber ſtaͤdtiſche Verordnun⸗ gen der Stadt Ed In ift hier ebenfalls ein Foliant vor⸗ handen, der manches Brauchbare enthält. Sehr reidy find die Nachrichten über den Huffiten» Krieg, über bie Goncilien zu Bafel und Eofinig, über die Ger fchichte der äfterreichifchen Herzöge des 151en Jahrhun⸗ derts; denn der Öfterreichifche Landeomthur in Wien war ein recht thätiger Zeitungsfehreiber. Aud) aus den Hans feeftädten iſt eine recht artige Sammlung aufbewahrt, die auf eine ſehr intereſſante Weiſe von dem damaligen regen Treiben des Nordens erzaͤhlt. — Von einem Quar⸗ tanten vol diplomatiſcher Quellen zur Geſchichte Ot t o⸗ cars, worunter anch mancherlei, das Vaterland Betref⸗ fende iſt, habe ich vielleicht ſchon einmal geſchrieben. Ich wuͤrde aus ihm eine Ausleſe halten.
E. W. ſehen alſo, daß ich in Aufſpuͤrung und An⸗ ordnung dieſer Schaͤtze fuͤr unſer ſchoͤnes Unternehmen nicht ganz unthaͤtig geweſen bin. Die verſprochene Ab⸗ handlung für das Archiv kaunn ich dießmal noch nicht lie⸗ fern; ich ſuche noch einige Luͤcken auszufüllen. «
5. Sepibr. Hr. Frhr.v. Merian, K. R. Staater. in Paris: Sigebertum Gemblac: 4863. und einige Carolin. gica fende ich fogleih an Hrn. Leg. R. Büchler, behalte aber bie Dupla bier ; fonft nichts, — fondern erwarte €. €. Befehle aus Genf. — Die mir gütigft mitgetheilten Rache richten aus Wien lauten vortrefflih, und es wird ims
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mer Marer, daß an ächtem Stoffe ein ungemeiner Schag zufammenfommt; aber auch, bafı viele Altere Bearbeituns gen, ungeachtet. weltberuͤbhmter Namen, nicht find, was ſie ſeyn folten. Herr Hafe reißt morgen (nach Italien) ab.
A) Berzeichniß der bereits verglidhenen Hands fchriften der Partifer 8. Bibliotbel.. Waltharius. — Regino 5017. — Lex rip. — Lex sal. — Petrus de Vineis. — Iornandes. — Cassiodori chron. — Pau- lus Diaconus. — Otto $. Blasianus. — Fredegar. chron. — Thomae de capua epistolae.
Bis bieber fchon in Sranffurre befindlid.
Aimoini hist. Francorum. — Hugon. Floriacens. chron. — Sigebert. chron. und Fragment. hist. (be reits in Franffurl) — Epist. Joan. Presb. ad Ema- nuel. Rom. Imperat. — Martini papae aliquot episto- lae. — Gesta regum Francorum. — Fragmentum an- nal. moissiacens. — Cassiodori libri variar. 2186 (bes reitö in Franffurt) — Alexandri III. Papae epist. ad Freder. Imp. et Imperatoris respons.
M Naͤchſt zu vergleichende Hanbfchriften ber Paris fer f. Bibfiothef. Eginhardi vita Caroli M. — Egin- herdi annales. — Capitul. Caroli calri. — Cassiodori libri var. 2185. A. — Alberici chronicon. — Bulla au- rea nebft legibus in curia Meteflsi promulgatis. — Flo- doardi eccles. Remens, hist. — Balduini chron. — Adon. Vienn. chron. — Bened. levit. capit. Caroli magn. et Ludovici pii. — Caroli M. capit. — Regino. 922.
Obige Eginhardica gehen ben 8. September nad) Frankfurt ab. Am 25. September werden auch die übris gen sub B. fiehenden fertig feyn. Die fernern Nachrich⸗ ten aus London erwarte ich taͤglich. Dort werden nicht,
62 Weberficht des Briefwechſels.
(wie in Paris uͤblich) die Manufcripte in bie Häufer ver abfolgt, ſondern es wird im Mufäum gearbeitet, täglidy von 10 — 4.
10. September. Derfelbe: In ben Beilagen zu meinem Briefe 49. (liegt in Frankfurt) habe ich der Ausgaben bes Muratori, Baluze, Duchesne, im Allgemeinen erwähnt und angemerkt, daß man fich nicht immer auf fie verlaffen fünne. Es fommt dabei noch et» was in Betrachtung. Als diefe Männer arbeiteten, waren diefe Manufertpte noch größtentheild zerfireut. Es war damals z. B. in Frankreich eben fo fchwer fie zuſammen⸗ zufinden, als jett in Italien. Manches kannten fie dar ber nicht, manches nur theilweife, manches nur obers flaͤchlich, oder gar aus unridhtigen Mittheilungen,, folgs lich falſch. Seitdem ift e8 in Paris wie in Münden, bie Zerbrechung der Klöfter und Burgen bat zwar nicht fo ſehr den Staat, ald des Staated Bücherei bereis chert. Die Nachforſchungen find jest viel leichter und fiherer. Der Geſchichte it damit gedient, auch erhebt fie fich ohnehin meiftens nur dann , wenn ber Stagt bergs unter gebt. So lange viel und rühmlich gehandelt wird, wirb wenig gefchrieben, wir aber leben zwifchen der Abend » und Morgenröthe gewifiermaßen im Zwielichte, darum ift auch bes zwetfelnden Tappens fo viel.
12. Septbr. Herr Defterreiher, Hofrath und Archivar in Bamberg an die Gefellichaft für ältere deut⸗ ſche Sefchichtöfunde: »Wegen ded Chronicon de fun- datione monasterii Schwarzachensis, welches in der Bibliothek des Fürften von Palm zu Regensburg gewe⸗ fen ift, habe ich bafelbft Nachfrage angeſtellt, fo wie in Betreff der Chronik des Klofters Ebrach, die Gerken daſelbſt gefeben hat, zu Würzburg. Sollte die Heraus
18%. September, 63
gabe ber Vita S. Ottonis espiscopi Babenbergensis bes liebt werben, fo erbiete ich mich Cwofern nicht ein ander rer fi fchon dazu gemeldet hat) zur Vergleihung mit den zu verfchaffenden Hanbdfchriften. *)
12. September. Herr Molter, Hofratb und
Dberhofbibliothefar in Carlsruhe, an bie Redaltion:
»Empfangen Sie bier einen Abdruck der Nachzeichnung von Bonifacii epp.: **) Der vorliegende Typus enthaͤlt eine ganze Seite, weniger 3 Zeilen, welche unten weg» gelaften wurden, damit bad Blatt beim Binden nicht
*) Die Vita S. Ottonis episc. Bamb, liegt allerfings im Plane der Sammlung und if für einen der ichägbarfien Beſtandtheile ihrer Elaffe geachtet ; auch iſt die Bearbeis tung noch nicht vergeben, und mit Beranligen acceptirt bie Eentrals Direktion der Geſellſchaft das hier gemachte
-Erbieten. Da die bis jegt bekannten Handfchriften fich größtentheils in Bamberg ſelbſt, und ein Baar derfelben, aus Aldersbach, fih in Münden brfinden, fenach dem Herrn Verfaſſer ohnehin leicht zugänglich ſeyn dürften, fo beſchraͤnken mir uns au möglichfier Foͤrderung biefer Bearbeitung auf die, aus Mangel näherer Kunde öffents Lich zu duffernde, Bitte an Deutſchlands Gelehrte und Sreunde vaterlänbifcher Geſchichte, um nähere Nachricht von bem jegigen Aufbewahrungsorte folgender in Bibl. Uffenb, Mss, P. IV. p. 158. 3 aufgeführten, Hand» fhrift: Anonymi de Henrico Il. Imp. ac fundato
ab ipso Episcopatu Bamb, historia, welche wichtige Bei⸗
träge zum Leben bes b. Drto enthalten ſoll.
a. d. X
=") Beigefünt dem beſchreibenden Verjzeichniſſe der Hand⸗ schriften der Earisruher Hofbibliocheh, von Herrn Hofs
rath Molter. Archiv Bd. II. &, 152, Nro 5. A. d. 9.
64 Ueberſicht des Briefwechſels.
umgeſchlagen zu werben braucht. Sch babe dieſe Seite ge wählt, weil fat alle Abkuͤrzungen, Gorrecturen ꝛc. vors fommen. Hier und ba giebt es in bem Goder Seiten mit größerer Schrift, als die des Facfimile; allein es laſſen fi) die nämlichen Schriftzäge, mithin der naͤmliche Schrei» ber nicht verfennen , und ed mag legterem daſſelbe begeg⸗ net fon, was ung allen gefchieht, daß man nad) jedes⸗ maliger Befchaffenheit bes Auges, Lichtes, der Feder ıc. bald größere, bald Fleinere Schriftzäge madıt.
Alfo nun fon 5 Handfchriften bed Waltharius! Sch bin begierig zu erfahren, ob ſich wohl das Original Darunter finden wird. Am wahrfcheinlichiten ift es doch die Parifer Handſchrift, weil der Verfafler in Frankreich lebte.
20. September. Herr Dr. Boͤrſch, Profeſſor in Marburg an die Redaction: Zu Bd. J. S. 171. des Archivs iſt noch beizufügen: » Commentarius criticus de Scriptis et Scriptoribus historicis, tam antiquis, quam novis ad faciliorem et verjorem historiae notitiam con- Cinn. atque animadversionibus et dissertt. illust. a P. Henr. Schutz, S. J. Ingolst. et Monachii 4. 50 &. — Der Zufaß S. J. wird Ihnen den Geiſt des Verfaſſers charakteriſiren; Boch ift dieſes (jeſuitiſch) gelebrte Wert, welches mit Diatr. praelim. de Ann. Franc. anfängt, nicht von der Hand zu weifen.
Eugippius verdient in mehr als einer Hinficht aufs o genommen zu werden. Die Vita S. Sev. in Bertholdi Sancta et beata Austria T. I. & 71—118. ift ale neuere Arbeit biebei zu benugen. Abelung hat letzte⸗ red Werf nicht bemerft. Eben fo verdienen aber auch andere vitae aufgenommen zu werden , 3. E. Vedasti vita etc. Das Leben des heiligen Bedaftus enthält
1820. September, 65
eine Nachweiſung über bie erfte Schlacht Chlodwigs gegen die Allemannen. Gewöhnlich laͤßt Tolbiacum vorfals fen, obgleich bereit fdyjon Henschen ad Vedast. dagegen gefprocden. Sch füge zu H. Gründen noch 2 hinzu, 9) in vita Vedast. heißt ed von den Allemannen patriam de- fendere et libera manu pro patria mori.« Dieß bes weift, daß die Schlacht am Oberrhein, nicht weit von ber patria Allemannorum vorgefallen ſeyn muß; D wäs re bei Zülpich gefchlagen worden , fo hätte El. durch Rachnachars Reich ziehen müſſen, welcher zu Samas racum refidirte, um dorthin zu kommen. Letzterer Grund beruht freilich auf einem Stillfchweigen , doc) dürfte er, verbunden mit andern, bejonderd den Henſch. Gruͤnden, gewiß zu gebrauchen fepn.
3u S. Remig. I. ©. 463. bemerfe ih, daß ſich in Frodoardi Hist. eccles. Remensis in Bibl. M, Patr. vol. XVII. (die Anmerf. ftehen am Ende bed Buche) einiges über R. befindet, befonderd Hemigii testamen- tum, mo aud) der Güter in T'oringia sive Ausiria ges Dacht wird. Jenes Tefiament fteht auch bei Brisson de V. 8. ed. Bach. ©. 653. f. In demfelben Schriftjicler findet man auch Nachricht über Hincmar, deſſen Brie⸗ fe im Archiv mehrmals erwähnt find. Bei Abelung im Direct. ©. 40. 3. 1.20. 0. muß flatt T. 3. corrigirt werden L. 3., was fidy jedem bemerkbar machen wird, wenn er das Wort vornimmt.
Herrn Eiſeubachs Antrag, bie Acta S. durchzu⸗ geben, ift fehr gut; noch mehr aber verdient Herrn R. R. Delius Borfchlag beherzigt zu werben. Ich verfiche ihn fo, daß zwei ober mehrere das Werk Chinfichrlich Deutfchlande und der angrängenden Länder) geogras phiſch als Hauptſache und antiquarifch ale Neben
dicchir ic. Il. Bd. 5
f
66 ‚ Meberfiht ded Briefmechfels.
fache, und wieder andere antiquariſch als hauptfächlich und geograpbifch als nebenfächlich durchgehen. Es liegt fehr vieles Schägbare darin, wieich bei meiner beſchraͤnk⸗ ten Lectüre gefunden habe. Wie viel. Aufffärung bietet diefes Werk dem Kirchenhiftorifer für bie geographifche Verbreitung des Ehriftenthums dar! —
Für den fünftigen Bearbeiter der Epist. S. Bern.
will ich hier noch bemerfen,, daß S. Bernhardi vita c, brevi ejus mystici syste- matis delineatione D. inaug. a. Carol. Hotz- mann. (Marb. typ. Kriegeri 1819 8. 16 ©. und zwei Blätter Streitfäge)
nicht vollftändig ift, und mit dem Worte: assume — abs
bricht. Die Yita füllet nur adyt Seiten.
20. September. Herr Wyttenbach, Drofeffor und Bibliotbefar in Trier, an bie Rebaction: »Hier erhalten Sie nun einen Theil der Barianten ber Trier» ſchen Handfhrift ded Paulus Diaconus, nemlidy aller derer, welche die Heidelberger Handfchrift nicht bat, — und diefer it eine große Menge. Den Reit werde ich fpäter liefern. — Ferner erhalten Sie das noch fehlende unferd Hegino, womit Sie, wie ich hoffe, recht zufries den ſeyn werben,
Ich babe Überall die Varianten durch Stridye kennt⸗ lich gemacht. Mit einem Blicke laͤßt fid) das Ding übers fehen. Die neue Arbeit über Paulus Diaconus hatte ſchon begonnen, ehe ich ihren Brief vom 5. diefed in die ‚ Hände befam. Die Vita Annonis wird zur Zeit mich
auch recht unterbalten. Roch muß fie ruhen, bis alles andere vom Stapel gelaufen if. Offenbar ift diefer Coder ein ehrwärbiger, faft gleichzeitiger, gar lieblich und nett anzufeben.
18230, September, 67
Allerdings wäre es mir lieb, mern ich einige nähere Kenntniffe über dad, was von den Treveris handelt, und anderswo ſich befindet, erhalten könnte, wenn ich ſchon faft überzeugt. zu feyn glaube, daß nichts bes fonderes Dabei herausfonmen wird; doch ift es rathſam, alles Einfchlagende zu kennen.«
22. September. Herr Kobhlrauſch, Conſiſtorial⸗ und Schulrath zu Münfter, an ben beftänd. Secretär: »Auf der biefigen Univerfitäts» und der Dombiblios the? finden fich die meiften L jest gedruckten Quellens ſammlungen der deutſchen Gefchichte, und aufferbem manches feltene Buch, welches für die Bearbeitung der Quellen nüßlich werden fann. Die Gataloge beider Bis bliotbefen find jegt, was das biftorifche Fach betrifft, volftändig, und von biefem Theil derfelben bin ich gern erbötig, Einer hochachtbaren Gefellfchaft eine Abfchrift nehmen zu laſſen, falls fie davon irgend einen Gebraudy für ihre Zmwede machen zu können glaubt. Auch würde es ficher nicht ſchwer halten, einzelne Werte zum Vers ſchicken an nicht zu entfernte Bearbeiter geliehen zu ers halten.
An geſchichtlichen Manuſcripten ſind unſere Biblio⸗ theken uͤbrigens arm, nur eins habe ich gefunden, welches von Bedeutung iſt, weil es einen noch nicht gedruckten Schriftſteller betrifft, es iſt eine ganz alte Handſchrift bed Henricus de Hervordia ans dem ehemaligen Pader⸗ bornifchen Stifte Dallheim im Sahr 1806 hieher ges bracht, unb in früherer Zeit vielfältig benugt, wie aus den Randbemerkungen von verfchiedenen Händen zu ers kennen tft, übrigens aber gut erhalten. Sie fängt an mitben Worten: »Incipitsecunda pars sextae aetatis etc.« and dann folgt die Regierung bes Kaiſers Gratian.-
5 *
68 Veberfiht ded Briefmechfels.
Sie endigt mit dem Sten Regterungsjahre des Kaifers Karl IV., worauf noch ein weitläuftiges Regifter folgt.
Auf dem eriten Blatte ded Buchs ſteht von einer Hand, dem Anfcheine nach aus dem Ende des 17ten Jahr⸗ hunderts, von welcher gleichfalls mehrere Randbemerkun⸗ gen im Buche ſelbſt vorkommen, Folgendes:
» Auctor fuit Henricus de Hervordia Ordinis praedicatorum Conventus Susatensis, in quo conventu extat liber integer (ut videtur) ipsum Originale.« Man hält bier dieſe Handfchrift für die des berühm- ten Ferdinand von Fuͤrſtenberg, des Herausge⸗ bers der Monum. Paderborn. Zu deſſen Zeit alſo wäre das vermeintliche Original noch in Soeft gewefen. Bei ber Aufhebung des dortigen Klofterd bat fich aber, So weit ich bis jegt erfahren, Fein Bud) von Bedeutung ges funden, fondern der Ueberreft berfelben iſt, als werths los, aus der Hand verfauft worden. Ith werde indeilen die forgfältigfte Nachforfchung anftellen, um, wenn es irgend möglich ift, die Spur jenes Manufceripts wieder aufzufinden. . Wenn ed etwa befchlofien werden follte, bie Quellenſammlung bis auf die Zeit der Wiebertäufer auszudebnen, fo bewahrt die hiefige Bibliothef mehrere Kandfchriften deds Herrmann von Kerfenbrof, unter welchen das Original felbft feyn fol. — Mögen diefe wenigen vorläufigen Notizen ein Beweis feun, wie fehr id wuͤnſche, für bie hochwichtigen Zwecke Der Gefells ſchaft für ältere deutfche Gefchichtsfunde nad) Kräften bülfreich zu ſeyn !«— 25. September. Here Hoheneiher, Hofrath in Partenkirchen, an ben beitändigen Secretär:
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1320. Geptember und Detober. 69
»Ich gebe mir bie Ehre einige Bemerkungen *) zum 5. u. 6. Heft des 1.808. des vortrefflichen Archivs zu äberfenden. Bei den bereits befannten Umftänden glaubte ich zwar auf bed Beit Arempef chronicon Bajoariae gerech⸗ ten Anfpruch zu haben; ich gebe ihn aber bereitwillig auf, wenn Herr. R.von Koch⸗Sternfeld, und der Herr M. R. von Feßmaier ſolches beforgen wollen; das Gute gefchehe, durch wen ift gleichgiftig. Bielleicht finden ſich auch noch unter den Papieren des Herrn Profeſſors von Hellersberg zu Landshut meine demfelben mitgetheilten Bo rarbeiten (Herr M. R. Feßmaier ift Bormund der binterlaffenen Kins der.) — In dem anerwarteten Fall, wenn bie Forts fegung des Chron. Gottwicense nicht näher zu erhalten ſeyn follte, *c) wird, aufdenerftien Wink, mein Exem⸗ plar durch die Fleifchmannifche Buchhandlung in Münthen. an die Andreäifche in Frankfurt einlaufen.«
3. October. Herr Dr. Pfifter, Pfarrer in Unter türtheim, an bie Rebaction: »Ich beantworte bier zugleich Ihre letzte Frage Über Herren von Aretins Vermuthung von einer bereits geftifteten und wieber aufs gelöften Gefellichaft, fo weit id davon zu fagen weiß, mit Rein! An mich ift nichts weiter gelommen, als was
*) ©. bier oben Nro. IV,
“") Wir verweilen unter verbindlichfter Verdankung biefes güs tigen Enıbietens auf das uns fa unmittelbar darauf aus Ween qugelommene gleich hier unten abgedruckte Schreiben des Herrn Dr. Perg vom 7. Detober, und namentlich auf dasjenige, mas mir diefem zufolge über das Chron, Gottwicense aus Gottweih felbft für diefes Archiv ers
warten bürfen. A. d. 5. 0⸗
70 Ueberfiht des Briefwechſels.
in Muͤllers Briefen gedruckt iſt. Was mir eben fo fehr auf dem Herzen liegt, als bie verfpätete Antwort, ift, daß ich Ihrer freundfchaftlichen Aufforderung zu eis nem Beitrag für das Archiv noch nicht entſprechen konnte. Sch fage: Fonnte, denn bieß hängt weniger vom guten Willen, ober von ein Paar Stunden Zeit ab, als Briefe. Für jekt fann und weiß ich von meiner Seite nichts bei⸗ zutragen, ale Borfchläge, deren Ste im Centrum mehr als genug haben werden. Was ich von Notizen geben Tann, das haben Sie bereits felbft gebohlt. Ein Blätts hen Bemerkungen über das Archiv habe ich zu fammeln angefangen; biefe will ich Ihnen bei befjerer Muße ſen⸗ ben, denn auch in diefen Tagen noch babe ich mande Zerftreuung. Um indeffen gegenmwärtiges nicht ganz leer abgehen zu laſſen, will ich noch einiges in Abficht der Borfchläge berühren. Der Antrag, bid auf bie frübeften Zeiten zuruͤckzugehen, hat ganz meinen Bei⸗ fall; ich würde darunter auch die Älteften Nationaldenk⸗ mäler, Infchriften ıc. ꝛc. begreifen, und dann vorzuͤglich die Gefeßesfammlungen. Was die Ausführung betrifft, fo wäre mein Vorſchlag, überhaupt nicht zu lange zu zögern, bis alle Berichte von allen Enden beifammen find; fondern einftweilen bie Hauptarbeiten zu vertheilen. (finden ſich noch Codd. von befonderer Wichtigkeit, fo fann man den Erfund nachtragen) Eben fo wäre auch ber Druck zu betreiben. Wenn die Arbeiten felbft nad) Hauptperioden abgetheilt würden , 3. B. fräntifche, hohen» ſtaufiſche Zeitperiode, fo koͤnnte man auch theilmeife drucen, und bie Rumerirung der Bände durch fpätere Titel nadıtragen. Vitae summa brevis etc.
Ich für meinen Theil habe in Ihrem Verzeichniffe Aiv Band I, 1tes Heft) folgende Chroniken ange,
1820. October. 71
ſtrichen: Saͤmmtliche Weingartensia mit Einfchinß ber übrigen von P. Heß herausgegebenen Otto Frising., Hermann, Contract. , Ghron. Urspergense, Joh. Vitod. Es fragt fih nun, wer in der Lage ift, das Beffere zu leiften ?« —
7. October. Herr Dr. Perg aus Wien, an ben beftäud. Secretär: »Indem ich €. 9. für das Paket Nro. 2 mit Smpreffen der Geſellſchaft bie zum Sten Bos gen des Aen Bandes gehorfamft danke, freue ich mich Ihnen zugleich die Ausführung meiner Reife in ihrem ganzen Umfange, und ihrem gluͤcklichen Erfolge, anzets gen zu fönnen. Sie warb am 3. September in Benlets tung bed Herrn Primiffer begonnen, mir ihm durch Unters und Obe roͤſterreich fortgefest, und von mir allein dur Steyermarf und Kaͤrnthen nad Wien zurüd bie zum Morgen des 3. Ottobers beenbigt. Bei biefem meiten Umfange fehlen ed vor allem noͤthig, einen beftimmten Plan im Auge zu. behalten, damit der Zwed der Gefellichaft in der vorgefchriebenen Zeit fo voll» ftändig ald möglich erreicht würde. Diefer konnte außer demjenigen, was ich als Bearbeiter der Garolingis fhen Periode zu beachten. hatte, nicht allein ber feyn, die vorhandenen Handfchriften auszumitteln, fondern vorzüäglid dad Mißverhaͤltniß etwas mehr auszugleichen, welches in diefem reichften beutfchen Lande zwifchen ber Größe des Stoffe und ber ihn für die Gefellichaft benutzen⸗ den Kraft ftatt findet. Diefes Mißverbältniß beſteht 1) in Beziehung auf das Auffuchen der Hulfemittel. Mit Auss nahme einer einzigen wichtigen Rotiz (am Ende bes 3ten Hefts bes Archive) mar der Gefellfchaft noch feine Nach» richt über ben Inhalt der vielen Bibliothefen und Archive in Stiftern und Schläffern zugelommen. Noch weniger
‚72 Ueberſicht des Briefwechſels.
natuͤrlich war 2) etwas davon verglichen oder abgeſchrie⸗ ben. Meine Bemühungen fanden faſt allenthalben einen leichten Eingang, faft in jedem Stifte waren ein ober zwei Tage hinreichend, um durch Mittheilung ber erften fechs Hefte des Archivs und durch perſoͤnliche Bekannt⸗ ſchaft die Idee des Unternehmens in ihrem jegigen Umfange zur Klarheit zu bringen, und, wie bag Bortrefflicye durch fein bloſes Daſeyn wirft, dafür zu intereffiren. Nur gegen das Ende der Reife, als die übrigbleibende Zeit fich ſchon beftimmter berechnen ließ Cin ber freundlichen Colo⸗ nie von St. Blafien), zu St. Paul in KRärnthen blieb ich fünf Tage, denn dort fand ich zuerft unent- decdte Quellen der carolingifchen Gefchichte, und durch den verehrungsmärdigen Herren Fuͤrſt⸗ Abt Berthold, den Vater der Germania sacra, Freiheit und Mufe, fle zu benugen.
Das erfte Ziel der Reife war Gottweih. Unver⸗ fehrt findet fich dort der ganze Apparat zur Fortfegung des Chronicon Gottwicense, weldye® einft nad) dem Willen des jegigen gelehrten H. Prälaten, ber Kämmes rer des Etiftd Herren Pater Friedrich Blumen. berger übernehmen wird. Er ſchloß ſich unferm Unter
‚nehmen an, nnd verfpricht für das Archiv eine ausführs liche Nachricht über den Beſtand jenes Apparats, Mits theilungen über den ganzen Begenitand aus den nody vorhandenen Briefwechfeln der berühmten Achte Gottes fried Beffel und Magnus Klein und mündlichen Ueberlieferungen; ein ausführliches Verzeichniß der dor⸗ tigen für die Scriptores "wirhtigen Handfchriften und Urkunden, von denen ich deßhalb nur vorläufig einen Hermannus Contractus aus dem 12ten Jahrhunderte, Hincmari vita $. Remigii, vita $. Othmari, Gregoriil.
1820. Dectober, 73
vita et epistolae, alle aus bem 12ten Jahrhunderte, Bernonis vita S. Udalrici, ein Chronicon monasterüi _ Gottwicensis (welches zwar oft nur andern nachſchreibt, aber boch einiges Eigenthuͤmliche hat), eine im 15ten Jahrhunderte gefchriebene Brieffammlung des Aeneas Sylvius, die mehr ald 150 in der Ausgabe von 1481 ſeh⸗ fende Briefe enthält — erwähnen will. Unter den Urs funden fcheinen einige von Heinrich IV. und V., die Stiftungsurkunde des Klofterd durch Bifhof Altmann und die Beitätigungen ber Päbfte Urbanund Paſchal II. die merkmwürdigiten zu feyn. Herr P. Blumenbers ger verfpricht ferner die Urbarien und Urkunden von Sottwerb, fofern fie für den Zwei von Wichtigkeit find, nad) den von der Gefellfchaft aufzuftellenden Grund» fäsen zu bearbeiten, und nach Maßgabe feiner ſehr bes ſchraͤnkten Zeit mit dem Verein für die Hohenitaufen in Verbindung zn. treten. Deine Meinung in Beziehung auf die Urkunden ift, die wichtigen in die Scriptores aufzunehmen, die andern aber maffenweife, 3.3. alle bie in Goͤttweih befindlichen, alle zu Zwettl! u. f. w. in Auszüge, nach Waterien, zu bringen. Urfunden, bei denen beides nicht anzurathen ift, möchten nach bem " Mufter der jegt in München beraustommenden Aegesta jebe allein ercerpirt werben. Diefer Gegenftand verdient feiner großen Wichtigfeit voegen recht bald zur Sprache gebracht und entfchieden zu werben, e3 kann babei immer nur von einem Mittelwege die Rede feyn, da es gleich unmöglicy ift, alle Urkunden wegzulaffen und alle oder auch nur einen großen Theil aufzunehmen. Die Frage ift um fo verwidelter, ba fie mit ben beiden ans dern von Abfürzungen überhaupt, und ber viel bes beutendern von den Gränzgen bes Unterneh
74 Ueberſicht des Briefwechſels.
mens gegen bie deutſche Provinzial⸗ und Lo⸗ calgeſchichte, und die der Religion, Sitten⸗ Kunft u. ſ. w. zuſammenhaͤngt, eine Frage, welcher bie forgfältigfte Unterfuchung durch unfere erften Hiftos
. rider zu wünfchen ift, ohne daß man doch eine völlige Befriedigung aller einzelnen Meinungen davon erwarten darf und foll.
Bon Goͤttweih aus führt der Weg nadı Zwettl zwifchen der Mündung des, dur Carl des Großen Schlacht gegen die Avaren, verewigten Kambflufies, und Richard Löwenherz Gefängnifte Dürrenftein bei den fchon aus ben Nichbelungen befannten Mautern über die Donau. Herr P. Johann Fraft beſchaͤftigt fi) hauptſaͤchlich mit einer Gefchichte der Ehunringe, ' deren Schauplag in jenen Gegenden war, wo ber Hügel auf dem Chupharn ftand, und bie noch feſten Thürs me von Rapoltenitein erfchienen. Don den Zwett⸗ ler Handfchriften erwähne ich nur Eginhardi vita Ka- roli M., eine Handfchrift aus dem 12ten Jahrhunderte, bie 14te, welche ich zu ber fünftigen Ausgabe verglich, Luitprandi historia, Fictoris Vitonis historia perse- cutinnis Vandalicae cbenfalld aus dem 12ten, und Otto- nis Frisingensis Chronicon L. VIII. aus dem 13ten Jahr⸗ hundert; da Herr 9. Kraft ein ausführliches Verzeich⸗ niß der dortigen Hülfgmittel für dad Unternehmen bie
„Weihnachten einzufenden , die Abdrücde aus Zwettler Handichriften in Pezii Scriptores mit jenen, wie audh Dtto von Freifingen mit Urftifius Ausgabe zu vergleichen, und fi) als neuer Herausgeber der verſchie⸗ denen Chronica Zwettlensia in Pez und Rauch, an den Berein für die Hohbenftaufifche Periode anzufchlieffen verſprach.
18%. Detober, 75
Die Erwartungen von Moͤhk wurden, zum Theil, weil bie Hofbibliothef im vorigen Jahrhundert eine große Anzahl Handichriften von dort erhalten habe, nicht bes friedigt. Richt einmal das Original ded Chronicon Mel. license ließ fih finden, ungeachtet ed and) in ben Cata⸗ logen der Hofbibliorhef fehlte. Dagegen war der große Coder mit vitis Sanctorum vorhanden, aus welchem Hieronimus Pez die vita 8. Severini gegeben. Das Berzeichniß der dortigen für die Scriptores wichtigen Handfdriften werde ich zugleich mit denen über Seitenftetten, Kremdömünfter und Lambach einem ber folgenden Briefe beifügen.
In Seitenftetten cdeſſen reiche Bibliothek uns ter andern einen griechiſchen Plutarc auf Pergament beſitzt) übernahm Herr P. Pius Pfeiffer für die GBefellichaft den dortigen Codex der Gesta Friderici, be Otto Frisingensis und Radevicus mit Muratoris Ausgabe, und der libri VI. epistolarum Petri de Vi- neis mit Iſelin's Ausgabe zu vergleichen. Beide find im Anfang bes 15ten Sahrhunderts und auf Papier ges ſchrieben. Derfelbe wird ein Berzeichniß der Alteften Urkunden des reichen, fletd von Feuer und Feinden vers fhont gebliebenen Archives einfenden, und die dortigen Urkunden nach den von der Gefellichaft aufzuftellenden Grundfägen bearbeiten. Unter ihnen find nody im Ori⸗ ginale Bifhof Ulrichs von Paffau Conſecrations⸗ brief vom Jahr 1116., Erzbifhofs Wigmanns brei Schenkungen von 1186. und Friedrich I. Beltätigung derfelben von 1187.
St. Florian brauche ich nur zu nennen, um Ih⸗ nen einen Begriff von dem ſchoͤnen Tage zu geben, ben wir bier in dem burch den hoben Geiſt des verehrungs⸗
76 Ueberſicht des Briefwechſels.
wuͤrdigen 78jaͤhrigen Praͤlaten Michael Ziegler ge ſammelten Vereine lebten. Mit Herrn Pfarrer Kurz bes fprady ich die Ausführung des Planes im Allgemeinen und Einzelnen ; er iſt ganz befonders mit ber Idee der befondern biftorifchen Vereine einverftanden, und gab auch den oben verfuchsweife aufgeitelten Borfchlägen über Zuziehung der Urkunden feinen Beifall. Was er immer auf feinen Reiſen in Defterreich und Böhmen für die Gefells fchaft findet, wird er ihr mitihellen. Gern hätte er ind» befondere bie Abfchrift einer noch unedirten, von Schöpfs lin für verlohren gehaltenen, deutfchen Chronik bis zum Jahr 1362. gegeben, wuünfchte nicht der jetzige Beſitzer Herr Hofrath Steinherr in Linz den Werth des Originals unvermindert zu erhalten. Es beſteht in 85 Blättern Pergament, iſt durchaus gut bewahrt und ber Schluß lautet fo: »do man zalt 1362 Sar, da kam ein »Erbbiden zu Straßburg an bem neunten Tag nady »fant Peterstag zu funigthen un woz dz ded morgens, »do man metti zu dem munfter hatte gefungen in der »Tagmeſſe — beöfelben Tage warb och dies Buch voll »bracht von Fritſche Elofen einem Prieſter von »Straßburg.« — Herr Bibliothekar Klein hat eine dort befindlihe Handfchrift des Petrus de Vineis mit Iſelin's Ausgabe verglichen, ohne mehr ale eine veränderte Ordnung zu finden. —
In Kremsmuͤnſter traf ich leider den gelehrten Profeflor der Gefchichte P. Ulrich Hartenfchneider uicht zu Haufe. Bon den dortigen Handfchriften zeichne ich die Werke des Bernardus Noricus, das 5te Buch Pe- trus de Vineis (15te Jahrhundert), drei Briefe Gres gor's des Tten, und bie von Rettenpacher moder nifirten Sopien Carolingiſcher Urkunden aus. Auch
1820. Detober. 77
Pachmanyr bat, wie ich durch Vergleichung feiner Abs drüde mit den Handfchriften fah, nicht genau gelefen.
Sn Lambach unterfuchte ich mit Hülfe meines Bes gleiterd die Handfcriften, und fand unter ungefaͤhr 2 — 300 noch bad Original der von Bez zum 2ten Male berandgegebenen vita B. Adalberonis episcopi Wirce- burg. fundatoris monasterii Lambacensis, dann mehres re andere vitas Sanctorum und Petri Blesensis epistolas CLI. im 15ten Sahrhundert gefchrieben.
Herr P. Albert Muchar, Bibliothekar und Ars |
chivar zu Admont, Derfaffer einer noch ungedrudten Geſchichte feines Stifts, einer Gefchichte feines Landes vor und unter den Römern, welche in der von bes Erzherzogs Jobann 8. K. Hoheit herauszugebenden Zeitſchrift einen Plaß einnehmen follen, verfpricht der Geſellſchaft ein ausführliches Verzeichniß der dortigen paffenden Handſchriften, welche er zu diefem Zweck noch einmal ganz durchfuchen will, eine Vergleichung bes dors tigen Chronicon Ottonis Frisingensis (membr. s. XII, Fol., wahrſchein lich unter Lucius III. gefchrieben) der lex Bajuvariorum , einer vita Gregorii VII. (membr. s. XII. Fol.) und die Bearbeitung des Chron. Admon- tense, und des Codex diplomaticus Admontensis für die Scriptores,
St. Paul, nahe am Ausgang bes fchönen Lavan, tbals, in Kaͤrnthen gelegen, enthält die wichtigiten Huͤlfs⸗ mittel für unfere Sammlung. Zwar ift der literarifche Reichtum von St. Blafien und bie freie Mufe für felbft- gewählte Studien bahin, aber ber Geift ift derfelbe; nach P. Ambrofius Eichhorn's frübern Tode hat ber Fuͤrſt den Herrn Profeffor Leopold Scheuchenber⸗ ger zu biftorifchen Forſchungen beftimmt, und aud bie
Bl en —
78 Veberfiht ded Briefwechfels.
Germania sacra fol bei günftigern Umftänben wieber aufleben. Zwar ruht fe eigentlich audy jest nicht. Der Senior ber. deutfhen Hiftorifer Herr P. Trudpert Neugart, (Johannes Müllers und Zurlaw bens Frennd) ift noch in feinem 79ten Fahre unermuͤ⸗ bet thätig ; ſchon feit 1816. ift die Fortfegung des Episcopatus Constantiensis bie zum Sabre 1308. mit eis nem Anbange von 50 Urkunden zum Abdrud fertig, wirb aber nicht herausgegeben werben, weil der Abfag zu ges ring feyn möchte ; die Urkunden für den Zten Theil vom Jahr 1308— 1488. find gleichfalls fchon zuſammengeſtellt; ‚ebenfalls die Gefhichte von St. Paul und derCo- dex traditionum monasterii S. Pauli vollendet. Auch ſah ich eine Abhandlung über die Vorältern R udolfs I. von mütterlicher Seite biß auf Gottfried, ben Her 308 ber Alamannen. Alles dieß nebft einer getreuen Abs fhrift Der Chronica monasterii Augiae divitis auctore Gallo Oeheimio, welche bid zum Goncilium von C ofls . nitz gebt, und für dieſe Zeit nicht ohne Werth ift, ent⸗ bot der Herr Verfaſſer der Gefellihaft zur Benutzung; er felbft würde, zwanzig Jahre jünger , durch thätige Theilnahme das große Wert gefördert haben. Unter den Handfchriften der Heinen aber auserlefenen Stiftebiblios _ thef find ein Uncialcoder der Goncilien und mehrere mit Meromwingifcher Eurfiv Clateinifhe Gramma⸗ tiker, Donat u. ſ. w.) bie älteften, einige andere aber für unfern Zweck ungleich ipichtiger. Der vorzuͤglichſte ift ber nach feinem vorigen Befiger genannte Kruftifche Eoder in Quart von 184 Pergamentöblättern und ine Anfang bes Hten Jahrhunderts gefchrieben. Jede Seite hat zwei Kolumnen und 24, gegen bad Ende 25 Zeilen. Nach einem Gemälde, weiches vermutlich den geſetzge⸗
1820. Detober. 79
benben König und Kaiſer Karl vorſtellt und einem für den Titel leer gebliebenen Blatte, folgt obne Unterfchrift ein nach ben innern Merkmalen durch König Pipin den Lombarden in den erften Sahren des Iten Jahrhun⸗ derts gegebenes Gapitular. Der Anfang lautet: »Pla- cuit primis omnium ut vitia quae nostris temporibus in sancta Dei ecclesia emersa sunt radicitus evellan- turz« darauf 19. Capitel, zulegt: »Hec — servari con. venit quousque in sequendi conventu medio octabrio qui in civitate Papia condictus est, nisi forte a rege aliter precipiatur aliquitmelius addendum jungendum- que mutandum vel Des duce inveniatur.« Darauf: sIncipit capitula legis Ribuariorum und vom 6ten bie zum 27ten Blatt dieſes Geſetz, in 91 Titeln, wenig von Bonquets Ausgabe abweichend. Aufden27ten Blatte: »Explicit lex Ribuariorum. Incipit capitula legis Sa- licae:« Diefe flimmt bis auf Heine Abweichungen mit der Lex Salica a Carolo Magno emendata (Baluz T. I., Bouquet T. IV.) überein. Auf dem 57ten Blatt: »Ex- plicit lex Salica. Incipit capitula legis Baiuvariorum«s im 18 Büchern, deren letztes indeflen auch das 19te, Wte uud Ate der gewöhnlichen Ausgaben begreift. Aehnliche Berfchiebenheiten zeigen fi) auch in der Zahl der Capitel and in deren Eintheilung. Die fünf befannten Geſchlech⸗ ter bes Baierfchen Adels heißen hier : »huosit, hrozz- fagna; hai, linga, aenion.« Auf bem Oäten Blatt: »Explieit lex Bajuvariorum. Incipit capitula legis Alamannorum ; « 99 Gapitel in der gewöhnlichen Ord⸗ nung. Auf dem 116ten Blatt: »Explicit lex Alaman- zorum. In Christi nomine incipit prefatio legum Ro- manorum auctoritas Salarici (Alarici) regis feliciter. Utilitatis populi nostri propitia civitatem tractantes,
80 Ueberſicht des Briefwechſels.
hoc quoque quod in ligibus videbatur inicum, malieri deliberationem corregimus« u. f. w. wie in ber Gos thofredifhen Ausgabe bed Codex Theodosianus, nur, wie fhon jene Probe zeigt, im Latein des Tten und Sten Jahrhunderts und mit einigen wefentlichen Abweichuns gen: »qui in thesauris habetur oblatum Coariei co- mitis und am Schluß »hune codicem de Teudosiani, legibus adque species iuris vel diversis libris electum ad (a) viris XXII. eo regnante edidi adque subscripsi. Explicit prefatio.« Dem Schreiber muß jedoch Das ganze Breviarium Alarici etwas zu lang geworben feyn; denn er bricht auf der Mitte des 134ften Blattes zu Anfang des Sten Buches ab, und beginnt das 135te mit“ »In- cipiunt ceapitula inter Burgundiones et Romanos.« Diefe lex Burgundiorum,, in deren Vorrede ed, wie in mehreren Handfchriften beißt: Anno secundo domini gloriosissimi Sigimundis regis, enthält 90 Gapitel, dies felben wie Bouquet; aber ftatt des 8Often in dieſem folgt ſogleich das Ite bed Additamentum primum (de clausis itineribus), und dann noch einige Zufäße, weil in der , Mitte mehrere Stuͤcke ausgelaffen waren ; der 50fte Titel »de occisis actoribus tam regie domus quam privato- rum« und ber 52fle »de mulieribus desponsatis quae ad aliorum consortium libidine instigante transierint « in befien Mitte die Worte: »quam sanguinis suis effusio- nem. Deo gratias Amen« den Befchluß madyen. Die 31 übrigen Blätter des Buchs enthalten eine Reihe größs tentheil® unbefannter Gapitularien Carls d. ©. und feiner Edhne Pippin und Ludwig. Das erfte: »Qualiter congregati sunt in unum sinodociali conci- lio episcopis abbatibus virisque inlustribus comitibus una Cum piissimo domno nostro secundum Dei volun-
1820. October. 81
tatem pro causis oportunis consenserunt decretum. I. De metropolitanis.« Die erfte Abtheilung diefes langen Eapitulare begreift 37 Capitel, die te geht bie zum 6öften, bie 3te »Que ad Nummagam addita sunt« ‚ bie zum 92iten und bat einiges mit dem bei Baluz T. J. p. 451 gemein, aber mit wichtigen Zuſaͤtzen fuͤr Italien. Das 2te Capitular hat Baluz T. I. p. 345 zum Theil abgebrudt, Das 3te Eapitular: »De singulis capi- talis qualiter Mantua placitus de generale hominibus notam fecimus« in 13 Capiteln und mehreren Allegaten and den Sanouen. Das Ate Gapitular von Ludwig J. bat Baluz T. I. p. 597., ebenfo das 5te und 6te T. I. p. 609 und p. 613 mit wenig Abweichungen, hingegen das Tte: »Memoria quod domnus imperator suis co- mites precepit« in 14, und das Ste in 11 Gapiteln und von 174 Longobarden unterfchrieben, ift, fo viel ich . weiß, noch ungebrudt. Der ganze Coder zeigt bie zum Aten Capitular dieſelbe Schrift, bann aber verändert fich die Hand etwas, und bie beiden Ichten find offenbar, aber noch immer im Anfang bes Iten Jahrhunderts, nadhs getragen, weniger forgfältig, ohne Rubriken, und ims mer nur in einer Golumne gefchrieben. Dem Subalt und der Gchreibart nach zu urtheilen, ift die Sammlung durch oder für einen Italiener veranftältet und dem Abs fchreiber dBictirt worden. ,
Diefe fo gut als möglich zu benugen, fchien nun von großer Wichtigkeit; ich fchrieb daher alles unge drudte forgfältig ab, verglich die gebrudten Capitula⸗ sien mit Baluz, die lex Ribuariorum mit Bouquet, und war fo glüdlich, von dem verehrten Herrn Fürft Abt das Berfprechen zu erhalten, daß Alles Liebrige zum Beften der Geſellſchaft ebeuſalls verglidden und mir nach
Archte ıc. MI. DD. 6
82 Ueberſicht des Briefmechfels.
Wien nachgeſchickt werden ſollte. Außerdem durfte ich noch aus einem Soder des 10ten Jahrhunderts (8. Isi- dori libri de origine officiorum) einen mir nicht befannts ten Brief Sarls des Großen an Exrzbifchof Odilbert von Mayland nebit deflen Antwort *), eine kiirze Notiz Aber die Preife der Kirchenbußen, aus dem alten Uns eialcoder der Eoncilien ein Fragment eines Güterverzeichs niffes einer Kirche vom Ende bes Iten Jahrhunderts und aus einer, zu Anfang des Yten Jahrhunderts mit Halbs uncial geichriebenen, Ganonenfammlung einer ungedruck⸗ ten »Concessio ingenuitatis quando quis procerum ser- yum sui juris ire ad sacros ordines permiserit« ab» fehreiben, und den von P. Aemilian Uffermann im Aften Theil des Prodromus Germaniae sacrae zuerft, aber nicht ganzgenau, befannt gemachten Befehl Carls des Großen, über Verſetzung fächfifcher Geißeln, mit bem Originale vergleihen. Dann blieb mir nur gerabe noch Zeit Abrig, einige vitas Sanctorum und Ellen hards Goder **) anzufehen und mid, von deffen Werthe zu überzeugen. Ich wuͤnſchte bei Eröffnung der Hofbiblios thef am 2. October wieder in Wien zu ſeyn. Aber uners hört früb und in großer Maſſe gefallener Schnee und Re⸗ gengäffe machten den naͤchſten Weg nah Graͤtz unfahrbar. Erft am Sonnabend fonnte ich die herrliche Stiftung Sr.
*) Diefe zwar finden fich bereits ſchon gedrudt in Mabillon, Analect., deiigleichen auch einzelne Gapitel der obengedach- ten, bisher unbefannten, Gapitularien in den Additamen- tis ad legem Langobardorum,
A. b. €.
”) S. Archiv Bd. I. ©. 208,
u. b. N.
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et. H. bed Erzherzoge Johann fehen; ein Chroni- con Reichersbergense, Diplomatarien des Bisthums und ber Abtey Seckau und eine Menge Urkunden, wors anter Earlomannd Stiftung von Oſſiach die Als tefte, verdienen für die Scriptores benußt zu werben. Su Sräg ſab ib auch Heren Profeffor Scheuchen⸗ berger, welcher in St. Paulnicht anweſend war ;er will, ganz im Sinne ſeines Fuͤrſten, ſtatt des verewigten Eich⸗ born zur Foͤrderung unſers Unternehmens mitwirken, bad Leben Rudolſs und Albrechts und den Kampf ber Straßburger wider. ihren Biſchof und Rudolf L, herausgeben, fobald als moͤglich eine genaue Nachricht über Quellen und Beichaffenheit der in St. Paul uns ser feiner Auffiht aufbewahrten Uffermann’fchen zum Drud fertigen Bearbeitung des Regino, und der noch vorhandenen Materialien zur Germania sacra einfenden, andy die ihm zur Bearbeitung anvertrauten Urfunden Fünftig nach den Grundfägen der Geſellſchaft verwenden.«
11. October. Derfelbe: » Die 2te Hälfte bes Codex Carolinus ift nun beendigt, und wenn irgendiwo, fo barf ich bier verfichern, jede Fünftige Vergleichung überflägfig gemacht zu haben. Die Briefe Hadrians an bie Spanifcyen Bifchöfe, welche feine Beziehung auf Deut» ſche Gefchichte haben, frheinen von den Scriptores auds gefchloffen werben zu muͤſſen. Meine frühere Bemerkung über Tengnagels Verunflaltung des einzigen eriftis renden Gober, Lambeks willkuͤhrliche Berbeflerungen und Gentilotti’s fo genau feheinende und doch oft . nicht minder grundlofe Bergleichung muß am Echluffe der Arbeit vollitändig wiederholt werden. Hingegen find die gegen Genni im iten Bunde ded Archivs ©. 449. aus⸗
6 *
%
854 Ueberſicht des Briefwechſels.
geſprochenen harten Beſchuldigungen von Unterbrädung einer guten Anzahl Briefe ganz ungegründet; und ein einaefchlichener Drudfebler, *) bag Muratori das 1760. heransgekommene Cenniſche Werk benugt habe. Sch werde nun in ben übrigen Monumenten der Garos Iingifchen Periode fortfahren.
Herr von Buchholz hat nun auch angefangen, bie Briefe der Päbfte aus der Hohenftaufifchen Periode zu bearbeiten. Die Halfsmittel dazu find fehr bebeuteud, wie Sie aus meinem Berzeichniffe erſehen werden.
Sn meiner Klofterreife fehlen Klofterneu burg und Heiligenfreuz, weil fie Wien am nädy ften lieger, und in einem Tage befucht werben koͤnnen. Klofterneuburg werde ich in Geſellſchaft ber Hers ren von Hammer, Dobrowsky und Kopitar in biefer Zeit fehen ; in den Heiligenfreuzer Gatalogen fand Herr Abbe Dobrowsky ein Chronicon Ottonis Fri- singensis aus dem 12ten Jahrhundert, Vita S. Remigii auctore Hincmaro , Vita S. Ottonis Babenbergensis und Bedue historia ecclesiastica Anglorum. «
12. October. Herr v. Koh» Sternfeld, Leg. Rath aus Salzburg, an ben beftändigen Secretär: »Ein fehr alter Pergament» Coder in 4., dem Salz burger Domcapitel gehörig, und anfangend: »incipit epistola Fugippii presbyteri de vita $. Severini abba- tis ad Pascasium diaconum enthält dag Leben Seve ringe; **) in einem andern fehr alten Goder befagten
*) Es iſt ein ehrlicher Gebächtnißfehler. D. *u) Vergl. Archiv Bd. 1. S. 463. A. d. R.
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Domcapiteld befinden fih zufammen: das Leben des heiligen Rupert: »de introitu beati Rudperti;« — die nächften Nachfolger des heiligen Rupert. » Catalogus episcoporum sive abbatum ejusdem sedis Juvavien- sis;« — ferner die Befehrnngsgefchichte der Sarantanen und Avareu: » Hactenus praenotatum est, qualiter Ba- joarıi ete. Herr v. Kleinmeyrn ermähnt in feiner Juvaria ausführlich der übrigen Handfchriften und Abs drücke, welche er mit biefen Codicibus zu vergleichen Ges legenheit hatte. Ohne Zweifel find beide Codices im Jahr 1807 mit dem Archive und der Bibliothek des Doms capitels nad Wien gefommen. Was indbefondere Die Belehrungsgefchichte der Garantanen ıc. betrifft, fo habe ich dieſe in ihrer Art einzige und vortreffliche Quelle des 7:, 8. u. 9. Jahrhunderts in meinem Taſchenbuche: »Die Tauern, insbefonbere das Gafteiner Thal« — der Geſellſchaft zu Frankfurt durch Se. Erc. Frhr. von Are, tin überfendet — wie ich hoffe, zur Zufriedenheit der Kenner benngt, und hierin zugleich die Ueberzeugung ausgefprochen, baß niemand mehr als Herr Kopitar den Beruf haben dürfte, dieſen Gegenſtand Fritifch zu bears beiten. « —
14. October. Herrv. Ittner, Staatsrath in Con⸗ ſtanz, an die Redaction: »Unter den zahlreichen St. Galliſchen Handfchriften von deutſchen Gefegen mache ich befonders aufmerkffam anf: Lex Salica (Cod. N. 731 Biblioth. $. Gallensis) worüber fi in dem Kolb'ſchen Sataloge folgendes angezeichnet befindet: »Praeter multa alia continet hicCodex Legem Salicam et Legem Allemanicam. Omnia elegantissime in mem- brana scripta sunt. Litterae initiales magnis figuris coloratis instructae sunt v. g. piscis, serpentes, homi-
8 Ueberſicht des Briefwechſels.
nis manum extendentis. Nonnunquam adest circulus R
K ’ . .cum Monogrammate i. e. Ba- L
rolus In fine autem adjectum est, regnante Dom- no nostro Karolo rege. Et porro Qs dne, tu ho (homo) qui legis hunc librum vel paginam ora insu- per Vandalgario Scriptore, qui nimis peccabilis sum.
Tandem subscriptum estnomen » Wandalgarius« et quidem notis tyronianis sive tricis hoc nomen ex- primentibus.
Videtur ergo scriptus hic codex sub Carolo Magno rege et quidem XXV. annis prius, quam Imperator renunciatus fuit, ergo circa annum Xti 773.
Credo quod Baluzius, qui suo tempore Biblio- thecam S. Galli invisit, hunc Codicem manibus trive- rit. Nam in aliis ejusdem generis Codicibus e. g. ad Cod. 728, qui etiam continet Legem Salicam cum frag- mentis Legis Ripuariorum nomen ejus adscriptum extat.
Da wir die formulas Isonis in St. Gallen abfchreis ben laſſen, fo könnte folgende Fleine Schrift bei der Heraus⸗ gabe vielleicht einige Dienfte leiften: » Commentatio de Marculfinis aliisque similibus formulis. Liber singu- laris auctore Dr. Seidensticker. Jenae. 1818 in 4. 42 Seiten.
15. October. Herr Dr. Perg aus Wien: »Aus dem Schreiben Sr. Erccllenz ded Herrn Staates miniſters vom Stein, weldes ich fo eben erhalten, er» erfehe ich, daß die Vergleichungen der Parifer Hand⸗ fjriften des Fredegar, Eginhard's Annalen und Leben Karls des Großen fragment. annalium Mois-
1880. Detober, 8
siacensium ſchon iu Franffurt find und an einer der tonboner vita Karoli M. gearbeitet wird. €. H. wirs den mich fehr verpflichten, wenn fie nad) genommener Einficht mir die genannten, bejonders die Annales Egin- hardı zum Gebraudy gefälligft überfenden wollten. In Beziehung auf die noch nicht verglichenen Par. Handfchrifs ten ber vita Karoli M. bin ich fo frei, ein Verzeichniß der Stellen beizulegen, welche zur Vollftändigfeit unferer neuen Ausgabe in jenen nachzuſehen feyn möchten. « *)
16. October. Herr Buffe, Profcilor in Braunss berg, an ben befländ. Secretär: »Der Berein zur Herausgabe der Gefchichtfchreiber des deutfchen Mittels alters hat mich vom Anfange der Befanntwerdung diefes Unternehmens an fo angenehm angefprochen, daß ich dies fem fchönen Unternehmen den glüdlichiten Fortgang und mir die Gelegenheit, hiezu etwas, wenn aud) weniges, mitwirken zu koͤnnen, wuͤnſchte.
In der Vorausſetzung, daß fo viel Zeit bewilligt wird, als nöthig ift, um neben vielen Gefchäften des Amtes mit Muße ohne Uebereilung ein Werk bearbeiten zu koͤnnen, biete ich ber verehrungsmwärbigen Gentrals Direction ganz ergebenft für die aͤltere Gefchichte Muͤn⸗ ſterlandes und bed Bisthbums Osnab ruͤck, fo wie der angrängenden Gegenden meine Bemühungen an, wos bei aber zu erwägen bleibt, baß ein noch in bdiefen @egenden, die ich im Jahr 1817 verließ, lebender Ges lehrter bei Werfen, welche viele topographifche Bemerkun⸗ gen enthalten, vor mir den Borrang haben müßte, weil 2) Dieſes Verzeichniß iſt fogleich (unterm 7. Nov.) nach Pas
ris befördert worden,
4.0.9.
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80 Ueberficht ded Briefwechſels.
das Bisthum Ermeland nöthig werben, fo kann ich diefe mittbeilen.
Mit Ungebulb erwarte ich den Zeitpunct, wo ich ben Erfolg des Vereins zum Tbeil ober gar ganz mit Aus gen ſehen könnte, da ich dad Studium der Gefchichte im allgemeinen und ber heutfchen indbefondere fo fehr, waͤh⸗ rend ich mid) auf dieſes Fach gelegt, geichägt habe, unb deßhalb werbe mit der größten Freude alle meine Kraft anftrengen, um bad Unternehmen bed Bereins fo viel ich vermag, zu unterflüßen, um die Schwierigfeit des Studiums der Gefchichte zu mindern. « —
19. Oktober. Herr Rump, Profeffor und Bis bliotbefar in Bremen, an ben beftänd. Gecrerär: » Seit ihrem Entſtehen bat die Geſellſchaft für ältere deut⸗ ſche Geſchichtskunde mic, hoch intereſſirt. Indeſſen dachte ich mittelbar die Zwecke des Vereins zu foͤrdern, wo ſich Gelegenheit und Zeit darbieten moͤchte, auch ohne Mit⸗ glied zu ſeyn und freute mich daher dem Herru Profefs for Ricklefs in Oldenburg, fo wiemeinem Collegen bem Herrn Profeflor Stork Einiges, den Adam von ° Bremen betreffendee, aus der Bibliothek zufenden und Anderes nachweifen zu Finnen. Gewiß werde ih E. 9. aus der hiefigen Bibliothek nody mandjed berichten können,
. wenn fie wieder ausgepadt ifl. Da ihr bieheriges Local
verfauft werden fol, und bad neue geräumigere, das fie nächftens erhalten wird, noch zum Aufitellen berfelben erit aptirt wird, fo iſt fie unterdeſſen eingepackt in einem ziemlich beengten Raum gebracht, aus dem ich fie aber hoffentlich gegen Neujahr erlöfen werde. Es gehört zu meinem lange fchon genährten Vorfügen, alsdann mit allem, was fie in Handſchriften befigt, eine genaue Sichtung vorzunehmen ; aud hoffe ich noch einige
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Freunde der vaterländifchen Gefchichte vereinen zu koͤn⸗ sen, um dad dahin Einfchlagende mit vereinten Kräften beito fchneller zu unterfuchen und zu würdigen.
PN. October. Herr Dr. Heffe, Profeffor und Bibliothekar in Rudolſtadt erflärt: »Ich bin willene für da Archiv der Gefellfchaft eine Rachricht von dem alten Calendarium ecclesiae cathedralis Merseburg., worin mehrere Namen von bed Bifchof Dit mars eigs ner Hand eingetragen zu ſeyn ſcheinen, zu liefern, zu⸗ mal da durch Herrn Eberts Abhandlung im Iten und 2ten Hefte des Iren Bandes die Aufmerkſamkeit auf diefen wichtigen Schriftfteller gelenkt worden ift. *) |
22. October. Herr Bed, Hofrath und Profeffor in Leipzig: »Es gereicht mir zum größten Vergnügen, mit der bochgeehrten Geſellſchaft für Ältere deutfche Ge⸗ ſchichtskunde in ebrenvolle Verbindung zu treten, unb mit aufrichtiaftem Danfe nehme id) eine Stelle unter ih⸗ ren außerordentlich correfpondirenden und Ehren » Mits gliedern an. Rur fann ich für diefen Winter mich zu Feis ner beftimmten Arbeit verbindlidy machen, da ich auffer den Befchäften der. Profeflur und ben Nebenämtern, and einigen fiterarifchen Arbeiten, auch noch die Gefchäfs te des balbjährigen Decanats meiner Facultät zu befors gen babe. Wohl aber werde ich gern auf jede Weife, fo viel ich kann, zur Beförderung der vortrefflichen An⸗ ftalt beitragen, und ich bitte um ihre geneigten Aufträge in diefer Beziehung, «
> t *) Wir erwarten folhe mit Vergnügen und wuͤnſchen fie in ben nächfien Heften einzuruͤcken, fo wie wir auch den bes reits früher une angefündigten Beiträgen dieſes unferes geehrien Mitgliedes mit Verlangen entgegen feben. 4.0. 9.
92 Ueberficht des Briefwechſels.
2%. October. Herr Profeffor Wyttenbach in Trier an die Rebaction: » Den Schluß meiner neuen Vergleihung fende ih E. W. biemit. Das Refultat ergiebt fi) auf den eriten Blick, daß unfer Trier’fcher Codex Ms. weit reicher an bedeutenden Varianten tft, als der Heidelberger. Sch habe die Collation fo ein» getheilt, daß der Bearbeiter bed Paulus D. ohne alle E chwierigfeit die verfchiebenen Refearten Überfehen könne. Alle Barianten, welche der Heidelberger Codex fchon bat, ‚babe ich, wie ich auch deutlich bemerkte, nicht in die Reihe mit aufgenommen. — Run noch einige Worte über die Vita Annonis. _
In dem Werke bed Laurentius Surius Monat Des : cember (de probatis Sanctorum vitis, edit. Colon» 1618.) ftebt auch die vita S. Annonis Archiep. Colon. ab incerto authore , sed, ut creditur, jussu Regin- hardi, Sigebergensis Coenobit abbatis, scripta.
Unfere Stadtbibliothef befigt, wie ich ſchon früher die Ehre hatte zu benterfen, eine Hanbdfchrift der vita An- nonis , beigebunden dem Paulus Diaconus de gestis Longobardorum ; aberdiefe beiden Handfchriften find von verfhiedenen Schreibern, doch beide fehr gut und leſer⸗ lich gefchrieben. Die vita Annonis fcheint offenbar ans Ende des eilften, ober wenigſtens in den Anfang des 12ten Jahrhunderts zu gehören. Das Ganze diefer vita ift auf 23 Blätter in 4., auf Pergament mit fehr zierlis den, aber nicht fo fetten und großen Buchftaben gefchries ben, ald bie Gesta Longobardorum. Die Schrift ift noch runder, als das Facsimile der Epp. Bonifacii im neueften Hefte des Archivs zeigt, und gleicht fehr derjes nigen im Prümer Coder ded Regino. — Bei der Sollation der gedrudten vita bei Surius mit unferer Hands
1820, Dctober. 93
fihrift finbe ich ausnehmend große Varietät. Die Hand» fehrift hat da3 Ganze mehr zufammengefaßt, und bei Su, rins fommen oft ganze Blätter vor, meiſtens afcetifchen Inhalts, wovon die Handfchrift nichts weiß. Indeſſen fieht man doch, daß bier nicht 2 ganz verfchiebene vitae find; nur koͤnnte man fchließen, daß bie urfprüngliche Bearbeitung fpäter von einem Andern überbearbeitet (sit venia verbo!) und erweitert geworben fey. Dieje fheint unn in die Sammlung des Suriug übergegans gen zu feyn. Ich will vor jegt nur einige Beiſpiele an⸗ geben. | |
Der Anfang bei Surius heißt: » Anno generis et patriae suae decus, sideribus ipsis meritis altior, ex Alemannorum populis duxit originem. Pater ejus Vualterus, mater Engela dicebatur : ambo studio re- ligionis insignes, illamque qua secundum seculum non adeo celebrabantur, clarıtatem, cum essent tamen ex ingenuis ingenui, nobilitate quae est ad deum, valde transcendentes« etc. Soweit der uncritifhe Surius, der durchaus nicht anführt, woraus er feinen Abdruck nahm. | | Im Manufcript fteht weiter nichts als: Anno ge- nexris et patriae suae decus, sideribus ipsis meritis altior, ex Alamannorum populis beatam dexit origi- nem. Pater ejus Walterus, mater Engela dicebatur: ambo studio religionis insignes, ambo secundum se- culum ex ingenuis ingenui, quos puer bonae indolis deo prosequente clam fugiens , in Babinbergensium scolis ad literas positus est« etc. So ber Anfang bier, Volle Abweichung ift fchon jest fihtbar. Seite 130, Zeile 54. bei Suri ug lieft man: »Miranda sane con- stantia Praesulis, nec minus laudanda humilitas prin- cipis , porro in utroque timoris dei imitanda perfec-
94 Ueberſicht des Briefwechſels.
tio.« — (So weit gleichlautend mit dem Manuſcript; aber nun folgen große Verſchiedenheiten). « Et quia se occasio praebuit, licet per digressionem, de ejusdem regis morte , wo es indefjen fehr verfiändlich im Manu⸗ feript heißt: » Es quia nobis est interdicta prolixitas,, conversationis ejus summam scire volentibus breviter satisfaciemus.« —
Einige X Linien hat Surius jetzt wieder mehr, als die Handfchrift bi zu: »A primis ordinationis suae temporibus« etc. — Und fo geht ed durch das Ganze. Mit diefen Proben mag es bier einftweilen fein Bewenden haben. Es ift hieraus fchon Mar, daß, wenn unfere Handfchrift benutzt werden ſoll, geradezu die⸗ ſelbe vollſtaͤndig abgeſchrieben werden muͤßte; mit einzel⸗ nen notis variis reicht man nicht aus. Zu dieſer diplo⸗ matifch genauen Abfchrift bin ich berzlichgern erbötig, wenn &. W. e8 dienlich achten.
Bon Jvonis epist. befigt die hieſige Bibliothek auch ein Manufceript auf Pergament aus dem 12ten Jahr⸗ bundert (wie zu vermuthen) aber von nur 195 episto- lis. In der ehemaligen Abtey St. Marimin befand fich eine Handichrift diefer Briefe, aber biefe zählte 212, und doch habe ich aus einer Note bes Herrn Profeflor Neller, der im Jahr 1769. beide Handfchriften vers glichen hatte, daß der erfte Gobder einige Briefe enthalte, welche dem Mariminfchen fehlten, daß aber aud) freilicy diefer mehrere enthielt, welche in jenem mangelten. Leis der ift ber Mariminfche verſchwunden.
28. Oktober. Herr Dr. Perg aus Wien an den beftänd. Secretär: »Nach Beendigung ded Codex Caro- linus verglich ich die bier aufbewahrten Briefe Carls dv. G., nämlicy Catal. Juris canonici Nro, 45. literae
18%. Detober, 95
encyolicae Caroli M. (berfelbe Brief an Erzbifchof Odilbert von Mailand, den ich fehon in St. Paul gefunden) und ben an feinen Eohn Pipin im Catal. juris canonici N. 10. — !estere Hanbfchrift, in Hein Folio auf Pergament aus dem 11ten Jabrhunderte, ents hält die lex Longobardorum , nebft den Zufäßen der fpäs tern Beberrfcher Italiens feit Carl dem Großen, da nun gerade Herr ®raf Oſſolinsky meinen Catalog zu fehen gewäünfcht hatte, und ich deßhalb die Nummern der Briefe Carls an Alcuin und beffen Schreiben nicht auffinden konnte, blieb ich fogleich bei den Bapitularien der Caro» Iinger. Diefe beftehen in Caroli Magni, Pippini, Lu+ dovici Pii, Lotharii, Ludovici Il. additamentis ad legem Longobardorum (Georgiſch. Abdruf S. 1134 bis 1252); dann Capitulare Aquis granensa, anni 789 (Baluz T. I p. 209 bie 240), wovon hier im Catal, juris canoniei N. 128 eine Handfehrift in groß Octav aus dem 9ten Sahrbundert ift; — Capitulare quartum anni 806. (Baluz T. I. p. 449.) in demfelben Coder, und das »Capitulare Caroli M. contra Judaeos« im Catal. jaris canonici N. 99. Fol. saec. X., ein Theil der in Hardouins Boncilienfammlung T. IV. p. 1496, im Concilium Meldense, aufgenommenen Verfügungen. Die Bergleihung biefer Handfchriften ergab Berbefs ferungen umb einige wichtige Zuſaͤtze. Hierauf verglich ich Ermoldi Nigelli carmen elegiacum de Ludovico Pio ; ich ftehe im 3ten Buche und hoffe ed Montag zu bes digen. €. H. willen, daß es feine Handfchrift davon giebt, al&biefe eine, nach welcher sin Muratoris Scriptores rerum Italicarum zuerft und darans weiter bei Bouquet abgedruckt ward. Mu ratori ſah das Oris ginal nicht, ſondern erhielt mit Erlaubniß Kaiſer Car lésVI.
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eine Abfchrift nad Gentilotti's Copie in deſſen großem Gatalog; aber entweder Gentilotti ober der Abs fhreiber lad nicht genau, weßhalb Muratori, der dieſes nicht wiffen fonnte, manche durchaus unverſtaͤnd⸗ liche Stellen und falſche Lefearten bat. Die fonderbare, bisher, fo viel ich weiß, unerflärte, Ueberfchrift: Regia Ermoldi wird jeder, dem die Züge des 14ten Jahrhun⸗ derts nicht unbefannt find, auf den erſten Blick für: »Elegia Ermoldi« erfennen; auſſerdem noch eine zweite mit dem ganzen Gedichte zugleich im 10ten Jahrhundert gefchriebene Ueberfchrift finden. Die Lefeart massis im erften Buche, wovon Muratort fagt: ein Oedipus möge fie erflären, bedarf deſſen nicht, denn es ſteht im Ma⸗ nuferipte Martis, das r und t ft, wie oft im 10ten und noch häufiger im Yen Jahrhundert, mit einander ver bunden, und bem flüchtigen Blicke wie ss erfchienen. Eben fo muß im Aften Buche ftatt hero (welches für heros ſtehen follte) Bero, im 2ten flatt jura — rura, im 3ten ftatt partem — per artem gelefen werden. Nicht felten bat der Tert wirflich Die, in den Noten bei Muratori vorgefchlagene, Verbeſſerung. Die Schriftprobe {ft feineswegs treu, wie es fcheint durch gleiche Schuld des Zeichnerd und Kupferſtechers; ich werde baber eine neue machen laſſen. — Sch benuge die Nachmittage for wohl zu Vergleichungen gedrudter Ausgaben mit meinen Handfchriften als befonders zu critifcher Unterfus chung der Quellen der Merowingifh Caro rolingifdhen Periode, eine Arbeit, die freilich noch nicht fobald beendigt ſeyn, aber einen bedeutenden Eins fluß auf die Herausgabe jener Quellen haben wird, ins dem fich zulest daraus mit volfommner Sicherheit ers giebt, was wirklich wegfallen darf. Jeder Gruubfag,
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als ber, das dem Stoff oder bee Form nad wirk lich Aufaͤngliche (Driginale, deffen Entftehung wir nicht weiter verfolgen Binnen) aufzunehmen, alles andere aber abznweifen, fann auf Abwege führen, während bei jenem die Wiflenfchaft gefördert und jede vernünftige Forderung befriedigt wird, indem es fi) von felbft verſteht, daß die ausgefchlofienen Schriften für bie Bearbeitung der beibehaltenen nicht verloren find. Ließe ſich's 5. B. bes weifen, baß die Annales Eginhardi durchgängig benfels ben, und zwar einen beffern Styl ald die andern Chro⸗ nifen diefer Zeit haben, daß es hingegen in den Anna- les Tiliani nnd Loiseliani einen Punkt giebt, von wo an bis zu ihrem Ende ſich ihr Styl verbeilert, und ihr Inhalt entweder wortficher Inhalt oder getreuer Auszug der Annales Eginhardi ift; fo wärde man fich wahrs ſcheinlich ziemlich allgemein daruͤber verſtehen, daß diefe für jenen Zeitraum die Quelle jener beiden und als fein beizubehalten ſey. Bei Benugung jener Annalen in ihren verfchiedenen Ausgaben und Handfchriften und Eopien (3. B. ben Annales Bertiniani, Mettenses, Regi- nonis und andere) zur Ausgabe der Annales Eginhardi würde ber Bearbeiter bald die Bemerkung machen, daß fhon bei ber erften Abfchrift ber legtern für die Annales Loiseliani einige Heine Zufäge und Beränderungen in unbebeutenden Morten gemacht feyn müffen, die fich ſeit⸗ dem in allen Handfchriften und Eopien der Annal. Loise- liani finden, während feine einzige Handfchrift der Ann. Eginhardi eine Spur bavon zeigt. Diefe allerdings merkwuͤrdigen Zufäge Cim I. 797 ber Name des Landes Habeln, im J. 807 die Bemerkung über den Abt Georg) müßten, ba es nicht nöthig iſt, fie befonderd audzudrüden, in den Tert der Ann, Eginhardi aufgenommen, aber
Archiv ie, III. Dd. 7
98 Ueberſicht des Briefwechfels.
durch Klammern darin abgeſchloſſen werben ); Die bloſen Wortveraͤnderungen gehören in die lectionum varietas. —
Richt fo ift e8 mit dem Poeta Saxo, weil in ihm nicht der zum Grunde liegende Stoff (Eginhardi Ann. et vita Karoli Magni) fondern defien Bearbeitung Werth für die Gefchichte hat. In den erfien 3 Büchern folgt er den Annalen fait Sag für Sag, läßt hin und wieder etwas weg, fagt wohl eiumal des Versmaßes wegen einellnwahrheit, und fein Eigenthum ift nicht viel mehr als die rhythmiſche Korm; im Aten und 5ten Bud) hingegen behandelt er den Gegenftand viel freier, und es wird mehr fein Werl. Daraus fcheint ſich zw ergeben, baß das wenige Eigenthuͤmliche der drei erften Bücher berausgezogen und die beiden legten ganz abge⸗ druckt werden müffen. **) €. 9. feben fon, daß fo wie jener Grundfag nur Ableitung aus dem erften Prins zip der Geſellſchaft ift, die wahren Quellen unferer Gefchichte zu fammeln, fo auch die Anwendung in jebem einzelnen Kalle feiner weitern Ungewißheit Raum giebt. Sie wird in der Regel von dem Herausgeber einer Schrift zu machen fepn, da fich diefer eine vertraute Kenntniß berfelben erwerben muß, fein auf einer kurzen Darftels Iung der Tharfache berubender Borfchlag ginge zuerit an Die Gentralbirection und dann in dad Archiv über, und ‚ würde, weun feine gegründete Einwendung erfchiene,
*) Wohl vieleicht beffer in untergefesten Noten; jedenfalls aber in ſolchen die beſtimmte Nachweiſung: woher? 5 Wir möchten es, eben megen des verdienftlichen ber Korm, faft vorziehen, auch die drei erſten Bücher ganı aufjunehmen, A. b. H.
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beftätigt. * — Die von Herrn Regierungsrath Delius (Archiv II. S. 120) gegebene erfte Regel überläßt der Willkuͤhr des Einzelnen noch zu viel, ohne ben beabfichtig» ten Bortheil zu gewähren, die Erfparung im Tert gebt durch bie Anmerkungen wieder verloren, und zur Bes fiätigung bes allgemeinen Urtheils über den Styl find gerade foldye Fälle, wenn mehrere Chroniſten, beren feiner des andern Quelle war , ein Ereigniß mit ähnlichen Worten erzählen, nicht unwichtig.
Auch die Anordnung ber einzelnen Quels len der Garolingifhen Periode wird in Folge dieſer Unterfuchnngen hin und wieder anders ausfallen, als in der vorläufig im erften Bande bed Archive von mir gegebenen Ueberficht, in welcher außerdem mandye der wichtigftien — fo die Sapitularien und Urfuns den — fehlen, weil ich damals nur das erfle Heft des Archivs fannte und ſie fuͤr definitiv ausgefchloffen hielt.
Herr von Buchholz fährt fort, die Briefe der Paͤbſte in der Hobenftaufifchen Periode mit ben Handſchriften der Hofbibliothet zu vergleichen.
28. October... Herr Dr. Böttiger, Profeflor in Leipzig, an den beit. Secretär. Gleich bei dem Bes kanntwerden diefer in ihrer Art einzigen Geſellſchaft leuch⸗
*) Diefer Vorſchlag, raͤthlich erfcheinende Abaͤnderungen oder Bearbeitungs⸗Weiſen mit ihren Beflimmungsgrüunden zur allgemeinen Kenntniß ber Gelehrten su bringen, durfte gewiß allgemeine Billigung finden und felbft dem Wunſch erregen, ba& dergleichen Belanntmachuugen ohne Umweg, zupaͤchſt und unmittelbar in das Archiv uͤbergehen, wo wir dann foldhe vorzuasmwelfe und ohne Zeitverluſt mit Vergnuͤ⸗ sen einrücken würden.
41.0.9.
ee.
100 Ueberficht des Briefmechfels.
tete mir ein, daß nur aufdiefem Wege in litterar. und finanzieller Hinficht eine Niefenunternehmung diefer Art begonnen werden koͤnnte, und ich freute mich gewiß, wie jeder , dem die Eultur ber vaterländifchen Geſchichte am Herzen liegt. Sch fah aber aud ein, daß ein foldhes Werk weit über dag nonum prematur in annum hinaus⸗ reichen und eigentlich nur einer fünftigen Generation zu Gute fonımen würde — serit arbores, quae futuro se- culo prosint! — Anfänglid ging ich wirflidy (eben das mals mit meinem Henricus Leo zu Ende, dem Sie ein fo gütiged Urteil wiederfahren laſſen) damit um, felbit meinen guten Willen und meine Sträfte der Gefellichaft anzubieten, blieb aber, ſchuͤchtern wie ich bin, meinem frübern Verhalten treu, mid) nie unaufgefodert zu etwas anzubieten, wobei ich vielleicht die Erwartungen und Vers fprechungen nicht ganz erfüllen koͤnnte. Wie fcbön finde ich mich alfo jest dafür belohnt! —
Die allmählich erfcheinenden Heftedes Archive (eines hechftwihtigen Nebeninftitutd) fchaffte ich mir an, und fhöpfte daraus manche trefflidhe Bereicherung meiner Kenntniffe und volle Achtung ‚gegen einige trefflihe Mits arbeiter. Auch babe ih, ohne noch Mitglied zu ſeyn, bin und wieder öffentlidy meine Meinung über das ganze Unternehmen geäußert, die, wie fie aus meiner Lieber, zeugung bervorging, nicht anders als Aufferft günftig ſeyn fonnte. Nebenbei ſah ich auch aus dem Archiv, daß es mir ziemlich gehen würde, wie bem Poet in Schiller Ges dichten, daß naͤmlich das Meifte und befonders der Scrip- tor, den ich, wenn mir je Mufe würde, am liebften bes arbeitet hätte, fchon vertbeilt war. Da ed nun meine Art nicht ıft, mit Zufagen freigebiger ale mit Erfilluns gen zu ſeyn — wie idy audy wuͤnſche, daß dieſes bei kei⸗ ‚nem Ihrer Mitglieder der Fall feyn möge: — fo erfläre ich Tieber gleich ganz offenherzig, daß ich erft recht thätig für diefelbe feyn faun, wenn meine Lage dieß geftatten wird. Um indeß meinen guten Willen redlich Darzulegen, will idy nach und nach, wie die Zeit ed erlaubt, und wenn mir bie Einſicht, wie ich boffe, geftattet wird, die ungebrudsen biftorifhen Schäge ber hie figen Univerſitaͤts-Bibliothek durchgehen und, was ſich etwa merfwürbiges ergeben koͤnnte, mittheilen. Wie bald und ſchnell dieß geſchehen kann, wie reichhaltig es ausfallen wird, vermag ich jegt nicht zu beftimnen. « —
0%
VII.
Ueber die Quellen der Altern deutfchen Sefchichtfunde zu Salzburg. )
Die Quellen und Huͤlfsmittel für die ältere deutſche Gefchichtfunde , welche man fonft auch zu Salz burg fand, find mit der Handbibliothef der Fürft- Erz bifchöfe , mit ihren Archiven und vorzüglich mit genen bes Domcapitels im Jahr 1807. größtentheild nach Bien gebracht worden. Dort können und werden bie Forfcher ber Gefellfchaft hierüber weitere Auskunft und Befriedigung finden. Zufällig blieben von jenen Samm⸗ Inngen einige Verzeich niſſe zuräid. Ein ſolches ent hält ein bier vorliegender Coder von Pergament mit dem auf Horn gejchriebenen Titel: Registrum librorum li- brarie Capituli ecclesie Salzburg. etc. Der nähere In⸗ hatt befagt, daß dieſe Bücherfammlung im Jahr 1453., anter dem Erzbifhofe Johann von Reißberg, der noch als Domprobft die Bibliothek Librariam ) neu ers baut und ausgeſchmuͤckt, und die Bücher mit Hülfe andes rer Canonici und bes Magifter Sobann Holvelder neu geordnet und aufgeſtellt hatte, befdhrieben wurden. Die Sammlung befiand aus 30 gröffern und kleinern Bänden , in 16Bretteg s Schränfen ( pulpita) vertheilt.
") Mitgerbeilt den 15. Novebr. 1820. non dem F. b. Legations⸗ Rath Frhru. von Koks Sternfeld, außerord. correfp. Mitgliede der Geſellſchaft für ditere deutſche Geſchichtkunde.
Archiv ıc. TIL MD. 8
2:73498%.2 73.1 7-Ugber bie Quellen
Außerbem waren noch einige Bücher im Nefectorium zum Vorleſen während des Tifches vorgemerkt.
Der größte Theil dieſer Bücher (Codices) beftand, den fummarifchen Auffchriften nad, aus Bibeln, heiligen Vätern, Gloſſen, Kirchengeſchichten, Evanges lien, Poſtillen, Epifteln, ‘Predigten, Ördensregeln, Ganonen, u. d. gl. Indeſſen finden fih darunter die opera des Ariftotele, des Aabani M. — Alberti Mag- .ni, — thome de Aquino; IIII. partes speculi histo- rialis; Chronica de origine mundi; Catalogus summo- rum pontificum , passiones et legende quorumdam Sanctorum; Mappa Terre Saxonie , et Chronicon Saxonum ; notitie de scto Äudberto et successoribus ejus, de Imperatoribus, Regibus et Ducibus Bayarie etc.
Der berühmte Anfelm Defing von Ennsdorf, Profeſſor an der Univerfität zu Salzburg, verfaßte von dieſer Muͤnſterbibliothek, (im domcapiteliſchen Archive begriffen) im Jahr 1740. ein vollſtaͤndiges Ver⸗ zeichniß, worin der Gehalt jener 390 codices, (332 der⸗ ſelben find auf Pergament, und 58 auf Papier geſchrie⸗ ben ), fpeziell aufgeführt fteht, und woburd ein uns gleich gröfferer Vorrath von hiſto riſchen Materias lien erfcheint. Ein Wink, wie oft dergleichen Codices noch ganz andere Dinge enthalten, als die erften Blaͤt⸗ ter vermuthen laflen.
Obgleich 2. Hübner in ber Befchreibung ber Stabt Salzburg (11.85. 1793.) anführt, daß Defing dies ſes Verzeichniß Berausgegeben babe; fo konnte id) boch Feinen Abdruck davon finden, wenigſtens nicht in den wenigen Tagen, welche ich diefer Nachforfchung wids mete; auch die XII Bände von Defings Auxilia hu- storica (insbeſondere ber VIIIte Theil) melden davon
ber aͤltern deutſchen Geſchichtkunde zu Salzb. 103
nichts. Dennoch halte ich dieſen muſterhaften Gas talog zur Herausgabe der Quellenſchriftſteller bes Mit⸗ telalters fuͤr ſehr achtungswerth. Eine vorliegende Ab⸗ ſchrift davon begreift 18 Foliobogen, mit der Aufſchrift: Catalogus librorum omnium qui in bibliotheca illmi ac reverdmi Capituli Metropolici Salisburgensis, prout prima opera et codicibus nondam legitimo ordine di- gestis conditus est, eo fine tantum, ut perspectis om- nibus libris accuratior deinde Index condi posset, ao. 1740. per P. Anselm. Desing Benedict. Ensdorf. Math. Prof. ete. und dem Schluſſe:
Descripsit ex Mscpto P. Desing, P. Frobenius Forster Prior et Bibliothecarius ad s. Emmerammum - Ratisbonae mense Septembri 1757. Diefen Zufag läßt einen vorhandenen Druck des Catalogs nody mehr bezweifeln.
Was der Fuͤrſtabt Martin Gerbert von St. Blafien in feinem Iter Alemanicum p. 430. et seq. (Edit. secunda 1773. ) davon audgehoben , gewährt für ben vorliegenden Zweck feine genuͤgende Auskunft. — Das von Defing aufgeführte Adami Bremensis Ca- nonici Chronicon Saxonicum ift wahrfcheinlich das oben 1433.) bemerfte Chronicon Saxonum ; aber wo iſt die Karte (Mappa Saxonie ) geblieben ?
Die von der Handbibliorhek der Fürft- Erz biſchoͤfe verſchiedene Hofbiblinthert enthält an Mas nufcripten für die @efchichte des Mittelalters mes nig. — Mehr Beachtung verdienen in diefer Hinftcht de Bibliothek der Abtey &t. Peter, und das bors tige Archiv. Einige Notizen über bie erftern liefern Mabillonii Iter germanicum, und Pez Isagoge ad thes. nov. Anecdot.
Mit diefen Nachrichten über bie Literärifchen Samms
8* |
104 Ueber die Quellen
lungen ber uralten Metropole am Fuße ber Tauern Fin» nen noch Kinthal ers Literaturzeitung vom Jahr 1801. cl. 88.) und Hauners Beiträge zur Gefchichte bed Aufenthaltsder Franzoſen in Salzburg wes gen der literärifhen Requiſitionen, welde daſelbſt durch den Commiſſaͤr Neveu für die Repu⸗ blik, und durch den Gen. Lecourbe-für ſich gemacht und vollzogen wurden, wobei jedoch an biftorifhen Materialien wenig verlohren ging, verglichen werben.
Ueber einige zum Archive der Abtey St. Peter tn Ealzburg gehörige Codices füge ich, nach einer fluͤchti⸗ gen Ans und Durchficht derfelben, folgende ganz unvors greifliche Bemerkungen bei.
Mseptum Z. Bon auffen überfchrieben: Pan- theon Godefridi Viterbensis. N. 2. (35) in Kol. Wären am Anfang und Ende diefes vortrefflihen Codex einige Blätter durch ben Ueberguß einer Dinte oder Farbe nicht faft ganz unleferlich geworden; fo bärfte er (viel⸗ leicht zu Anfang des XIII. Jahrh. fehr elegant auf Pergament gefchrieben) dem in der koͤnigl. Gentralbi« bliothek zu Münden befindlichen Eremplare von dier jem Hiftoriograpben breier Kaifer vorzuziehen feyn.
Codex membr. J. in Fol. — Bon auffen mit der alten Auffchrift: Vita et Miracula Sanctorum Severini et Trudberti etOswaldi, Mstum. Die erfien 9 Bläts ter, mit der Auffchrift: Vita sti. Severini. Incipit vita $. Severini et confessoris — tempore quo At- tila rex hunnorum etc. enthalten‘ die Lebensbefchreibung in Majusfel » Unzialſchrift und durchaus in fehr fchwer lesbaren Abbreviaturen; mit Gorrecturen. von neuer Hand. Diefelbe weicht von dem Abdrude in Hieron. Pe (1.66 — 8.) wozu ein Manufeript von Moͤlf
der ältern deutſchen Gefchichtfunde zu Salzb. 105
benugt murbe, fehr ab. Mehrere Capita ſcheinen, wenn fie anderd nicht fehr verſetzt And, ganz zu fehlen, Der Schluß diefer Lebensbeichreibung ſtimmt mit jenem in dem Bollandiften überein. — Herr von Klei⸗ mayrn lieferte in dem biplom. Anhange zu feiner Ju⸗ vavia einige Capita vom Leben des b. Severin aus einem fehr alten Codex bee Domcapitels, erwähnt aber biefes Manufcripts von St. Peter nicht.
Fol. 23 beginnt das Leben Trudpertd: Inci-. pit prologus in passionem sti. Trudperti Martyris etc. Es füllt 49 Blätter, eine vortreffliche, elegante, wohl⸗ lesbare Handfchrift. Nach dem Prolog folgt das erfte Buch in XXX. Capitel eingetheilt; als 1) de situ regni hybernie et quondam eam beatus patricius ad fidem Christi convertit;
2) de romanis pontificibus et imperatoribus etc. :
Das zweite Buch: Incipiant Capitula lihri se- eundi de miraculis sti. Trudperti mart. , enthält deren Die Zeit der Hanbfchrift wird am Schluſſe angeger ben: » Tempus si poscas, quo scripsimus hec ita nos- cas, Millenis decies septem 1er tresque ducentis an- nos adicies in Carne Dei viventis. Abbas Wernhe- rus tanc rexit martyris edem. Sie ſcheint alfo ein Geſchenk aus Trudberts Münfter im Schwarz walde zu fen.
Nach einigen Blättern mit Antiphonen und Homi⸗ lien befchrieben,, folgt der dritte Theil: Incipit Le- gendade sto.Oswaldo, in Lectionen eingetheilt, die 7 Bläts ter füllen. Der Anfang lautet: Igitur rex Oswaldusctc. Diefe Handſchrift möchte gleichfalls ber zweiten Haͤlfte des XIII. Jahrhunderts angehoͤren.
106 Ueber die Queen
Der k. B. Herr Minifterialrati Feßmayer hat bereitd (Arch. I. ©. 488.) des merkwürdigen antiquum chronicon Salisburgense erwähnt. Hieron. Bez (5.5. rer. austriac, Tom. I. p. 314 ete.) ließ dieſes Ehroni⸗ con aus einem vom Abte Placidus von St. Peter in Salzburg nah MILE gefendeten Codex abdruden. Es ift mir wahrfcheinlich geworden, daß biefer Codex nicht wieder in die Abtey St. Peter zurädfam. Denn biefelbe befißt jened Chronicon nun in einer Handfchrift anf Pergament, weldye mit dem Abdrude in Pez nicht ganz gleichlautend ift.
Der vorliegende Codex membr. in 4, überfchrie ben Mscptum K. N. 231. zeigt über den heil. Rupert und einige feiner erfien Nachfolger in ber Abtey, wovon der Urtert feine Sylbe erwähnt, Einſchiebſel you einer ganz neuen Hand aus dem 18ten Jahrh., vermuthlich, um ben Urfprung bes Stifte hinaufzuruͤcken. Diefe Eins fihiebfel war auch in die von Pe; gebrauchte Hanb⸗ ſchrift übergetragen ; denn er ließ fie, wiewohl mit klei⸗ nern Leitern, abdruden. Bei dem J. 1229. erfcheint im vorliegenden Codex eine andere Urſchrift, was auf fein Alter fchließen laͤßt. | Die Notiz 3. B. zum J. 1240: Heinricus Brixen-
sis Episcop. + fehlt bei Pez. Bei den Jahren 1257, 1258, 1363 find in Beziehung auf das zur Zeit bed Erzb. Philipp flattgehabte Interdict im vorliegenden Terte einige Zeilen delirt. Mit den Fahren 12368 u. 1358 erfcheinen wieder andere Hanbdfchriften. Die Chronik ſchließet, wie bei Pez, mit dem 3. 1398. Darauf folgen 5 Blätter, welche eine hiftorifch « etymologiſche Rhapfodie von dem fabelhaften Urfprunge Baterns und Noris cums, von ihren Voͤlkerſchaften, Stäbten, Fläffen,
%
der ältern deutfchen Geſchichtkunde zu Salzb. 107
Kon Regensburg, von KarlM., von der Einwanderung der Baiern aus Armenien nach der Suͤndfluth und nad) der Sprachenverwirrung Babylons — endlich von den Kesereien des Orients über die Geburt Ehrifti, und eine Bulle D. Clemens CIV.?) enthalten. . |
Sn dem Sollegiat- Stifte Mattfee, ( Matheseo) das befanntlich vom Thaffilo IL, an der Scheide des Salzah und Mattichgau errichtet, von Ludwig dem Frommen (5. 817.) in den Rang ber fonigs lich Abteyen gefegt, vom K. Ludwig in Baiern (845.) noch reichlicher begabt; von Carlmann aber der Ab» tey zu AltensDettingen einverleibt wurde, wobel ed den größten Theil feiner Guͤter einbüßte, liegt ein Codex vor, welden bereits t. Hübner in der Ber fhreibung des Fürſtenthums und Erzbisthums Salzburg (17%. 1.23. &.253.sq.) angeführt bat. Diefer Codex auf Pergament in Duartform beginnt p.1.
De fundatione Ecclesie sti Michaelis in Matze,
a dmo. Tassilone illustrie principe etc. und ents haͤlt Sefchichte, Urkunden und Nachrichten vom Stifte, and von yaffanifchen Bilchöfen, weichen es mehrere 100 Sabre untergeordnet war. Bon p.47. bis 183. fol- gen Die Verhandlungen unb Rechte Aber die Stiftsgüter um Salzburg, in Baiern, auf dem Veilhard, Höhuhard, Hausrudıc bie in das XVII. Jahr⸗ Junbert nachgetragen; P. 183. ift überfchrieben::
» In nome Dom. n. Jes. Chr. in hac compilatio- ne, que de diversis excerpta est, videl. de jure Ca- nonico, de ecclesiast. historia, de Orosio, de Cano- nicis Eusebii, Sonimi (?) *) et aliorum, de libro, qui
%) Jeronymi,
108 Ueber die Quellen
dieite Gemna anime, de opusculo, quod vve. (?) Ordo roman. ostenduntur legere volentibus aliqua de gestis sive statutis Rom, pontificum, et.de statu bonorum vel malorum Imperatorum. Insuper gbus qui successe- runt tam in sede apostolica, quam et in romana repu- blica, preterea gbus, qui memorati principes contem- poranei fuerunt a beato Petro apost. et a Cesare Au- gusto, usque ad ann. Dmi MCCC.
»Ab orbe condito usque diluvium füerunt duo millia annorum; a diluvio usque ad urb. Rom. condi- tam fuer. anni duo millia CCCCLXXXIV. (2494.) an. post evers tre-- (Trojae) CCCCXIIII. Urbs Roma a Romulo et Remo fratrbs germanis condita etc. So wird die roͤmiſche Gefchichte 4 Seiten hindurch mit genauer Genealogie verfolge. Bon der Geburt Ehrifti an erfcheinen die Daten umfiändlicher und vollftänbiger, ale im obenbemerften Chronicon Salisburgense bes St. Petrifhen Codex; ber Text des Mattſee'ſchen Codex, mit &loffen, die vielleicht nur um 50 Jahre juͤu⸗ ger als das Urmanufeript find, (3. B. ad ann. 800. über bie Geſtalt Carl des Groffen) weicht von jenem wefentlich ab; die Säge finden ſich nicht unter einander, fondern eng ineinander gefchoben. Vom Jahr 1003. an flimmen beide Codices in der Reihe der Thatfachen wies der mehr überein, weichen gegen das XIV. Jahrhundert bin abermals fehr von einander ab, und werben erft wies ber bei den Nachrichten über den Grafen Meinbard von Tyrol gleichlautend. Bei dem Jahr 1381. find im Mattfeefchen Codex unter andern bie in meiner Ges [dichte von Berchtesgaden angeführten Berfe Aber Herzog Friedrich von Baiern eingeſchaltet; p. 343 — 345. fteßt ein kurzes Chronicon Laureacense; ferner p. 347
der ältern deutſchen Befchichifunde zu Salzb. 109
— 351. ein foldhed von ben Herzogen von Baier vom Jahr 508. angefangen.
Zur Vervollſtaͤndigung ber Compilation finden ſich öfter leere Seiten und Blärter vor. Die Hauptchronif endet mit dem Tode bed Erzbifhofs Pilgrim von Salz berg im Jahr 1396. p- 354. P. 535 — 368. enthalten bie hiſtoriſch⸗ etymologiſche Rhapſodie über Ba i ern und No⸗ ricum mit der Bulle des P. Clemens; beren Anfang:
»Ad memoriam reducendo et — — incurrisse beren Ende; wie fie ber oben angeführte Eoder von St. Deter liefert. Beigebunden find noch 6 DOctanblätter von Pergament, bie Beſchreibung gines Reifenden vom heis ligen Lande, etwa vom Ende des KIM. Jahrhunderte, Der Anfang der Neifebefchreibung fehlt ; das Ende bes geichnet ein: Gloria tibi Domine.
Dffenbar Hatten die Ehronograpben von Mattfee unter ihren Hälfömitteln aud) das antiquum Chronicon Salisburgense zur Hand; ihre Compilation war neuer, konnte alfo auch umftänblicher und volftän- diger werben.
Das Chronicon Salisburgense, welches im VI. Tom. antiquae lectionis Canisii (Ingolftätter Ausgabe) ex bibliotheca Dr. Hungeri abgedrudt enthalten: ift, und wahrfcheinlicdh einen falzburg. Sanonifer zum Ders fofler hat, darf mit obigen beiden Chroniken nicht verwech⸗ felt werben.
Hieron. Pez: S. S. rer. aust. T.I.p.5 — 8 lie ferte, nach einem Manufcripte des Kl. Zwetel, gleidy fall ein Breve chronicon Laureacensium Archiepisc. et Episcop. Auctoregacerto. — Bel Vergleihung die⸗ fer Ehronif mit berähnlichen im Mattfeeftyen Codex erfennt man, baß die legtere 3. B. im Exordium kürzer
—
110 Ueber die Quellen
gefaßt wurde. Inden meiften Angaben ſtimmen fie übers ein; 5.8. über Rupert: An. DXCVUI. Erchinfridus Episcop. Pataviens. Beatus Aupertus in Bavariam et Austriam venit.
A.DCXV. Vilo romanuslaureac. Archiepisc, etc. Beato Aıgrerto Juvavo conceditur habiture.
Pez endet mit Bischof Udalrich 1092: — Der füngere Mattfee’fche Codex zählt bie Bifchdfe von Paſſan, aud die®rzbifchäfe von Salzburg bie zum J. 1360. auf; wobei obige Bemerkung von der fpätern Sompilationgilt. ine befondere Prüfung verdienen die in ber Bibliothek und ing Archive der Abtey St. Pes ter verwahrten Necrologia.
Unter einigen literärifchen Antiquitäten, welche ich
im Jahr 1813. im füdlichen Baiern gefammelt, der koͤnig⸗ lichen Gentrals Bibliothef zufendete, befand jich auch ein Coder über die Merovinger und Qarolinger. Aus Stellen, bie mir im Gebächtniffe blieben, vermuthe ih nun, daß es Eginhard über Karl den Grof fen war. Am Ende fanden fidy mehrere Blätter mit ber Auffchrift: De Vita st. Alphonsi.
Bon dem Congestum oder Indiculus Arnonis has ben Canisius (in Antwort auf die Frage im I. Bande des Archivs S. 335. wird bemerft, daß Canisius dieſe Urkunde: Annotatio Arnonis Episc. tempore Caroli M. Reg. Francorum überfdhrieb) , Gewoldus, ad Hundii Metropol. Salisb. Metzger, hist, salisburg. ; ; Hansiz , Germania sac. dad Chronicon novissim. st. Petri und Hrn. von Kleimayrn, in ber Juvavia Abdrüs de geliefert. Sc) habe den letzteihelbdruck mit der Älter ften Handſchrift, die bis jest davon befannt wurde, auf das genaneite verglichen. Dieſes Congestum (vom Jahr
der Ältern deutſchen Gefchichtfunde zu Salzb. 111
798.) das bie erfien Stiftungsgäter der falzburgifchen Kathedrale und ihre Geber aufzählt, bleibt eines ber älteften Denkmäler der baierifhen Geographie des Mittelalters. Als Gegenftäd dazu könnte ein aͤhnli⸗ ches Congestum berfelben Kathedrale, aus der Mitte bes XII. Sabrbunderts, wovon das Original mit bem erz⸗ bifhöflihen Archive nah Wien gefommen feyn möchte, angefehen und benugt werden. — Wenn bad eine den Uebergang aus ber Römerzeit in bad baieriſch⸗ fraͤnkiſche Coloniſations⸗ und Ngricultur » Syitem anichanlicy macht ; waltet im andern von der Donau bis an die Dran bereits allenthalben die confolibirende Amtsgewalt, Coffria,) woraus fih bald dad Dyr naftens und fpÄAter dad Territorialfyftem ent widelte, vor. Nicht als gefhidhtlihe Quellen, wobl aber als Huͤlfsmittel zum Berfiändniffe derfels ben dürfte die felbfiftändige Bearbeitung ſolcher Denk ſchriften fehr zu empfehlen und zu beförbern feyn.
112
IX,
Noch etwas über die Baͤmlerſche Chronif. (Bon Heren Geh. Rathe von Arnoldizu Dil lenburg. )
er 3. Hefte bed II. Bd. des Archivs der Gefellfchaft wirb &. 22. f. in der Anmerfung ** von den Herren Heraus⸗ gebern die Vermuthung geäußert, Die genannte Chronik möge wohl nur eine lieberfegung bes Martinus Polonus, eine Vergleichung Baͤmlers mit biefem baher wuͤnſchens⸗ werther, als die mit Königehoven ſeyn. — Der Segeneinanderfegung einiger kurzen Abfchnitte wirb aber ohne Zweifel die Ueberzeugung gewähren, dad Bämler bei feiner Chronik nicht den erſten, fondern den lebten benutzt babe. Sch bediene mid, bier des Abdruckes dee Mart. Pol. in der Kulpififhen Sammlung, da mir keine andere Ausgabe zur Hand iſt.
M. R. B. Honorius XLVTI. Xluj. Der xlvj. kay⸗ (Imp.) fer.
Honorius cum Theo- Honorius rich⸗ Honorius reychs dosio minore fratris fetemitbemmins Bent mit Dem flio imperavit annis ren Theodofien myndern Theo⸗ 15. Huiustemporibus 15. jor. Dirre dofio 15 tar. Romam caeperunt Honorius was diſer Honorius
Noch etwas über die Bämlerfche Chronik sr, 113
M. Wandali. Hispanias quoque et Gallias occupant et vastant. Et Hodagius rex Goth. ab exerecitu Rom. occisus est. Hoc tempore Pelagi- usadversusChri gra- tiam errorissui dog- mata praedicat. Ad cnuius damnationem concilium - - congre- gatur. Hoctempore Cyrillus - - - HicHo- norius filius Theod. et frater Archadii fuit D. Cuius tempore Herodianus quidam etc. His diebus - - pax ecclesiis reddi- tur. Tunc — flore- bat Augustinus Ep. Histemporibus apud Bethlehem Palesti- nae B. Jeronymus nonagesimo prime anno aetatis migra- vit ad Christum fuit
sane Honorius mori-
bus et religione Theodosio patri suo
K. Theodofius fun
und Archadius
Bruder. Er was an allen ſitten und Geiſtlichei⸗ ten wol glich ſi⸗ meBatter Theo⸗ doſien und wie das in vil krie⸗ ges ane wiel, ſo
ſtillete er er ſuͤ
doch alle das nuͤt vil blutes ver⸗ goſſen wart. Das brocht er zu mit ſinre ſenfmuͤti⸗ keit, und do man ihn frogete, wa⸗ rumb er ſine Vi⸗ gende nuͤt er⸗ ſchluge, do ſprach er. Wolte Got das es muͤgelich were, das ich doten moͤhte le⸗ bendig machen. Dirre Honorius ſtarp zu Rome
in dem xxj. jore
ſines Riches. Der jore hette
B. was Theobofiug
fun u. Ardas
biug Bruder. er
was an allen Dingen feinem vatter geleych yn wieuill in kriegs anviel ſo ſtyllet er doch ſy all das nit vil plut vergieſſens
danon kam. das
verpracht er mit feiner ſenfftmuͤ⸗ tigkeyt vn bo man in fraget warumb er feis nen feind nit erſchluͤg. Co fprad er woͤlt Got das ed muͤg⸗ lid) wer das ich bie toiten möcht lebendig mas
hen, diſer Ho⸗
norius ſtarb ze
rom in be xxj. jar ſeines reychß. der jar hat er zwey mit ſeinem vatter gereychß⸗
114 Noch etwas Über die Baͤmlerſche Ehronik
M.
similis, remq. publi- cam pacatam relin- quens Romae defunc- tus est: et iuxta B. Petri Ap. Ecclesiam in Mausoleo sepul- tus est. Nullam sobo- lem relinquens. Nam duae Stiliconis filiae —-eiusconiugio socia- tae— ex hac luce vir- gines migravere. Cu- ius Honorii tempori- bus, quamuis multa bella surrexerunt, ta- men velnullo, velmi- nimo sanguine sunt sedata.
Frbanus XVIII. (Papa. )
Vrbanus natione Rom. ex patre Poten- tiano , sedit annis 8, Mensibus 11.dieb. 12. et cessavit Episcopa- tus dieb. 30. Hic de regione via lata fe. cit omnia ministeria
K. er zwei gerich⸗ ſet mit ſime Vat⸗ ter und xiij mit ſime Bruder Ar⸗ chadio, und xv. jor mit dem vor⸗ gen . Theodo⸗ fien . und lied fein Eint. Suppl. p. AN. Under diſemHo⸗ norio flarb zu Betbleem ein Reiner Degan Teronimus ber Zerer bo er nun und nungig jor alt was.
xviii.
Vrbanus der erſte ein Romer was Bobeſt viii. jor vnd xii. wu⸗ chen. Der ſatte uf das alles das geſchirre das zum Altar gehoͤ⸗
B.
net vnd xiij. mit ſeine Brud' ar⸗ chadio un xv. mit de vorge⸗ nante Theodoſio vnd ließ bind’ im keyn kind. vnder diſem ho⸗ norio ſtarb ze Bethleem ein reyner Degan Jeronimus der Lerer da er lxxxxix. iar alt was.
U U)
von vrbano dem xviij. pabſt zu rom. Vrbanus ber erft ein roͤmer was pabſt acht iar vnd ein vn vierczig wochen, der hat auf ge» ferzet on georb» net dz alles ge
von Hrn. Geh, Rathe von Arnoldi in Diftenb. 115
M. sacrata, argentea vel aurea, vel stannea, etconvertismultosad baptismum et etiem Valerianum , nobi- lıss. viram sponsum S. Ceciliae, quem vsque ad martirii pal- mam perduxit. Hic Vrbanus genere no- bilis,ab ıinfantiaChris- tianus, virtute absti- nentiae et Castitatis persecu- tione ad huc saeri- ente successit Calixto
ornatus ,
Papae qui dignitatis
officium virtutum studiis ad ornans mul-
toties proscribitur ex vrbe, sed a Fıdelibus clamrevocatus, dum praedicationi et bap- tisationi Fidelium in- sisteret, capitur, et post Carceris squa- lerem decollatur.
K.
ret fol gülbin oder filberen fin oder zynin. und beferte vil lutes zu Chriften Gloͤ⸗ ben. Douorwart er Dide u8 Rom vertriben, Ze juͤngeſt wart er gemartelt und ein groffer heil ge. nody Gotz ges burte ccxvj. jor und lit Lipheftig in dem Frowen Elofter zu Er fheim in Stros⸗ burger Byſtum. Bi diſſes Bobe ſtes ziten gerie⸗ tent die Bobeſte ein wening ey⸗ gen haben. Wen vormolens lebe⸗ tent ſuͤ des ale⸗ muſen alſo hie vor die zwelf botten dotent.
B. ſchirr das zu dem altar gehoͤretſolt guldin odir ſil⸗ berin fin, on bes keret vil lewt ze chriſtenlichem glauben vn da von ward er dick von rom getri⸗
ben- Zu de lecz⸗
ſten ward er ge⸗ martert on ein großer heylig. vn das geſchach
nach crift. geb.
216. iare. Auch figt diſer heyl. pabſt leybbafftig in de frawen kloſter zu Er⸗ ſcheim in ſtraß⸗ purger Biltumb- Zu diſes pabſtes czeiten viengen an die paͤbſt ein
wenig eygen ha⸗
ben, wenn vor⸗ mals levten bie paͤbſt allein des almufene , ale
Ir LI. — ———— — — — —
116 Noch etwas Über die Baͤmlerſche Chronik
M.
Otto IV. CL.
Otto IV. de gente Saxonum a Dom. In- nocent. Ill. fuit co- ronatus in Basilica $. Petri, sed non fue- j runt sibi propter ma- leficium suum anni tributi, Hic accepta corona statim pug- nam hubuit cum Ro- manis et Contra vo- luntatem Dom. Pa- pae intravit regnum Apuliae, auferens il- lud Friderico regi Sicilise, unde Papa
excommunicarit
il.
lum. Quarto autem anno Imperiisui Fri-
dericum in Impera-
torem Principes ele-
gerunt, Qui veniens navigio vsq. Romam
a Dom. Papaeta po- pulo Romano hono-
X.
xcvj.
Dtte der vierdte von Sachſſen richfete iij. jor. Der wart ge kroͤ⸗ net zu Rome und donoch fur er wider des Bo⸗ befteswillen gen Pulle und nam das lant mit ger walt dem Känis ge von Gicilien. Darumb ver bien in der Bor beſt und trug mit kurfuͤrſten an das ſuͤ diſen Otten abeſattent von dem riche. und an ſine ſtat erweletent Fri⸗ derichen des key⸗ ſers Heinrichen ſeligen ſun. Do das dirre Otte
B. bievor bie bey ligen czwelff po» ten teten.
Der lrrrrvj. fayfer. Otto der von ſachſſen reych⸗ ßent vier iar. der ward ge⸗ kroͤnt ze rom. Diſer Otto bes gabet die zwey börffer&Blingen un Reytlingen mit ftet freyheit⸗ ten barnach fur er wider bed pabſt willen gen pül. von nam das land dem Kuͤnig von Sis cilien ab mit ger walt , darumb verpannetinder yabft vnd trug mit den fürfür, ften an das fy difen Dtten abs feczten von dem reych und an fein
von Din. Geh. Rathe von Arnoldi in Dillenb. 117
M,
rifice est receptus.
Qui in Alemanniam veniens contra Otto- nem, ibi mirifice triumphanit.
Kein ıc. L.WP.
X. befant do machte er ſich uf mit eim großen Volke und wolte den Fridriche der er⸗ welet was und gekroͤnet, han vertriben. Do beſameß derFri⸗ derich auch die ſinen. und ko⸗ ment in Swo⸗ ben zuſammen und wollent mit⸗ tenander han ge⸗ ſtrittent. Do ſoch Otte das imeFri⸗ derich zu ſtarg was dovon floh er in ſin lant gen Sachßen. Do fur Fride⸗ rich von einre ſtat zu der an⸗ der und zu den herren und hul⸗ detent ime al⸗ le. Dis geſchach nach Gotz gebur⸗ te M. ccxij. jor donoch uͤber vier
B.
ſtat erwallten
Fridrichen kap⸗ ſer Heynrichs ſaͤ⸗ ligen ſun. do das diſer Otto impfand. do ma⸗ chet er ſich auff mit einem groſ⸗ ſen volk vnd wolt den Fri⸗ drichen der er⸗
woͤlt was haben
vertryben. do beſamlet er auch die ſeinen vnd kom̃en in ſchwa⸗ ben zuſamen. vnd wollten mit einander haben geſtritten. do ſach Otto daz im Fridrich ze ſtark was. davon floch er in ſein land gen ſachſſen. do furFriderichvon einer ſtat zu der andern vnd zu den herren die huldetten im all.
diß geſchach nach 9
4
118 Noch etwas über die Baͤmlerſche Ehronit
M.
K.
jor ſtarp birre Otte der ent⸗ ſetzet was al⸗ ſo ein ellender man.
Supp. S. 425. Diſer Otto der begabet die zwey Affer Eßlin⸗ gen und Reut⸗ lingen mit der ſtat friheitten. —
B.
Gotes gepurd xij. tar. dar⸗ nach uͤber vier iar ſtarb diſer Otto ber ent⸗ ſeczt was. als ein ellender man.
Die Vergleichung dieſer, ohne beſondere Wahl, aus den drei Chroniken ausgezogenen Stellen, wobei in denen aus Martinus ber Kürze wegen diejenigen Umſtaͤn⸗ de, beren bie beiden folgenden gar feine Erwähnung thun, nur mit einigen Worten angebentet finb, wirbe fchon auf die Vermuthung führen, daß Königehoven wohl eine Handfchrift bed Mart. zwar nicht überfegt, aber body, fo weit biefer reicht, fleißig beuugt habe, wenn K. felbft ihn auch nicht in feiner Vorrede neben Eusebius und Vin- . centius Bellovac ald Quelle genannt hätte, vielleicht bat Koͤnigshoven in feiner Iateinifchen Ehronif *) felbft die
*) Wenn von biefer Fateinifchen Chronif Ks., dern Schilter in der Vorrede 6. XXIII. ermähnt, die Handſchrift noch aufsufinden ift, fo möchte es wohl einer Erwägung beduͤr⸗ fen, ob nicht dieſes lateiniſche Werk, ſtatt des deutſchen, in die Sammlung aufiunehmen fey? Aus dem leuten waͤ⸗ sen dann nur etwa die Varianten beisufügen.
von Hrn. Geh. Rath von Arnoldi in Dillenb. 119
eigenen Worte bed Martinus beibehalten. ben biefe Zergleichung läßt aber auch feinen Zweifel übrig, daß Bämler nicht die Martin’fcye Chronik überfegt , ober andy nur vor fid) gehabt, fondern eine Handfchrift von . Königehoven mit wenigen Abänderungen , die ſich auch wobl fdyon in feinem, von dem Straßburger verfchiebenen, Coder befanden, gebrudt habe. Denn als Zufall laͤßt fih nicht denken, daß B. gerade eben das in der Mars tin’fchen Ehronif Abergangen habe, was andy bei KR. fehlt. Auch könnten die beiderlet Ueberſetzungen nicht ſo genau and faſt woͤrtlich uͤbereinſtimmen.
Dieſe Uebereinſtimmung in Materie und Einklei⸗ bung dauert auch fort, wo Martinus aufhört. Nur iſt allentbalben fichtbar, wie auch früher bemerft worden, daß Baͤmler eine andere Handfchrift, ale die der Schil⸗ terihen Ausgabe zum Grund liegende , befeflen habe, Sie mag mehr mit der Dungenbeinifchen , wie fie Schils ter nennt, gleichlautend gewefen ſeyn. Go erzählt 5.8. Bämler wörtlich die Vergiftung K. Heinrih VII. dur einen Italieniſchen Priefter, wie fie Schilter ©. 425. and dem Dunzenheimer Manufcript nachträglich anführt. Mit anderen Worten bat fie auch die lat. Ehronif (Schil⸗ ter ©. 125) wogegen fie die Handſchrift bes Erraßbur⸗ ger Frauenkloſters uͤbergehet.
Bon des K. Wenzeslaus Abfetzung an und gegen das Ende hin finden ſich mehr Abweichungen von dem Schilter'ſchen Koͤnigshoven und deſſen Fortſetzer. Doch wird K. Sigismunds Zug gegen die Tuͤrken faſt mit den naͤmlichen Worten, wie bei Schilter erzaͤhlt.
Verſchieden ſind dagegen die Nachrichten von den zu dieſes Kaiſers Zeiten gehaltenen Kirchenverſammlungen. 9 %
120 Noch etwas über bie Baͤmlerſche Chronik ꝛc.
Bon K. Albrecht II. — bei Schilter Obrecht genannt — fagen beide Ehroniten nur wenig. Defien Gemahlin charakteriſirt Bämler ald primo probissimam, deinde talem qualem, Daß Albrechts Schwiegermutter an ſei⸗ ner Vergiftung Theil gehabt, ſagt B. nicht. Dagegen giebt er noch eine kurze Nachricht von Albrechts Sohne Ladislav, und laͤßt ihn zu Prag durch eine gebratene Birne vergiften. — Daß B. des lebenden Friedrichs Ges ſchichte kuͤnſtigen Chronikſchreibern uͤberlaͤßt, wogegen der Fortſetzer Koͤnigsbovens auch von dieſem noch hau⸗ delt, iſt bereits oben S. 216 bemerkt.
*
121
® | X. Nachrichten. über alte Jahrzeitbuͤcher. *).
1- Das chronicon ebracense, wovon Gerken Mel dung macht, iſt von dem bafigen Klofter in die Univerſi⸗ taͤtsbibliothek zu Würzburg gebracht worden. Nach der Aeußerung bes Töniglich baierifchen Herrn Archivars Seidner zu Würzburg, vormaligen Kanzleidireltors zu brach, befteht diefes Jahrzeitbuch nur aus wenigen Blättern, und ift an fidy geringhaltig.
Eine neue Bearbeitung und Herausgabe deſſelben it daher wohl nicht nothwendig.
2. Das Chronicon de fundatione monasterii Schwarzacensis hat wahrfcheinlich der Abt, Sobann Burlard, welder bie beiden Abtelen Banz unb Schwarzach zugleich verfab, in bie Erftere gebracht. Daffelbe wirb bad Nämliche ſeyn, welches Ludewig in dem zweiten Bande feiner Schriftfteller Deutfchlande Seite 45 n. ff. herausgegeben hat. Die Vergleihung biefes Abdruckes mit der Urbandichrift wäre um fo noth⸗ wendiger, ald die Alteften Urkunden des Kloſters Schwarzach zu Grunde gegangen find. in Befchid, dad auch in den allerneneften Zeiten ganze Urkundenfamms
*) Bon Herrn Hofrath und Archivar Defterreicher in Bam⸗ berg , von welchem auch die naͤchſtfolgende Nummer ik. u.
4
122 Nachrichten Über alte Jahrzeitbuͤcher.
Iungen von Kiöftern traf. Unterdeſſen kann ich im All⸗ gemeinen nicht dafür fiimmen, daß Jahrbuͤcher von Kloͤ⸗ ftern in die Sammlung ber Gefellfchaft aufgenommen werden. Sie enthalten wenig allgemein Weltgeſchicht⸗ liches und dagegen oͤfters viele Kleinlichkeiten, die gar keiner Beachtung werth ſind. Sie ſind gewoͤhnlich auch mit Maͤhrchen und Erdichtungen angefuͤllt. Nach meinen Ermeffen aber macht die &hronif von Schwarzach gros fen Theile eine Ausnahme davon.
Man fagte, fie fey von Banz in bie Bibliothek des verftorbenen Fürften von Palm zu Regensburg gefoms men. Sch fragte bei dem Herrn Konfiftorialfanzliften Ried daſelbſt an, welcher an Verfertigung ber Verzeich⸗ niffe jener Bibliothek mitgearbeitet hatte. Er antwortete mir, daß ihm von jener Chronik nichts zur Nachricht und zu Geficht gefommen ſey. Sie wird fi alfo anderwärts bin verirrt haben.
423
xl.
Lieber Adelboldi episcopi traiectensis tractat, de vita Henrici Il, imperatoris.
Jo ſtellte Nachforfchungen über Handſchriften von die⸗ ſem Werke an, jedoch ohne den bezielten Erfolg.
Auf meine Anfrage bekam ich von dem Bibliothekar Jack dahier die Antwort, daß feine ſolche Handſchrift in der koͤniglichen Bibliothek befindlich ſey. Wenn die Angabe Hirſchings richtig iſt, fo hat dieſe Handſchrift einen Seitenweg genommen, ſo wie manche Andere.
Durch den Herrn Archivar von Fuͤrer zu Nuͤrn⸗ berg, lies ich in der dortigen Stadtbibliothek Nachfrage halten. Es wurde mir die Antwort zu Theil, daß die daſelbſt aufbewahrte Haudſchrift nicht von dem Biſchofe Adelbold ſey.
Es befinden ſich in der bemeldten Bibliothek zwar wirklich 2 Handſchriften, welche den Titel führen: Liber de gestis et miraculis beati Henrici imperatoris et confessoris. Allein nah Murrs Befchreibung ber nürnbergifchen Bibliothefen ift die Erfte im! Sabre 1441 gefchrieben. Nach Bemerkung des dafigen Herrn Biblio thekars Raͤnner, zeigt auch ſchon der flüchtige Durchs bit, daß die Zweite ebenfalls nicht von dem Bifchofe Adelbold ift.
Bon ber Handfchrift, die ehemals zu Nebdorf ges
124 Ueber Adelboldi episcopi traiectensis etc,
weſen feyn fol, habe ich zur Zeit Feine weitere Kenntniß ; ic) werde fie aber zu erlangen fuchen.
Wenn aber die fammtlichen Hanbfchriften entweber neu, oder Erzeugniffe anderer Perfonen ale bed benann⸗ ten Bifchofes find, fo hat man ſich um fie nicht weiter zu bekuͤmmern.
Es ift auch fehr wahrfcheinlich, baß die Handfchrift, welche ſich zu Utrecht befinden foll, die urfchriftliche fey, deren Bergleihung auf allen Fall fehr willkommen feyn muß, befonders wegen des Wortes: Speichesbart, werüber man ſich bisher fo ſtark geftritten hat, und wels ches, jedoch fehr unmwahrfcheinlih, mit Speffart er klaͤrt worden tft, um auch dadurch zu beweifen, daß die Grenzen des alten Baierns fich bie an ben Speflartwald von diefer Seite ausgebehnt haben.
Die neue Bearbeitung bed Werkes von einem Zeite genofien des K. Heinrich IL. iſt aber in jeder Hinſicht wünfchenswertp.
— — — — — —
123
XII, Bemerfungen
über die alte Handfchrift des Liutprand (rer. gest.) in der föniglihen Bibibliothef zu Miün- hen aus Anlaß ihrer Vergleihung mit der Aus. gabe ex officına Jodoci Ascensii et Js. Parvi. Parisiis 1514. 4. von Heren Oberappellations⸗ Rath von Delling in Münden,
Jq babe die Ehre, das mir aus ber koͤnigl. Bibliothek anvertraute Manufcript von Lintprandi historia famt einem gebrudten Eremplar beffelben Werts hiermit zus ruͤckzuſtellen.
Die groſſe Anzahl der in dem letzteren von mir an⸗ gemerkten Varianten wird, wie ich hoffe, bezeugen, daß die Vergleichung nicht ohne denjenigen Fleiß angeſtellt worden ſey, der erfoderlich iſt, um dem Zwecke genuͤg⸗ lich zu entſprechen. Kaum eine oder andere Abweichung duͤrfte, wie ich mir ſchmeichle, meiner Aufmerkſamkeit ent. angen ſeyn. Ich bemerkte mit gleicher Sorgfalt, wie bie Verſchiedenheiten ber einzelnen Wörter und Saͤtze, auch bie ber eigenen Namen von Perfonen, Mtaͤdten, kaͤndern; ich hielt ed fogar nicht überflüßig , ſelbſt offen⸗ bar fehlerhafte Lefearten, Berftöße gegen die Grammatif, anzuzeichnen, bamit man, fo viel möglich, den Coder
126 Bemerkungen
in feiner wahren Geſtalt babe, und ihn felbft, zum Bes buf einer neuen Ausgabe, entbehren koͤnne, es müßte denn ein befonderer Zweifel bei einem oder bem anbern Worte in bem Bearbeiter ber neuen Ausgabe veranlaßt werden, ber dann freilich durch die eigene Anſicht bes Coder felbft gehoben werben müßte, und nur dadurch gehoben werben koͤnnte.
Das hohe Alter anferer Handfchrift darf meines Beduͤnkens, mit größter Wahrfcheinlichkeit angenommen werben. ie vereiniget alle vorzügliden Merkmale in ſich, welche nad) den Grundfäßen ber Diplomatik, einer Handfichrift aus dem zehnten Jahrhundert zukommen.
Sie tft auf Pergament gefchrichen; die Schrift tft vollfommen deutlich und lesbar; der Buchftabe ift ohne Punkt und ohne Accent, fo wie man es bie zum Ende des zehnten Jahrhunderts ſchrieb; auffer dem Punkte (welcher nicht anf der Linie, fondern an bem obern Theile des legten Buchftaben im legten Worte bed Satzes angebracht ift), hat fie feine Interpunction; das ae ift gefchwänzt e, der Abbreviaturen find wenige ; endlich das et, ed mag ale Verbindungswort, ober ale Sylbe eined Wortes vorfommen, ift in & abgekürzt.
Wenn nun bie Hanbfchrift, diefen Merkmalen zus folge, ganz das Bepräge einer aus bem zehnten Jahr⸗ hundert herrübrenden an fich trägt : fo darf man mit Grund annehmen, baß fie unter die erften gehöre, wel⸗ he von diefem Werke Liutprands mögen gemacht worpen ſeyn; ja, es laͤßt fich mit nicht geringer Wahrfcheinliche keit nacheiſen, daß das Freifinger Hochitift, aus mel» diem fie in die Lönigliche Bibliothek übergegangen ift, wenn nicht noch bei Lebenszeit bed Verfaſſers, bach we⸗ nigitens bald nad) feinem Tode, ber in die zweite Hälfte
über die alte Handfchrift des Liutprand 2c. 127
bes zehnten Jahrhunderts fällt, zu dem Beſitz berfelben gelangt fey. Naͤmlich gleichzeitig mit Liutprand ſtand der Kirche zu Freifing ale Bifchof Abraham vor, in der Geſchichte von Baiern befannt durch die wibrigen Schick⸗ fale, welche er ſich durch feine Verbindung mit dem Here
sog Heinrich, der den Kaiſer Otto II. vom Throne
ſtuͤrzen wollte, zuzog, und durch die Gunft, bie er bei der Wittwe des verftorbenen Kaiferd, Otto I. und Muts ter bed gedachten Herzogs, Subith, zu gewinnen wußs te. Dieter Bifchof war, wie man aus Meichelbedg Historia Frising. T. I. p. 175. erfieht, im Sı 961. zu Berona bei einer vom K. Dtto I. zufammenberufer nen Synode gegenwärtig. Sehr wahrfcheinlich machte er bafelbfi Liut prands perfönliche Befanntfehaft, wel⸗ he wohl auch die Belanntfchaft mit dem Werke, und befien Erwerb, zumal bei einem Freunbe ber Litteratur, ber Abraham war, zur Folge haben konnte. Man weiß es ja von ihm insbeſondere, baß er litterarifche Werte gefammelt habe. Extant, fagt Meichelbeck I. c. in bibliotheca ca- thedralis collegii Frisingensis plures Codices, sub Abfpamo episcopo conscripti, quos ante nos vidit Vir clarissimus P. Bernardus Pezius Mellicensis, uti datis ad nos litteris testatus est. Unde colligimus, barbaro etianr illo sae- culo Christi decimo Frisingae literarum amo- rem neutiquam intepuisse. Schade, daß bei Aufhebung bes Kloſters Benedikt⸗ beuern bie Briefe, welche an Meichelbeck von Gelehrten damaliger: Zeit gefchrieben worden finb "), unb bei feis
) &. Chron. Benedicto, bur. p. 68,
4
128 Bemerfungen
nem Tode noch aröfitentheild vorhanden waren , nicht mehr aufgefunden wurden. Wahrfcheinli würden wir in Pezens Briefe unfern Coder von Euitprand nnter des nen von Abrahams Zeiten, ausdruͤcklich bezeichnet findet.
Indeß darf nit unerwähnt bleiben, daß das Mas nufeript nicht durchaus von derfelben Hand gefchrieben it. Der erfte Abfihreiber fcheint plöglich zu einem aus dern Gefchäfte, oder gar in ein anderes Leben abgerufen worden zu ſeyn; denn er wollte oder könnte nidyt mehr Muße genug finden, um noch einen fehr kleinen Reft des fünften Buches hinzuzufügen; die legten ſechs Zeilen defielben find von einem andern beigefegt worden; fo wie daß folgende fechite Buch bis zu deſſen letzteren ſechs Kapiteln, und endlich diefe ſechs Kapitel ſelbſt in fpäter rer Zeit nacdhgetragen wurden. -
Auffallend ift, daß diefe letzten ſechs Kapitel bes fechften Buche den erfteren nicht in der gewöhnlichen Ord⸗ nung folgen, fondern ganz am Anfange des Coder zu ftehen gefommen find, ohne Titel, ohne Unterfcheidung der Kapitel. Hätte Baronius, welder in feinen Annal. eccles. ad a. 963. n. 2. T. X. ed. Colon. am erften bie Aechtheit der gedachten Kapitel beſtritt iſer Manufcript vor fich gehabt: er würde vielleicht aus diefer fonderbas ren Stellung derfelben einen neuen Grund für feine Meis nung von deren Unächtheit abgeleitet haben, wiewohl er auch dadurch nichts Entfcheidendes gewonnen haben würs de, da jene Stellung aus manchen fehr zufälligen Urfas chen berrühren fann,
Was übrigens Yon dem Aeufferft bes Manufcripts noch zu fagen wäre, beſonders von den in Liutprandi historia haͤufig vorfommenden griechifchen Stellen, bat bereitö der in. Unterfuchung der handſchriftlichen Schäge
über die alte Handfchrift des Liutprand 2c. 129
ber 8. Bibliothek unermuͤdete Herr Cuſtos Do cen in ſei⸗ nem Auflage: Nachrichten von einigen alten Handidhriften der ehemaligen Freifinger Stiftsbibliothek zur Genkge bemerkt. *)
Mir liegt vorzüglich ob, das Refultat, welches ſich ans ber vorgenommenen Bergleichung ergiebt, anzuzeis gen. Was nun bdiefes betrifft, darf ich wohl im Allge⸗ meinen behaupten, daß ber Münchner Eober nicht nur in einzelnen Wörtern, fonbern auch nicht felten in ganzen Eägen fehr viele und bebeutende Abweichungen von den bisherigen Ausgaben Cber von zwei Spanifchen Gelehr⸗ ten im Jahr 1640. beforgten fowohl, als der in Reuber's Sammlung befindlichen , welde in Muratori’s script. nur wieberholt ift) entbaͤlt; vieles, was in den letzteren bisher dunkel und unverfiändlich war, iſt nun far; ans dered , mas bisher als durch die Abfchreiber ganz vers fälfcht angefehen werden mußte, kann nun berichtiget; wieder anderes, was bisher zweifelhaft war, als ent, fhieden Acht oder unächt erklaͤrt Merden. Wenn in einer künftigen Ausgabe von Liutpr historia noch irgend» wo einige Dunkelheit zuräcbleibt: fo wird biefe weniger einer Berborbenheit oder Verfälfchung des Textes, als vielmehr dem ungleichen und manchmal etwas affectirten Style des Berfaffers zugufchreiben ſeyn.
Die ei n3 einen Abweichungen, welche ber freifin» ger Codex enthält, bier alle anzuführen, wäre, da deren Anzahl bebeutenb groß it, eine zu weitläuftige, und meines Erachtens eine zu gegenwärtigem Behuf über» fläßige Arbeit. Zwar rühren viele von ben von mir an⸗ gezeichneten Varianten blos von ber mir zur Verglei⸗
)&S,y.Arertins Beitrdge zur Gefchichte und Litteratur ©. 7.
x
130 Bemerkungen
chung äbergebenen Edition *) her, welche unter den frühes ren und unvollfommneren Ausgaben bed Werkes gebört; auch betreffen mehrere derfelben bloße Berfegungen ber Woͤrter, deren Vorzug nicht immer nach beſtimmten Res geln entfchieden werben Tann, fondern nicht felten nur von einem dunkeln Gefühle abhängt; allein, dergleichen Abweichungen auch abgerechnet, bleibt immer, felbft wenn unfer Eoder mit der befleren Reuber’fchen, oder, was Eines ift, mit der Muratorifchen verglichen wird, noch eine fo große Anzahl derfelben zuruͤck, daß ihre volls ftändige Angabe bier in jedem Falle zu weitläuftig ausfallen würde, fondern deren Einficht aus meinem bes zeichneten Eremplar bem fünftigen Herausgeber überlafs fen bleiben muß. Daber ich, lediglich um bie großen - Vorzüge des Freifinger Manufcripts nur noch mehr ine Licht zu feben, der Abſicht zu genügen glaube, wenn ich mich befchränfe, denjenigen Abweichungen, welche bes reitd vom Herrn Cuſtos Docen in dem obengedadhten Auffabe ausgehoben mggpen find, und deren Wiederhos lung zwecklos wäre, noch einige nicht minder merkwuͤr⸗ dige beizufügen.
Lib. II. C. 13. haben die bisherigen Ausgaben:
) Sie erfhien su Baſel in 4. unter dem Titel:
Liutprandi Ticinensis ecclesiae Levitae rerum gestarum per Europam ipsius praesertim temporibus , lıbri sex, Venundantur ab Jodoco Badio Ascensio et Joanne Paruo.
Am Enbe bes Werks ſteht: Er sic est finis corum quae de Liudprandi Levitae historia extare comperimus: cum certissimum sit eum plura aut scripsisse aut scripturum fuisse , si fata tulissent, Haec autem impressa sunt Ac- euratione Ascensiana ad Idus Septembr, Anni M,D, XIIII.
über die alte Handſchrift des Liutprand 2c. 131
Marozia ..... ex Alberto Marchione Albe- ricum genuit, qui nostro post tempore Roma. nae urbis principatum usurpavit.
Schon Muratori erflärte ben gewöhnlichen Tert bier für verborben *); denn biefer Alberich war ber Gohn eines gleichnamigen Vaters; and) dieſer hieß Alb es rich nicht Albert. Liutprand weiß died recht gut, wie man aus einer andern Stelle deflelben Werkes (L. III. C. 12.) erfiebt, wo er fügt: Habuerat sane Marozia silium nomine Albericum, quem ex Alberico Marchione ipsa genuerat.
Unfere Handfchrift hat deutlich auch in jener Stelle: Ex Alberico autem marchione Albericum.
L. III. C. 9. beißt es biſsher:
Secundo itaque, quo Pater Basileos constitu- tus est, anno, Homanos convocatos ad se Principes ifa convenit e.
Muratort ift der Meinung, Liutprand habe anftatt Romanos Romanus gefchrieben. Er fest zwar feinen Grund feiner Meinung bei; indeß vermuthe ich, er habe geglaubt, die Stelle werde baburch Dunkel, weil Roma- nos ſich auf Principes beziehen finne. Daß Romanos der griech. Nominativ ſeyn möge, ift ihm etwa im Aus genblick nicht beigefallen.
Run lieft unfere Hanbdfchrift allerdings auch AAoma- 205, wie die älteren Ausgaben **); allein das Wort tft an einer andern Stelle, fo, baß aus keinem Grunde weis
%) In Cap. 22, p. 215, Antiquit, Estensium, “) Die Ausgabe von Häguera und R. be Prado (Ant- werp. 1640.) bat: Romanus, 2.9.9
132 Bemerkungen
ter eine Dunkelheit oder Zmeibeutigfeit bed Sinnes vers anlaßt werben kann. Naͤmlich: Secundo itaque, quo Romanos pater basileos constitutus est anno , convocatos ad sese prin- cipes ita Convenit.
Sn dem nämlichen Kapitel des gebachten dritten Buches haben die gewöhnlichen Ausgaben:
Indicatum denique a populo, communigue de-
cretum est consilio, ut quia tante erat diqui-
tatis, et Arıwdiner, filiam suam Helenam /m-
perator ei copularat, rubricatarum pellium ea-
ligis, ut istic Imperatorum moris est, uteretur.
Significant, bemerft Muratori über biefe Lefeart, haec verba, Helenam quampiam Imperatoris filiam Romano Lacapeno, postea Augusto nuptam. Gerrae' et fabulae. Helenam quidem filiam Constantin. Por- phyrogenito parvulo suo Domino Romanus ipse con- jugem dedit, ut praecedenti Cap. monuit ipsemet Liutprandus; nullam vero Helenam is duxit. Quam obrem pro Imperator ei scribe Imperatori.
Unfere Handfchrift hat nun zwar nicht das von Muratori vorgefchlagene Wort Imperatori, aber einen andern ähnlichen Ausdrud, ber des gelehrten Mannes Vermuthung vollfommen rechtfertigt. Denn in berfelben heißt ee:
Indicatum denique a populo communique de- cretum est consilio, ut quia tantae dignitatis erat et leucalenon alba brachia helenan filiam suam imperiali dignitati copularat.
Das griechifche Wort Aswaarıe ift wirklich fo mit Iateinifchen Buchftaben unb der darüber fiehenden Leber» fegung geſchrieben.
über die alte Handichrift des Liutprand 2c. 133
L. V. Cap. 1. ftehet in den bisherigen Ausgaben : Qua etiam die Abdaram Rex noster a Rada- miro Rege Christianissimo Galitiae in bello superatus est.
Aus diefer Stelle nehmen Franzisc. Bivarius